EMG 2015

Unbezahlbare Erlebnisse

Drei von 300: Ohne die vielen freiwilligen Helfer wären die Spiele schwieriger zu bewerkstelligen. Foto: Uwe Steinert

Sie werden bei der EMG überall im Einsatz sein. Ob bei der Öffentlichkeitsarbeit im Bundespresseamt, an den Infoständen für die Athleten oder bei den Transfers vom Hotel zum Olympiastadion – ohne sie wären die Spiele schwieriger zu verwirklichen: die Volunteers. Etwa 300 von ihnen werden nach Berlin kommen oder wohnen ohnehin schon vor Ort und freuen sich auf ihren Einsatz.

Sie kommen aus Österreich, der Ukraine, Polen, Kanada, Schweiz, Schweden und Dänemark. Etwa 80 kommen bei 40 Gastfamilien unter, während andere in Berlin leben oder Bekannte und Verwandte haben, bei denen sie zur Zeit der Europäischen Makkabi-Spiele (EMG) wohnen können. Einer der Ältesten ist 71 Jahre alt, die Jüngsten sind gerade einmal 18 Jahre, wie beispielsweise Maria Seifert aus Essen.

Live-Erlebnis »Ich habe gerade mein Abitur gemacht«, erzählt Maria. Ehrenamtliche Arbeit ist für sie schon lange selbstverständlich, vor allem im Jugendbereich in der Jüdischen Gemeinde. »Nun habe ich die Möglichkeit, live bei den EMG dabei zu sein, darauf freue ich mich.« Sie wird bei der Logistik helfen und die Sportler in den Bussen begleiten. Gespannt ist sie auch schon auf ihre Gastfamilie, in der sie für die Tage unterkommen wird.

Für ihre Arbeit bekommen alle Volunteers freie Kost in dem Hotel, in dem auch die Sportler untergebracht sind, ein BVG- Ticket und je nach Wunsch ein Quartier bei einer Gastfamilie. Und natürlich freien Eintritt für die Sportveranstaltungen. »Ich weiß aber noch nicht, was ich mir anschauen werde.« Auf jeden Fall möchte sie so viel Zeit wie möglich im Stadion verbringen. Bestimmte Favoriten habe sie nicht. Bis vor wenigen Tagen hat sie noch an ihrer Bewerbung für einen Studienplatz an der Uni geschrieben. Denn sie möchte Internationales Management studieren, am liebsten in Bochum, Düsseldorf oder an einer Universität in den Niederlanden. Nun wird sie erst einmal ihre Zukunftspläne beiseitelegen und sich dem Sport widmen.

Michael Movchin ist ebenfalls 18 Jahre alt, hat ein eigenes IT-Unternehmen in München und engagiert sich seit drei Jahren als Madrich im Jugendzentrum Neshama. »Ich unterstütze gerne jüdische Veranstaltungen, und die EMG sind die Nummer eins bei den Events«, sagt er. Schließlich finden sie zum ersten Mal nach der Schoa in Berlin statt. Er ist im Bildungsprogramm eingesetzt und wird einen Workshop am Limmud-Tag gestalten. Ansonsten werde er dort helfen, wo Not am Mann ist. Für die Zeit hat er sich ein Hotel genommen.

Zu den jüngeren Volunteers gehört auch Milena Groß. »Mein Vater berichtet für das ZDF über die Veranstaltung, und er schlug mir vor, ebenfalls auch einen Beitrag zu leisten«, sagt die 23-Jährige. Sie werde die Mitglieder der amerikanischen und britischen Delegation betreuen, denn sie spricht fließend Englisch, da sie fast ein Jahr lang in den USA gelebt hat.

Für Milena beginnen die EMG schon einige Tage vor der Eröffnungsfeier, denn sie wird die Sportler bereits zu den Workshops begleiten. In Lüneburg hatte sie bis vor Kurzem Umweltwissen, Wirtschaftspsychologie und Nachhaltigkeit studiert. Demnächst will sie in Berlin ihren Master machen. Auch für sie ist ehrenamtliche Tätigkeit kein Fremdwort. Sie hat sich schon verschiedentlich engagiert, erklärt die Studentin. Nun sei sie sehr gespannt auf die Sportler, denn zu der Jüdischen Gemeinde Berlins hat sie keinen Kontakt. »Dafür kenne ich mich in Berlin gut aus und kann den Leuten viel zeigen.«

