Unter strikter Einhaltung der 2G-Plus-Regelung fand heute die Ratsversammlung des Zentralrats der Juden statt. Im Ignatz-Bubis-Gemeindezentrums der Jüdischen Gemeinde Frankfurt kamen rund 50 Delegierte aus den Landesverbänden und Großgemeinden mit Vertretern des Direktoriums und Präsidiums zusammen.
Die jährlich tagende Ratsversammlung, das oberste Entscheidungsgremium des Zentralrats, wurde im vergangenen Jahr in digitaler Form abgehalten. Diesmal in Präsenz, doch ohne Gäste und in kleinerer Form.
ZUSAMMENHALT Die Teilnehmer in Frankfurt begrüßen zu können, sei etwas Besonderes geworden, so Zentralratspräsident Josef Schuster. Mit Blick auf die Pandemie gebe es weiterhin viele Ungewissheiten und Fragezeichen. Dennoch gebe es Grund, in optimistischer Stimmung nach vorne zu blicken: »Denn in den zurückliegenden zwölf Monaten hat die jüdische Gemeinschaft eine Menge geleistet und unser Zusammenhalt ist gestärkt.«
In seiner gut einstündigen Rede gab Zentralratspräsident Schuster einen Überblick über besondere Veranstaltungen, Themen und Debatten des vergangenen Jahres und hob dabei das Jubiläumsjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« als herausragendes Ereignis hervor.
Zudem habe man mit dem Spatenstich für die Jüdische Akademie in Frankfurt und der Eröffnung neuer Räume für das Zentralarchiv in Heidelberg Signale gesetzt, die eindeutig in die Zukunft weisen. Dabei erwähnte Schuster auch die Amtseinführung des Militärbundesrabbiners Zsolt Balla und die Einrichtung des Militärrabbinats.
ANERKENNUNG Der Zentralratspräsident verwies in seiner Rede auch auf die andauernden Bemühungen, eine Verhandlungslösung für das Problem der Altersarmut jüdischer Zuwanderer zu finden. Hier ging es zunächst um eine Regelung im sogenannten Fremdrentengesetz, nun eher um eine Fondslösung. Auf jeden Fall müsse eine schnelle Klärung für die Betroffenen gefunden werden, deren Lebensleistung anzuerkennen sei.
»Sie werden unterstützt, niemand wird abgewiesen. Ein Giur für patrilineare Juden hat keine Hürden.«
Auch zur Diskussion um die Vaterjuden bezog Schuster in seiner Ansprache Stellung: »Wer halachisch Jude ist oder nicht, ist kein Thema des Zentralrats der Juden in Deutschland, sondern ausschließlich der Rabbinerorganisationen.« Dies werde in der nichtjüdischen Öffentlichkeit nicht immer so verstanden. Das Thema sei nicht neu.
Er habe unverändert den Wunsch an die Rabbiner, sich Gedanken zu machen, wie Menschen, die jüdisch sozialisiert sind, der Übertritt zum Judentum erleichtert werden kann. Unter Beachtung der Halacha könne hier doch einiges getan werden, betonte Schuster und erhielt dafür den Applaus der Delegierten.
RÜCKSICHT In der anschließenden Aussprache meldete sich die liberale Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck zu Wort. Sie machte deutlich, dass die Allgemeine Rabbinerkonferenz Rücksicht auf Vaterjuden nehme: »Sie werden unterstützt, niemand wird abgewiesen.« Ein Giur für patrilineare Juden habe keine Hürden.
Im weiteren Verlauf der Ratsversammlung stand noch der Bericht des Prüfungsausschusses über den Haushalt 2020 und die Beschlussfassung des Etats 2022 auf der Tagesordnung. Der Haushaltsplan wurde einstimmig angenommen. ddk
Lesen Sie einen ausführlichen Bericht zur Ratsversammlung in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen am 25. November.