Frankfurt/Main

Überprüfung gefordert

Erika Steinbach, Vorsitzende der Stiftung Desiderius-Erasmus, bewirbt auf dem Bundesparteitag der AfD ihre Stiftung. Foto: dpa

Die Bildungsstätte Anne Frank fordert eine Überprüfung des Programms der AfD-nahen Desiderius-Erasmusstiftung. »Es darf nicht sein, dass aus Steuergeldern eine Stiftung finanziert wird, die ein Geschichtsbild fördert, das NS-Verbrechen verharmlost«, erklärte Direktor Meron Mendel am Sonntag in Frankfurt am Main.

Hintergrund sind aktuelle Äußerungen des Kuratoriums-Vorsitzenden der Erasmusstiftung, Max Otte, im Kurznachrichtendienst Twitter. Dort hieß es: »Werden die medial völlig verzerrt dargestellten Vorfälle von Chemnitz zum neuen #Reichstagsbrand, zum Auftakt der offiziellen Verfolgung politisch Andersdenkender?«

relativierung Damit setze Otte Rechtsradikale und Neo-Nazis mit den Verfolgten des Nationalsozialismus gleich, kritisierte Mendel. »Das ist ein doppelter Fall von Täter-Opfer-Umkehr und eine Relativierung der Verbrechen der Nationalsozialisten.« Darüber hinaus bediene der Post das antisemitische Ressentiment von den angeblich gesteuerten, die Wahrheit verzerrenden Medien.

Mendel kritisierte auch die am Freitag bekannt gewordene Störung einer Führung in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen durch eine AfD-Besuchergruppe. Es sei der zweite Zwischenfall im Zusammenhang mit AfD-Besuchergruppen in der Gedenkstätte in Oranienburg, sagte der Sprecher des brandenburgischen Kulturministeriums, Stephan Breiding, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag in Potsdam. Die Gedenkstätte habe die Führung nach den Störungen abgebrochen, hieß es.

Die Gruppe aus dem Wahlkreis der AfD-Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel am Bodensee habe an einem vom Bundespresseamt finanzierten Besuchsprogramm teilgenommen, hieß es. Aus der Gruppe heraus sei bei dem Gedenkstättenbesuch am 10. Juli eine Führung massiv gestört und unter anderem die Existenz von KZ-Gaskammern in Zweifel gezogen worden.

privilegien »Dass Holocaustrelativierung und die Verhöhnung der Opfer des NS an den Orten der Erinnerung und des Gedenken auch noch mit öffentlichen Geldern gewissermaßen gefördert wird, ist besonders bitter – aber natürlich eine Konsequenz der parlamentarischen Privilegien, die auch die AfD genießt«, erklärte Mendel. Dass eine »in großen Teilen völkischnationalistische, geschichtsrevisionistische Partei in den Parlamenten präsent ist«, sollte »nicht einfach so hingenommen werden«.

Im Juli 1994 gründeten engagierte Frankfurter Bürger den gemeinnützigen Verein Jugendbegegnungsstätte Anne Frank. In der Geburtsstadt Anne Franks, die 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet wurde, sollte ein Ort der Erinnerung geschaffen werden. 2013 wurde die Jugendbegegnungsstätte in Bildungsstätte Anne Frank umbenannt. epd

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Hamburg

Hauptsache kontrovers?

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille wurde die »Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 2025 – 5785/5786« eröffnet. Die Preisträger sind in der jüdischen Gemeinschaft umstritten

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Purim

Schrank auf, Kostüm an

Und was tragen Sie zum fröhlichsten Fest im jüdischen Kalender? Wir haben uns in der Community umgehört, was in diesem Jahr im Trend liegt: gekauft, selbst gemacht oder beides?

von Katrin Richter  13.03.2025

Feiertag

»Das Festessen hilft gegen den Kater«

Eine jüdische Ärztin über Alkoholkonsum an Purim und die Frage, wann zu viel wirklich zu viel ist

von Mascha Malburg  13.03.2025

Berlin

Persien als Projekt

Eigens zu Purim hat das Kunstatelier Omanut ein Wandbild für die Synagoge Pestalozzistraße angefertigt

von Christine Schmitt  13.03.2025

Wilmersdorf

Chabad Berlin lädt zu Purim-Feier ein

Freude sei die beste Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal

 12.03.2025

Purim

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert