Herr Hofmann, die Frankfurter B’nai B’rith Loge begeht in diesem Jahr ihr 130-jähriges Bestehen. Was ist Ziel und Aufgabe des Vereins?
Gutes zu tun. Die Logenbewegung steht seit dem 19. Jahrhundert auf drei Säulen: Wohltätigkeit, Bruderliebe und Eintracht. Dies galt und gilt für die B’nai-B’rith-Bewegung, die 1843 von zwölf jüdischen Auswanderern in New York gegründet wurde. Sie haben die Logen-Tradition aus Deutschland in die neue Heimat mitgebracht. Ihr Bestreben war es, die jüdische Gemeinschaft zu stärken und sich wohltätig für alle Bürger einzusetzen. Dies galt auch für die 1888 in Frankfurt gegründete Loge, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Wir sind unseren Idealen und Werten treu geblieben.
Wie wirkte die Loge damals, wie sind Sie heute aufgestellt?
Die Frankfurter Loge war eine der bedeutendsten im gesamten Deutschen Reich. Damals war B’nai B’rith hierzulande sehr aktiv, der 1924 ins Amt gewählte Rabbiner Leo Baeck war der letzte Großpräsident. Viele Brüder wurden vertrieben und ermordet. Nach dem Krieg wurde die europäische Bewegung 1955 wiedergegründet. Die Frankfurter Loge wurde – nach der Schließung 1938 – dann 1961 wieder ins Leben gerufen. Heute haben wir etwa 140 Mitglieder.
Sie sprachen von Bruderliebe. Sind auch Frauen in der Loge aktiv?
Selbstverständlich. Frauen spielen immer eine große Rolle, ohne sie geht es nicht. Damen waren bei B’nai B’rith seit jeher aktiv, allerdings anfangs nicht als Schwestern offizielle Mitglieder der Loge. Das änderte sich nach dem Krieg. Meine Mutter war seinerseits erste Vizepräsidentin in Frankfurt.
Gegründet wurde die Organisation 1843 als geheime Loge. Noch heute haftet dem Orden etwas Geheimes an.
Da gibt es viele Geschichten, aber heute ist doch nichts mehr geheim. Die Bewegung gründete sich mit dem Bedürfnis, Gutes zu tun. Das organisierten die Bürger damals in einem ehrwürdigen Rahmen. Die Logenidee ist geblieben, und auch heute pflegen wir noch die Tradition. Wir haben Statuten, geschlossene Sitzungen, verfolgen gewisse Rituale. Aber da ist nichts geheim.
Sie organisieren in Frankfurt Konzerte, Vorträge, Gedenkfeiern, Logenkino. Aber die Aktivitäten im wohltätigen Bereich stehen an erster Stelle. Gibt es da einen Schwerpunkt?
Wir helfen da, wo Menschen in Not sind und eine Bedürftigkeit vorliegt. Wir kümmern uns um Institutionen und Einzelpersonen, auch interkonfessionell. Wir unterstützen beispielsweise den Sozialdienst der Polizei und wollen uns dafür erkenntlich zeigen, was die Polizei in Frankfurt für uns tut. Wir unterstützen zudem Projekte in Israel. Und wir greifen Schwesterlogen zum Beispiel im ukrainischen Lemberg unter die Arme. Dort helfen wir mit Geld, aber auch mit Sachleistungen, wenn zum Beispiel kranke Kinder einen Rollstuhl brauchen.
Die wichtigste Veranstaltung im Jubiläumsjahr ist das Logendinner am 21. November. Sie verleihen die Goldmedaille der Loge an Manfred Lämmer, Professor der Deutschen Sporthochschule Köln. Warum?
Wir haben ein regelmäßiges Event, früher nannte man das Brudermahl. Heute sind wir Schwestern und Brüder, nennen das eben Logendinner. Im Rahmen dieses Abends wird Professor Lämmer für sein Engagement im Sportaustausch zwischen Deutschland und Israel mit der Goldmedaille der Loge ausgezeichnet. Es ist eine Ehrung, die wir aus Anlass des 70-jährigen Bestehens des Staates Israel vergeben.
Und dabei wird auch das 130-jährige Bestehen der Frankfurter Loge gewürdigt?
Ja, und zu diesem Anlass möchte ich nochmals meiner Sorge Ausdruck verleihen, dass man auch in Frankfurt oft vergisst, was deutsche Juden für ihr Vaterland geleistet haben. Es ist für uns eine Pflicht, daran zu erinnern.
Mit dem Präsidenten der B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge sprach Detlef David Kauschke.