Die Jüdische Landesgemeinde Thüringen hat den Runden Tisch der Religionen in ihrem Bundesland verlassen. Ihr Vorsitzender, Reinhard Schramm, teilte mit, bei der für den 16. November geplanten, nächsten Sitzung des interreligiösen Gesprächskreises solle das Pogrom der Hamas gegen Israel vom 7. Oktober verschwiegen werden.
In einem offenen Brief an die anderen Mitglieder des Gremiums gab Schramm bekannt, er lehne eine weitere Teilnahme deshalb ab.
»Es war das größte Pogrom nach dem Holocaust«, schreibt Schramm über die Attacke der palästinensischen Terroristen, bei der 1400 Israelis ermordet, Tausende verletzt und 240 als Geiseln genommen wurden. »Das Pogrom war keine soldatische Tat, kein Kämpfertum der Hamas, es war gezielter Mord der palästinensischen Terrororganisation Hamas an unschuldigen Juden in ihrer Heimstatt Israel, nur weil sie als Juden auf die Welt gekommen sind«, heißt es in dem Rundbrief.
»Die tanzenden muslimischen Antisemiten in Berlins Straßen noch am Tag des Pogroms, aus Freude an der Ermordung von mehr als 1000 jüdischen Babys, Kindern, Erwachsener und Greisen, haben ihre Entsprechung im deutschen Faschismus, in der Reichskristallnacht von 1938, deren 85. Jahrestag wir am 9. November auf unserem jüdischen Friedhof in Erfurt begehen«, betont Schramm.
Minimum an Mitgefühl
»Die Leitung des Runden Tisches der Religionen in Erfurt ordnet über die Pogromverbrechen der Hamas Schweigen an, statt (eine) Bestrafung oder Ausweisung der Straftäter zu fordern«, heißt es in dem Brief. »Wir hatten als bisher engagierte Teilnehmer am Runden Tisch der Religionen ein Minimum an Mitgefühl mit uns Juden erwartet.«
Auslöser des Schrittes der Jüdischen Landesgemeinde ist eine E-Mail der beiden Sprecher des Runden Tisches, Eckehart Schmidt und Pirusan Mahboob. Darin wurden die Mitglieder aufgefordert, Tagesordnungspunkte einzureichen, die sie diskutieren wollten - mit folgender Einschränkung: »Mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten soll daran erinnert werden, dass wir uns – wie beim ersten Treffen im Frühjahr beschlossen – NICHT mit internationaler Politik beschäftigen werden. Wir wollen uns aber dafür einsetzen, dass die internationalen Konflikte nicht auf unser städtisches Miteinander übergreifen.«
In Berlin und anderen Städten in der Bundesrepublik war es seit dem 7. Oktober regelmäßig zu Pro-Terror-Demonstrationen von Hamas-Anhängern gekommen. Wie das Problem in Erfurt ohne Nennung seiner Ursache hätte diskutiert werden können, war aus der Mail der Sprecher des Runden Tisches nicht hervorgegangen. im