Der Vorsitzende des Berliner Klubs der Kriegsveteranen, Semjon Kleyman, ist wenige Tage vor seinem 98. Geburtstag gestorben. Geboren wurde er in der heutigen Ukraine, in einem kleinen Dorf nahe der Stadt Kamjanez-Podilskyj.
Nach der Flucht vor den Deutschen und der Zeit im Versteck meldete sich Kleyman freiwillig zum Frontdienst, kämpfte in Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, Österreich. Nach Berlin kam Kleyman 1999 mit seiner Familie. Um ihn trauern neben seiner Frau Ludmilla seine Töchter, Enkel und Urenkel – einige von ihnen leben in Australien.
Sein blaues Jackett, das einen Ehrenplatz in seinem Schrank hatte, schmückten 22 Orden. Mit 16 Jahren hatte er sich der Roten Armee angeschlossen, um im Großen Vaterländischen Krieg gegen die Nazis zu kämpfen. Er habe große Freude empfunden, als er vom Kriegsende erfuhr, aber zugleich auch tiefen Schmerz, denn fast seine ganze Familie wurde ermordet.
Die Deutschen hatten seine Familie abgeholt. Vorübergehend konnte er sich bei einer russischen Familie verstecken.
Als die Nazis im Juli 1943 Plakate aufhängten, auf denen zu lesen war, dass sich die Menschen »zwecks Umsiedlung« am Bahnhof einfinden sollten, schickte ihn seine Mutter los, um Brot für die Fahrt zu holen. Als er zurückkam, war die Wohnung leer. Die Deutschen hatten seine Familie abgeholt. Vorübergehend konnte er sich bei einer russischen Familie verstecken.
Im Januar 1944 wurde er Soldat. »Ich hatte keine Angst, sondern war voller Energie«, sagte er noch Ende April in einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen. Bis Oktober 1950 blieb Semjon Kleyman in der Roten Armee. Später schloss er die Abendschule ab und studierte in Charkiw Zahnmedizin. An der Uni lernte er seine spätere Frau Ludmilla kennen.
Die Treffen des Veteranenklubs waren ihm sehr wichtig. Ebenso der Tag der Befreiung, der 8. Mai, an dem er in den vergangenen Jahren am Denkmal für die jüdischen Veteranen auf dem Friedhof Scholzplatz eine Ansprache hielt. Am Mittwoch wurde Semjon Kleyman dort beerdigt.