Kennt ihr das auch? Vor den Ferien freut man sich auf die lange freie Zeit und ist bester Laune. Endlich ausschlafen. Statt sich nach einem Stundenplan zu richten, einfach in den Tag hineinleben. Doch nach einigen Wochen kann es langweilig werden, wenn alle Freunde verreist sind, man nichts Großartiges vorhat und die Tage sich zäh wie Kaugummi ziehen – vor allem, wenn man mehrere Wochen am Stück zu Hause bleibt.
Marie-Claire Indilewitsch, elf Jahre, aus Berlin-Moabit verbringt die Ferien überwiegend in ihren eigenen vier Wänden. Sie hat in diesem Sommer bisher keine einzige Schulkameradin getroffen, denn alle sind im Urlaub. Doch Langeweile scheint die Berlinerin nicht zu kennen: Sie ist vergnügt und genießt die Ferien.
»Morgens wache ich gegen sieben Uhr auf, aber ich bleibe noch liegen, um zu lesen.« Später steht sie auf, um mit ihren Eltern zu frühstücken. Ein wichtiges Ritual ist für sie – auch in den Ferien – nach jeder Mahlzeit einen Kräutertee zu trinken.
minigolf Nach dem Frühstückstee wünscht sie ihren Eltern einen guten Arbeitstag und freut sich auf ihre Oma, die gegen neun Uhr vor der Haustür steht. »Ich fahre Rad und sie begleitet mich. Meistens zieht es uns in den nahen Park, in dem es eine Minigolfanlage gibt. Dort versenken wir die Bälle. Wir sind im Laufe des Sommers beide immer besser geworden.«
Bisher war das Sommerwetter in Berlin fast immer gut. Gegen Mittag kommen Marie-Claire und ihre Oma zurück in die Wohnung und essen gemeinsam, was ihre Mutter am Abend vorher gekocht hat. Anschließend braucht Marie-Claire erst einmal einen Tee – Pfefferminz diesmal.
Dann hat sie die Qual der Wahl. Klavier üben? Nach den Ferien gibt sie ein Konzert, wäre also keine schlechte Idee. Buch lesen? Sie mag Fantasy, aber nur spannende Geschichten. Oder vielleicht Schachspielen? Unzählige Pokale stehen bei ihr im Regal. Sie hat gerade den Verein gewechselt und mischt nun bei Makkabi mit.
Mathe Oder sich in Mathematikaufgaben vertiefen? »Ich liebe Mathe und beschäftige mich manchmal stundenlang mit dem Finden von Lösungen.« Jüngst hat sie die Aufnahmeprüfung bei der Mathematischen Schüler-Gesellschaft bestanden. Oder doch lieber Basteln mit den Topmodelheften? Na ja, mal sehen.
Nachmittags kommt ihre Mutter von der Arbeit nach Hause, um mit Marie-Claire etwas zu unternehmen. Es locken das Bode-Museum, die Gemäldegalerie und das Naturkundemuseum. Das Pergamonmuseum hat sie eben gerade besucht. Eigentlich könnte sie auch mal wieder an einem Workshop teilnehmen, überlegt sie laut. Neulich hat sie im Bode-Museum Münzen hergestellt.
Oder ein weiteres Bild anfertigen? Heute vielleicht malen nach Zahlen? Abends geht sie mit ihren Eltern gerne auch in klassische Konzerte. Eines steht für sie fest: Ohne Fenchel-Anis-Tee kann sie nicht einschlafen.
Schule Anfang des Monats hatte Marie-Claire Geburtstag und wollte diesen Tag unbedingt in Berlin mit ihrer Familie verbringen. Dem Schulbeginn sieht sie übrigens erwartungsvoll entgegen, denn dann besucht sie die 7. Klasse einer Schnellläuferklasse des Humboldt-Gymnasiums: »Ich freu mich auf meine Freunde!«