Infostand Auch Johannes Zimmermann ist die Stadt vertraut. Er möchte mit dem Rad ins Olympiastadion fahren, denn er wohnt in unmittelbarer Nähe der Sportstätte. Wo er eingesetzt wird und was seine Aufgaben sein werden, weiß er bis jetzt noch nicht. Es könnte auch sein, dass er in dem Hotel den Infostand betreuen muss. Der 25-Jährige, der gerade seine Masterarbeit in Agrarwissenschaften schreibt, hatte über die Mutter seiner Freundin von den EMG erfahren. Bis vor Kurzem hatte er noch nie etwas von Makkabi gehört. »Meine Kurse an der Uni sind beendet, und ich habe Zeit, dort zu helfen«, meint der Student, der ursprünglich aus Bonn kommt. Er hofft, dass ihm trotz seiner Arbeit als Volunteer noch etwas Zeit bleibt, einige Wettkämpfe zu verfolgen.

»EMG heißt zehn Tage lang Freude.« Rinah Neubauer kennt sich ebenfalls in Berlin bestens aus, denn sie lebt in der Hauptstadt und ist Beterin und Vorstandsmitglied bei Bet Haskala. Vor einem Jahr wusste sie schon, dass sie sich als Volunteer melden wird, da ihre zwei Neffen um Medaillen mitkämpfen werden. Einer beim Schwimmen, einer beim Futsal, einer Hallenspielart von Fußball. Die 58-Jährige wird im Mannschaftshotel einen Infostand betreuen. Ihre ehrenamtliche Arbeit in der Synagoge hat sie extra verschoben, um die zehn Tage für ihr Engagement bei den EMG frei zu haben. »Und es ist natürlich für mich praktisch, dass ich hier wohne.«

Mexiko Gleich zwei Wohnsitze hat Claudia Stein, einen in Berlin und einen in Barcelona. In diesem Sommer lebt die Autorin in Berlin und hofft auf »eine witzige, lustige Zeit. Ich betreue die Delegation aus Spanien und Mexiko«, sagt die 43-Jährige, die fließend Spanisch spricht. Obwohl es ja die Europäischen Makkabi-Spiele sind, kommen einige Sportler aus Kanada, Argentinien und Mexiko.

»Ich möchte viel Zeit mit ihnen verbringen und auch zahlreiche Wettkämpfe anschauen«, sagt sie, die ebenfalls Gemeindemitglied in Berlin ist. Als sie in den Medien las, dass Makkabi Volunteers sucht, war sie sofort mit von der Partie. »So ein Sportevent kann ja spannend sein.«

Das hofft auch David Kschenka, der in Halle Judaistik und Islamwissenschaften studiert. Über die sozialen Netzwerke erfuhr er von dem jüdischen Sportevent und dass noch freiwillige Helfer gesucht werden. »Da habe ich mich sofort gemeldet.« Da er Hebräisch und Arabisch spricht, hatte er angegeben, dass er die Sportler begleiten und für sie übersetzen könne. Aber worin seine Arbeit letztendlich bestehen wird, weiß er derzeit noch nicht.

»Ich trage auch gerne Ergebnisse ein. Hauptsache, dabei sein.« Aufgewachsen ist er in Forst in Südbrandenburg, nun studiert er in Halle und seine Schwester in Berlin. »Bei ihr werde ich wohnen, und wir wollen uns zusammen die Eröffnungsfeier anschauen.« Von den Sportarten interessiert ihn am meisten Fußball, aber auch die Mischung der unterschiedlichen Aktivitäten sei spannend, meint der 24-Jährige.

Siegerehrungen »Wir haben mehr als 165 Siegerehrungen in 19 Sportarten – das ist schon eine Hausnummer«, sagt Barbara Speckner, die zahlreiche Wettkämpfe hautnah erleben wird, denn sie leitet das Team der Medaillen-Zeremonie. Schon seit Wochen ist die 58-Jährige dabei, die Tabletts für die Medaillen zu verschönern, damit es auch »schick aussieht«, wenn sie zur Ehrung der Athleten schreiten. 20 Leute gehören ihrem Team an. Die Berlinerin hatte von einem Bekannten von den EMG gehört – und da sie seit etwa zehn Jahren regelmäßig bei Sportevents als freiwillige Helferin im Einsatz ist, habe sie auch für die Makkabi-Spiele spontan zugesagt. »Das sind Erlebnisse, die kann einem keiner bezahlen.«

Es werden noch Volunteers benötigt, Anmeldung unter: mona.meron@emg2015.org

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