Düsseldorf

Tschaikowsky auf dem Parkplatz

Der Cellist Alexander Dimitrov gibt vor dem Elternheim ein Konzert für Senioren und Mitarbeiter

von Annette Kanis  17.04.2020 09:29 Uhr

Alexander Dimitrov spielt für die Senioren. Foto: Anette Kanis

Der Cellist Alexander Dimitrov gibt vor dem Elternheim ein Konzert für Senioren und Mitarbeiter

von Annette Kanis  17.04.2020 09:29 Uhr

Ein ungewöhnliches Bild am Rande des Nelly-Sachs-Hauses in Düsseldorf. Wo sonst Autos parken, sitzt ein Cellist alleine auf einem Stuhl, vor sich sein Instrument, ein Cello aus dem Jahr 1860. Einen Meter entfernt ein hoher Zaun, der das Düsseldorfer Elternheim umgibt. Unter einem großen roten Sonnenschirm hat Alexander Dimitrov seinen Soloplatz aufgebaut.

Nelly-Sachs-Haus Hinter dem Zaun sitzen Bewohnerinnen und Bewohner des Nelly-Sachs-Hauses. Mit großem Abstand sind ihre Stühle aufgestellt, vereinzelt sind auch mobile Pflegebetten mit Liegendpatienten in den Gartenbereich und auf die Terrasse gerollt worden. Strahlender Sonnenschein am Sonntagnachmittag.

Es erklingen Auszüge aus den Rokoko Variationen von Peter Tschaikowsky und die Ungarische Rhapsodie für Celle von David Popper, mal melancholisch, mal beschwingt. Der Zaun trennt, die Musik verbindet. Ein Konzert in Corona-Krisenzeiten.

»Besondere Zeiten benötigen besondere Aktionen«, sagt Heimleiter Bert Römgens.

»Besondere Zeiten benötigen besondere Aktionen.« Mit diesen Worten hat Bert Römgens, der Leiter des Nelly-Sachs-Hauses, die Zuhörer im Freien kurz zuvor begrüßt.

Die Idee für die musikalische Abwechslung ist durch Vermittlung von Tanja Rubinstein-Horowitz, der Frau des Düsseldorfer Gemeindevorstehers, entstanden, die Kontakt zu dem ursprünglich aus Bulgarien stammenden Cellisten hat und ihn spontan fragte, ob er sich solch ein ungewöhnliches Freiluftkonzert vorstellen könne.

Alexander Dimitrov, der 1993 in Pleven geboren wurde und seit 2013 an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik in Düsseldorf studiert, sagte gerne zu.

Besuchsstopp Bereits seit dem 13. März besteht im Elternheim ein Besuchsstopp, um den Schutz für die Bewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten. Unter Auflagen dürfen die Senioren noch das Heim verlassen und beispielsweise in Begleitung eines Pflegers im angrenzenden Nordpark spazieren gehen.

»Es ist für die Bewohner im Moment eine ganz, ganz schwierige und schlimme Situation, aber sie ertragen das mit viel Ruhe und viel Gelassenheit. Sie sind sehr zugewandt und erkennen auch den Sinn«, beschreibt Einrichtungsleiter Bert Römgens die derzeitige Stimmung im Haus. Er lobt den »sehr harmonischen Austausch zwischen den Mitarbeitern und Bewohnern«.

Auch von der Gemeinde fühlt sich das Elternheim gut unterstützt. So kamen bereits Grußbotschaften von Vorstand und Gemeinderat, Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums schickten kleine Videos, und ab und zu schaltet sich Oberrabbiner Raphael Evers via Video zu.

Face-Time Fast alle anderen Einrichtungen der Gemeinde mit Ausnahme der Sozialabteilung und der Notgruppe in der Kita seien geschlossen, erzählt Römgens. »Wir können nicht schließen und haben große Sorge und ein hohes Maß an Präventionsmaßnahmen, damit wir Covid-19 nicht in die Einrichtung bekommen.« Den Kontakt zu den Angehörigen versucht man trotz Besuchsstopp dennoch zu ermöglichen – zum Beispiel übers Internet, via FaceTime.

Auch an den Fenstern und auf den Balkonen lauschen die Senioren dem Cellospiel.

Während Alexander Dimitrov Cello spielt, sucht sich die Musik ihren Weg zu den Zuhörern in den Gartenstühlen, und auch zu denjenigen, die an den Fenstern und auf den Balkonen des Elternheims zuhören. Das Wetter ist traumhaft.

Am Rande kommen auch Spaziergänger des angrenzenden Nordparks in den Genuss des ungewöhnlichen Open-Air-Auftritts und stellen sich ebenso wie die diensthabenden Polizistinnen sowie Zuhörer aus der Gemeinde an den Rand des Parkplatzes. Ein schöner Moment der Verbundenheit in räumlicher Distanz.

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in München

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt traditionell einmal im Jahr zusammen – am letzten Sonntag im November

 23.11.2024

Porträt der Woche

Familie als Sujet

Elinor Sahm ist Israelin, Künstlerin, Mutter und lebt jetzt in Berlin

von Alicia Rust  23.11.2024

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024