Antisemitismus und die deutsch-israelischen Beziehungen beherrschten in diesem Jahr das NRW-Israel-Forum in Bochum. Vor mehr als 300 Besuchern diskutierten Politiker, Historiker, Zeitzeugen sowie Vertreter der Bundeswehr und der katholischen Kirche in der Jüdischen Gemeinde über das Top-Thema des Sommers.
In seiner Einführungsrede forderte der ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ein entschiedeneres Eintreten der muslimischen Gemeinschaft gegen Judenhass. »Was wir in diesem Sommer im Zuge des Gaza-Konflikts in Deutschland erlebt haben, war verstörend und besorgniserregend«, sagte Rüttgers. »Ich frage mich, ob die Islamverbände wirklich deutlich genug Position in Sachen Judenhass bezogen haben.«
Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, kritisierte in ihrer Rede, dass viele Demonstranten bei israelfeindlichen Kundgebungen antisemitische Parolen wie »Juden ins Gas!« riefen, ohne dass diese rechtlich geahndet worden waren. »Das kann und darf nicht sein«, betonte Lüders.
mehrheitsgesellschaft Doch auch in der Mehrheitsgesellschaft gebe es verstärkt antisemitische Vorurteile. Während des Krieges in Gaza etwa sei ihr aufgefallen, dass das Bild von Juden in Deutschland stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Vor diesem Hintergrund verlangte die Politikerin ein stärkeres Eintreten der Gesellschaft gegen jede Form von antisemitischen Äußerungen.
Den Hauptvortrag des Forums hielt der Generalleutnant des Heeres der Bundeswehr, Erhard Bühler. Der 58-Jährige betonte in seiner Rede, dass die Beziehungen zwischen der Bundeswehr und den israelischen Streitkräften aufgrund der deutschen Geschichte unvergleichlich sind. »Die Bundesregierung hat in der Vergangenheit mit guten Gründen immer wieder klargemacht, dass die Sicherheit Israels Staatsräson ist«, unterstrich Bühler. »Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern.«
Das NRW-Israel-Forum ist ein Projekt der Bochumer Initiative »Herausforderung Zukunft«, das unter Schirmherrschaft von Israels früherem Staatspräsidenten Schimon Peres steht. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen wird das NRW-Israel-Forum im nächsten Jahr erstmals in Jerusalem und Bochum stattfinden. ja