Die Besetzung wird jünger: Dutzende von Teenagern bereiten sich in diesen Tagen intensiv auf die European Maccabi Games in Budapest vor. »Zum ersten Mal machen die Jugendlichen mehr als ein Drittel der Delegation aus«, freut sich Alex Bondarenko, Präsidiumsmitglied für Jugend bei Makkabi.
Schwimmbad 300 Sportler aus Deutschland sind mit von der Partie, davon 120 unter 18 Jahre. Tagsüber werden sie bei den Makkabi-Spielen auf den Plätzen, in den Hallen oder im Schwimmbad sein, abends wird ein Programm angeboten. Ebenso wird es mehrere Ausflüge geben, und Kabbalat Schabbbat wird in der Synagoge Dohánystraße, dem heute größten jüdischen Gotteshaus Europas, gefeiert. An diesem Wochenende treffen sich schon fast alle beim Pre-Camp in Debrezin und fahren anschließend nach Budapest.
Wer sich qualifizieren wollte, musste sich für Sichtungslehrgänge für die jeweilige Sportart anmelden und dort sein Bestes geben, um weiterzukommen.
»Viele treten zum ersten Mal an«, sagt Alex Bondarenko. Wer sich qualifizieren wollte, musste sich für Sichtungslehrgänge für die jeweilige Sportart anmelden und dort sein Bestes geben, um weiterzukommen. Und dann trafen sich alle noch beim Junior-Großlehrgang. Die meisten schafften auch diese Hürde. Insgesamt wird in 18 Sportarten um Medaillen gekämpft.
Sportart Einige Jugendliche sind je nach Sportart bei den Erwachsenen dabei, beispielsweise beim Hockey, weil es zu wenige Anmeldungen für ein Jugendturnier gibt. Bei Fußball hingegen gibt es sogar mehrere Unterteilungen bei den Jungs – die Spieler der U16 und U18 werden getrennt Tore schießen. Die gleiche Trennung nach Alter gilt für die Mädchen im Basketball. Ferner gibt es noch Schach, Tischtennis, Tennis, Fechten, Reiten und Schwimmen.
Das Interesse des Nachwuchses beweise, dass Makkabi auf der richtigen Spur bei der Jugendarbeit sei, sagt Alex Bondarenko. In diesem Sinn soll es auch nach den Spielen weitergehen. Die gerade gewählten Mitglieder der Jugendleitung sind in Budapest schon dabei: Noam Petri läuft beim Fußball auf, Valeriya Sokolova betreut Social Media, und Anton Tsirin wird in das Makkabi-Bärenkostüm schlüpfen und als Maskottchen alle anfeuern.
Die Jüdische Allgemeine stellt einige junge Sportler und ihre Disziplinen vor:
Noam Petri (15), Fußball
Noam wird als Kapitän auf den Platz laufen. Sein Trainer versichert ihm gerne: Er ist die Ruhe in Person, kann seine Mitspieler gut anfeuern und hat einen feinen Überblick über das ganze Spiel. Noam kickt schon, seit er zehn Jahre alt ist. Jetzt spielt er auf der Position des Innenverteidigers. Fußball ist bei Makkabi eine begehrte Sportart, doch Noam konnte sich mit guten Leistungen bei Lehrgängen qualifizieren. »Ich wünsche mir, dass wir als Team sehr gut spielen und weit kommen und am liebsten mit einer Medaille im Gepäck die Heimreise antreten«, sagt der 15-Jährige. Er hat eine Trainings-App eingerichtet und auch im Fitnessstudio trainiert. Das Einzige, was ihm Sorgen macht, ist das Wetter: »Wahrscheinlich werden es über 30 Grad in Budapest sein, das wird anstrengend.« 2013 saß Noam in Israel bei der Makkabiade noch als Zuschauer auf der Tribüne: »Seitdem ist es ein Traum von mir, als Sportler dabei sein zu können.« Sportlich interessiert er sich aber nicht nur für Fußball: Im Sommer surft Noam gerne und spielt ab und zu Tennis. Nun möchte er in Ungarn auch viele neue Leute kennenlernen.
