Düsseldorf

Viehtröge in der Bibliothek

Tausende Juden aus Düsseldorf und Umgebung wurden zwischen 1941 und 1945 vor ihrer Deportation in Ghettos und Vernichtungslager in einer Viehhalle nahe des Derendorfer Güterbahnhofs eingepfercht. Familien mussten ihre Kinder in Viehtrögen waschen. Heute entsteht in dem denkmalgeschützten Gebäude eine neue Bibliothek der Fachhochschule Düsseldorf samt Erinnerungsort.

Um den gab es Aufregung, denn Mitarbeiter der Fachhochschule sprachen sich wegen der zu großen »seelischen Belastung« gegen die Installation von vier der alten Viehtröge im Foyer der Bibliothek aus. Inzwischen stellt die Hochschule klar: Die Tröge werden wie geplant gezeigt.

Informationsbedarf Ende August waren sie über das Vorhaben intern informiert worden. »Ich kann nachvollziehen, dass ein Mahnmal an einem Arbeitsplatz zusätzliche Herausforderungen an die Mitarbeiter der Hochschulbibliothek stellt, und bedauere sehr, dass dieser Aspekt nicht genügend Berücksichtigung fand«, klagt die Präsidentin der Hochschule, Brigitte Grass.

»Die Hochschule hat das Problem, dass ein internes Gespräch an die Öffentlichkeit gelangt ist«, erklärt Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. So habe es zu einem medialen »Sturm im Wasserglas« kommen können. »Aber wenn es nun schon an der Öffentlichkeit ist, dann kann diese auch mitdiskutieren. Ich finde das mimosenhafte Verhalten sehr komisch«, sagt Szentei-Heise. Es werde eine Rücksichtnahme auf Gefühle eingefordert, woran seinerzeit bei der Deportation der Menschen nicht ein Gedanke verschwendet worden sei.

Schlachthof Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf fordere schon lange einen Gedenkort auf dem Gelände des alten Schlachthofs und habe diesen auch ideell gefördert, sagt Szentei-Heise. »Die Fachhochschule hätte das aber gerne vergessen.« Erst die Mahn- und Gedenkstätte hätte das Thema Anfang der 2000er-Jahre aufs Tapet gebracht und damit die Einrichtung eines Gedenkorts angeregt.

Neben der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf hatten sich auch Stimmen aus der Politik für die Installation der Tröge in der Bibliothek ausgesprochen. Die Gemeinde hat sich inzwischen mit der Hochschule auf den 18. Februar für die Einweihung des Gedenkorts geeinigt.

Frankfurt am Main

Tagung »Jüdisches Leben in Deutschland« beginnt

Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, nimmt teil

 18.11.2024

Berlin

Toleranz-Preis für Margot Friedländer

Engagement für Dialog, Toleranz und Erinnerung an die NS-Verbrechen: Das Jüdische Museum Berlin hat zum 23. Mal seinen »Preis für Verständigung und Toleranz« vergeben. Auch Delphine Horvilleur wurde ausgezeichnet

 17.11.2024

Engagement

Im Kleinen die Welt verbessern

Mitzvah Day: Wie der Tag der guten Taten positiven Einfluss auf die Welt nehmen will

von Paula Konersmann  17.11.2024

Porträt der Woche

Entscheidung in der Nacht

Alexander Khramtsov floh als russischer Oppositioneller nach Freiburg

von Anja Bochtler  17.11.2024

Gera/Weimar

Stolperstein geschändet und Gedenkkränze für die Opfer der Pogromnacht gestohlen

Am Denkmal des ehemaligen Synagogenraumes waren die Kränze am 9. November abgelegt worden

 16.11.2024

Hannover

»Dieses schockierende Ereignis trifft unsere ganze Stadt«

Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) ist entsetzt über antisemitische Schmierereien – rund 800 Menschen demonstrierten

 16.11.2024

Mainz/Speyer

SchUM-Stätten erhalten Sonderbriefmarke

Die 85-Cent-Marke ist bald verfügbar

 15.11.2024

Gedenken

Fenster in die Vergangenheit

Erinnerungszeichen für Joachim und Maria Both enthüllt

von Ellen Presser  15.11.2024

Würdigung

»Ein Jude ist in Teilen von Abu Dhabi sicherer als in Teilen Berlins«

Peter Maffay und Armin Laschet in einer Stuhlreihe in Düsseldorf: Was hat es damit auf sich? Es geht um Antisemitismus - und um Wege, ihn zu bekämpfen

von Nikolas Ender  15.11.2024