Graffiti

»Unsere Klowände sind nicht beschmiert«

Nur selten auf den Schulklos zu finden: Graffiti Foto: Thinkstock

Graffiti

»Unsere Klowände sind nicht beschmiert«

Wie sauber sind die Toiletten an jüdischen Schulen?

von Elke Wittich  03.07.2013 09:55 Uhr

Lange Wege, veraltete Technik, zu kaltes Wasser im Winter, verschmierte Wände und beschmutzte Kloschüsseln – Schultoiletten sind nicht immer Örtchen, die Kinder gern benutzen. Renovierungen und moderne Ausstattungen sind jedoch teuer. Haben die jüdischen Schulen dieselben Probleme, über die andere Bildungseinrichtungen klagen? Die Jüdische Allgemeine hat nachgefragt.

»Das Gebäude, in dem sich unsere Schule befindet, ist zum Glück relativ neu, Probleme mit alten Leitungen oder antiquierten sanitären Einrichtungen haben wir keine. Und auch Graffiti kommen bei uns nicht vor, dazu sind die Kinder einfach noch zu klein«, sagt Natascha Knoll von der Düsseldorfer Yitzhak-Rabin-Schule. In puncto Toilettenräume müsse man jedoch immer darauf achten, »dass die Kinder sie nicht als Rückzugsort zweckentfremden und sie vor allem nicht als unbeaufsichtigten Raum begreifen, in dem sie jede Menge Blödsinn veranstalten können.« Gegen Toben, Klettern oder kreative Spiele mit dem Klopapier helfe nur Aufsicht.

Reinigung Ganz wichtig sei außerdem regelmäßige Reinigung: »Gerade bei kleinen Kindern muss regelmäßig geputzt werden, das ist natürlich mit Kosten verbunden, aber anders geht es nicht.« Darüber, wie man die vorhandenen Räume kreativer ausgestalten könne, habe man sich an der Yitzhak-Rabin-Schule noch keine Gedanken gemacht: »Das würde unseren Zeitrahmen sprengen, und außerdem wäre es ja schon kontraproduktiv, denn das würde ja tendenziell dazu führen, dass sie vermehrt als Aufenthaltsräume genutzt würden«, sagt Knoll und lacht.

»Nichts, gar nichts – bei uns wird nichts willentlich kaputt gemacht, nichts beschmiert, nicht ein Spruch an den Wänden, nichts schmutzig hinterlassen«, sagt Heike Michalak von der Jüdischen Traditionsschule in Berlin. Die von Chabad Lubawitsch geführte Einrichtung ist mit 70 Schülern eher klein, was natürlich auch ein Grund dafür ist, dass sich etwaige kleine Vandalen nicht in einer anonymen Masse verstecken könnten.

»Aber viel wichtiger ist es, den Kindern Grundprinzipien zu vermitteln und vorzuleben: sich als Gemeinschaft begreifen, die viel Zeit miteinander verbringt und nach festen ethisch-moralischen Regeln miteinander umgehen.« Dazu gehöre auch die sogenannte Klassenverantwortung. Dabei hat jede Klasse im Wechsel einen Gemeinschaftsdienst, »eine kümmert sich ums Altpapier, eine um die Pflanzen auf dem Balkon, eine andere macht den Pausenhof sauber«, erklärt Michalak. Natürlich müsse es bei der Verteilung der Aufgaben gerecht zugehen, »dann macht es auch allen Spaß«.

Luxusprobleme Die Schule hat eine Putzhilfe. »Wir haben uns dafür entschieden, jemanden anzustellen, weil wir wegwollten von Reinigungsunternehmen«, sagt Michalak. Die Erfahrungen mit diesen Firmen seien sehr negativ gewesen: »Oft wurde nur nach Plan geputzt. Wenn donnerstags Fegen auf dem Programm stand, dann wurde donnerstags gefegt, auch wenn es geregnet hatte und es eigentlich nötig gewesen wäre, die Böden feucht zu wischen.« Nun sei man sehr zufrieden mit der individuellen Lösung, »unsere Putzhilfe ist persönlich involviert, sie geht eben nicht nach Schema F vor«. Also ist alles gut an der Schule? »Na ja, mehr Toiletten kann man immer gebrauchen, und neuer können sie natürlich auch immer sein«, meint Michalak, »aber das sind doch eigentlich Luxusprobleme.«

In der Frankfurter Lichtigfeldschule gibt es ebenfalls kaum Erfahrung mit Vandalismus. »Besuchern von außerhalb fällt immer sofort auf, wie wenige Graffiti es zum Beispiel gibt«, berichtet der stellvertretende Schulleiter Rafael Luwisch nicht ohne Stolz. Für eine große Schule – und die Lichtigfeldschule ist mit 400 Schülern nicht eben klein – ist das ungewöhnlich: »Hier würde jemand, der in der Pause eine Wand beschmieren würde, auffallen. Die anderen würden sich schon sehr aufregen. Unsere Schüler sehen die Schule als ihre Heimat, in der sie sich wohlfühlen wollen.«

Das 1804 gegründete Philanthropin wurde erbaut, »als es die Frankfurter Judengasse noch als Ghetto gab«, erklärt Luwich. Die Schule für Kinder aus armen jüdischen Familien war seinerzeit hochmodern und technisch auf dem neuesten Stand. Nach heutigen Maßstäben sind die Sanitärräume allerdings nicht optimal gelegen, »sie befinden sich immerhin im Gebäude, was bei vielen anderen Bildungseinrichtungen aus den vorigen Jahrhunderten nicht automatisch der Fall war, aber heute würde man sie näher an den Klassen planen«.

Porträt der Woche

Familie, Glaube, Neubeginn

Edouard Joukov stammt aus Russland und fand seinen Platz in der Ulmer Gemeinde

von Brigitte Jähnigen  28.11.2025

Doppel-Interview

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  28.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Mitzvah Day

Grünes Licht

Jüdische Gemeinden und Gruppen gestalteten deutschlandweit den Tag der guten Taten

von Katrin Richter  27.11.2025

Düsseldorf

Cooler Kick

Beim Ilan Fiorentino Cup kamen im Gedenken an Spieler aus dem Kibbuz Nahal Oz Israelis, Exil-Iraner und das NRW-Landtagsteam zu einem Freundschaftsturnier zusammen

von Jan Popp-Sewing  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025