Bella Endzweig (16), Tennis
Ihr großes As ist, dass sie mental stark ist. Bella kann den Tennisschläger in die Hand nehmen, auf den Platz gehen und dabei locker sein – auch wenn es um Sieg und Niederlage geht. Ihr halbes Leben spielt Bella schon Tennis. Seit acht Jahren steht die 16-Jährige mindestens zweimal wöchentlich auf dem Platz. Auf den Geschmack haben sie ihr Vater und ihr Bruder gebracht, die ebenfalls leidenschaftlich gerne Tennis spielen. Was Bella an dem Sport besonders mag? »Man kann es im Einzel, aber auch im Doppel spielen.« Außerdem ist sie viel an der frischen Luft. In Budapest wird sie im Einzel und im Doppel auf den Platz gehen – und wahrscheinlich auch noch im Mixed. »Ich möchte so weit wie möglich kommen«, sagt Bella. Gerne würde sie natürlich Medaillen holen: »Aber das wird schwer, denn das Niveau ist hoch.« Natürlich hofft sie auch, neue Leute kennenzulernen und viel Spaß zu haben. Zur Eröffnungsfeier werden auch Bellas Bruder und ihre Mutter anreisen. Wenige Wochen vor den Spielen hat sie noch einmal richtig Urlaub gemacht und sich erholt: »Doch nun geht es ans Training.«
Elisa Gurevych (14), Feldhockey
Eine Arbeitsgemeinschaft in ihrer Schule ist der Grund dafür, dass Lisa nach Budapest fährt. Denn eine Pädagogin hatte dort vor Jahren Feldhockey angeboten, und etliche Kids wollten den Ball schlagen – darunter auch Elisa. Sie fing Feuer und ist nun seit sechs Jahren dabei. Als die heue 14-Jährige erfuhr, dass sie sich für die Makkabi-Spiele qualifiziert hat, sprang sie vor Freude in die Luft: »Ich bin total aufgeregt«, sagt sie. Elisa kennt die Damen aus der Feldhockey-Mannschaft noch nicht, hat aber schon gesehen, was sie draufhaben. Mindestens dreimal pro Woche trainiert sie derzeit zusammen mit den Jungen: »Da ist das Training ein bisschen anders, ein wenig aggressiver.« Aber das gefällt ihr. An den Wochenend-Turnieren spielt Elisa schon bei den Damen. Zahnschutz und Schienbeinschoner sind Pflicht, um sich vor Verletzungen zu schützen. Dabei sein ist für Elisa alles: »Mehr als genug.« Sie findet: Hauptsache, sie hat Spaß. Die junge Sportlerin hofft, dass ihre erste Trainerin bei den Makkabi-Spielen zuschaut. Lisa beherrscht aber auch noch andere Sportarten: Wenn sie in ihrer Freizeit nicht Feldhockey spielt, dann reitet sie.
Vanity Katz (17), Fußball
Vor vier Jahren, im Sommer 2015, lief Vanity bei der Eröffnungsfeier der Europäischen Makkabi-Spiele in Berlin ein – mit Schildern, auf denen der Name der verschiedenen Teilnehmerländer stand. Damals war sie Freiwillige, jetzt ist sie als Sportlerin bei den Europäischen Makkabi-Spielen dabei, und zwar als Fußballerin. Bei mehreren Lehrgängen war Vanity schon mit von der Partie, kennt aber derzeit weder den Trainer der Makkabi-Spiele noch die anderen Sportlerinnen. In der Schule hat sie mit Fußball angefangen, und sie liebt es noch immer, sich mit Freundinnen zu treffen und im Park zu kicken. Allerdings gehört Vanity keiner festen Fußballmannschaft an. Über die Makkabi-Spiele sagt sie: »Ich hoffe, Erlebnisse sammeln zu können, die ich nie vergessen werde.« Natürlich will sie auch neue Freunde finden. Elisa wird die jüngste Fußballerin der 15-köpfigen Mannschaft sein. Ihre Eltern und ihre Familie haben ihr schon vorgeschwärmt, dass ein Erlebnis für das ganze Leben auf sie wartet: Vanitys Vater spielt ebenfalls Fußball, und ihr Bruder lief 2013 als Sportler bei der Makkabiade in Israel ein.
Roman Weizman (18), Basketball
Seilspringen und Dehnungsübungen für die Muskeln um das Sprunggelenk stehen bei Roman täglich auf dem Trainingsplan. »Ich will meine Sprungtechnik unbedingt verbessern«, sagt er. Bei Makkabi ist er seit zehn Jahren, doch ernsthaft Basketball spielt er seit acht Jahren, obwohl er »nur« einen Meter und 80 Zentimeter groß ist. Mit einem Streit mit einem Freund fing seine Basketball-Begeisterung an – die Mutter des Freundes schickte die beiden zum Sport. »Wir sind immer noch Freunde. Aber er spielt nicht mehr.« Für Roman ist das Wichtigste, dass das Team zusammenhält, und er hofft, dass ihm mit einer Goldmedaille gedankt wird: »Ich bin da zuversichtlich. Wir haben auf jeden Fall eine Chance.« Denn sie seien ein Superteam. Die Spieler kommen aus Nürnberg, Berlin und Frankfurt und kennen sich gut: »Wir treffen uns auch privat.« Basketball sei nicht gerade die beliebteste Sportart, und es gebe nicht so viele jüdische Spieler, sagt Roman. Zwölf Spieler gehören der Mannschaft an. In seinem Frankfurter Team ist Roman Kapitän. Über die Makkabi-Spiele in Budapest sagt er: »So ein Erlebnis hat man nicht oft im Leben.«
Und nach den Spielen ist vor den Spielen: Das nächste Event für die Jugendlichen werden die Makkabi-Spiele im nächsten Jahr in Düsseldorf sein.