Der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, ist am Montagabend in Berlin mit dem mit 10.000 Euro dotierten Abraham-Geiger-Preis ausgezeichnet worden.
Damit ehrte das an der Universität Potsdam ansässige Rabbinerseminar das Engagement des Kardinals aus Luxemburg als »Garant lebendiger und respektvoller katholisch-jüdischer Beziehungen.«
Als »Sachwalter der Anliegen von Papst Franziskus« gebe er ein Beispiel für die gemeinsame Zukunft der Religionen in einer säkularen und pluralistischen Welt, heißt es in der Urkunde.
Die Laudatio hielt der portugiesische Botschafter in Deutschland, Francisco Ribeiro de Menezes. Er würdigte Hollerich unter anderem für sein Engagement im interreligiösen Dialog, im Klimaschutz und für Fragen der Migration: »Das alles macht Sie zu einem wichtigen Eckpfeiler der katholischen Kirche.«
Im Gespräch mit dem Präsidenten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Christoph Markschies, sagte Hollerich, wer Theologie nicht von Gott her denke, versündige sich. »Gott ist größer als meine Erfahrung«, betonte der Kardinal. »Wenn wir von Gott her denken, und sagen, Gott liebt alle Menschen, und ich beschimpfe sie und schließe sie aus - das passt nicht zusammen.«
Er selbst probiere, allen Menschen stets mit Respekt zu begegnen. »Ich gehe davon aus, dass ich von allen Menschen etwas lernen kann, sonst brauche ich ja keinen Dialog«, fügte der Kardinal hinzu: »Vielleicht machen wir zu viele Talkshows mit Schein-Dialogen.«
Im Namen des Zentralrats der Juden in Deutschland sprach Vizepräsident Mark Dainow dem Würdenträger Glückwünsche per Video aus. Er wäre sehr gern persönlich erschienen, aber die stark steigenden Corona-Infektionszahlen hätten dies nicht zugelassen, so Dainow. Von Herzen wünschte er dem Kardinal: »Alles Gute. Passen Sie auf sich auf, und bleiben Sie gesund.«
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) würdigte Hollerich in einem Grußwort als »Vermittler zwischen Menschen, Religionen und Kulturen«, der sich um die Vielfalt in der Welt verdient mache. Papst Johannes Paul II. habe das Wort von den Juden als »älteren Brüdern der Christen« geprägt. Es bilde die Grundlage für das »besondere Verhältnis, das Juden und Katholiken über die letzten Jahrzehnte hinweg aufgebaut hätten. Hollerich sei ein Garant dieser guten Beziehungen.
Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) erklärte, in einer Zeit vieler offener Fragen sei es wichtig, Kardinal Hollerich gerade jetzt auszuzeichnen, »um der Komplexität mit Aufklärung und barrierefreiem Dialog zu begegnen und sich vor »Zorn und Eifer« zu hüten.« Konflikte seien militärisch nicht zu lösen, Panik nütze nichts. kna