Die Union progressiver Juden (UpJ) wählt am 11. Dezember in Berlin ihren neuen Vorstand. Das bestätigte die UpJ-Referentin Irith Michelsohn heute im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.
Die Wahlen standen turnusgemäß im Mai 2023 an. Unter anderem wegen der Vorwürfe am Abraham Geiger Kolleg (AGK), die auch Kolleggründer und UpJ-Vorstandsvorsitzenden Rabbiner Walter Homolka betreffen, sollten sie jedoch auf den 4. September 2022 vorgezogen werden. Nun wurde der Termin um drei Monate verschoben.
Homolka lässt derzeit sein Amt sowie weitere Aufgaben in der jüdischen Gemeinschaft bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen. Der UpJ-Vorstand besteht derzeit aus der Vize-Vorsitzenden Inna Shames und der Schatzmeisterin Alexandra Khariakova.
KANDIDATUR Die Neuwahlen seien auch deshalb nötig, weil zwei weitere Vorstandsmitglieder ihre Ämter aufgegeben hätten, sagte Michelsohn. Dies stünde jedoch in keinem Zusammenhang mit den Vorwürfen am AKG. Wer im Dezember für den neuen Vorstand kandidieren wird, stünde noch nicht fest.
Kritik an dem angesetzten Wahltermin kommt von Rebecca Seidler, der Vorsitzenden des Landesverbandes Israelitischer Kultusgemeinden von Niedersachsen, dem sechs liberale Gemeinden angehören. Man solle zunächst einen zurzeit im Entstehen begriffenen Bericht zu den Vorwürfen gegen das AKG abwarten, »damit wir anhand der Ergebnisse sehen können, welche Herausforderungen und Aufgaben auf die UpJ zukommen«, so Seidler im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.
Außerdem sei sie über die Verschiebung des Termins auf Dezember irritiert. Sie selbst habe bereits im Juli beantragt, die Wahlen zu einem späteren Zeitpunkt abzuhalten. Das sei seitens des UpJ-Vorstands mit »der juristischen Begründung, der 4.9. sei gerade noch vertretbar«, abgelehnt worden. Das entsprechende Schreiben des Vorstands liegt auch der Jüdischen Allgemeinen vor.
Kritik an dem angesetzten Wahltermin kommt von Rebecca Seidler, der Vorsitzenden des Landesverbandes Israelitischer Kultusgemeinden von Niedersachsen.
Seidler übte auch Kritik an dem Krisenmanagement des aktuellen Vorstands. Die ihrer Ansicht nach mangelnde Aufarbeitung der Vorwürfe sei »ein absolutes Unding«. Ihr Vertrauen in den aktuellen Vorstand habe sie verloren. Eine eigene Kandidatur schließe sie aus. »Es wurde deutlich, dass die Strukturen der UpJ nicht gesund sind und auch nicht transparent sind«, sagte Seidler.
KLÄRUNG Der Zentralrat der Juden in Deutschland beauftragte für eine Klärung der Vorwürfe am AKG die Rechtsanwaltskanzlei Gercke Wollschläger. Sie wird im Kolleg und anderen Institutionen Personen in verantwortlichen Posten und Mitarbeitende sowie potenzielle Opfer und andere Betroffene befragen.
Alle Institutionen hätten ihr Einverständnis dazu gegeben, hieß es. Mit Ergebnissen wird um den Jahreswechsel 2022/2023 gerechnet.
Mitglieder in der Union progressiver Juden in Deutschland sind liberale jüdische Gemeinden in Deutschland, laut Website der UpJ insgesamt mehr als 30. Mitglieder sind ebenfalls das Rabbinerseminar Abraham Geiger Kolleg in Potsdam, arzenu Deutschland und TaMaR Germany. ja/kna