Sie fand immer deutliche Worte, hatte viel Energie und lebte gern. Am Samstagabend ist Barbara Witting nach längerer Krankheit verstorben. Neben ihrer Familie trauern auch Pädagogen und frühere Schüler des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn in Berlin um ihre ehemalige Schulleiterin und die Mitarbeiter beim House of One.
»Barbara Witting, sel. A., prägte mit ihrer engagierten Art unsere Schule zwölf Jahre lang. Wir wären nicht, was wir heute sind, ohne den unermüdlichen Einsatz unserer Schulleiterin. Über die Jahre war sie für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Kolleginnen und Kollegen Ansprechpartnerin und Ratgeberin in allen Lebensbereichen. Ihr Tod macht unsere Schulgemeinschaft mehr als betroffen. Wir werden ihr Andenken stets in Ehren halten«, gab die Schulleitung bekannt.
Klassen »Schreckliche Klassen oder schlimmste Klassen kenne ich nicht«, beteuerte Witting in einem Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen 2014. Auf schwierigere Schüler einzugehen, hatte ihr immer gelegen. Ihre Tür stand den Schülern offen, damit jeder sehen konnte, dass man hereinkommen kann.
Geboren wurde Barbara Witting 1951 in Kalifornien, da ihr Vater 1938 von Bochum mit einem Kindertransport nach Amerika geflohen war. Aus seiner Familie überlebte niemand sonst die NS-Zeit. Anfang der 50er-Jahre, sie war damals zweieinhalb Jahre alt, kam die Familie nach Deutschland zurück – ursprünglich sollte es nur eine Zwischenstation sein.
Nach dem Abitur studierte sie in Köln Englisch, Sozialwissenschaften und Psychologie. Lehrerin war ihr Traumberuf. Nach ihrer Referendarzeit war sie als Studienrätin, Oberstudienrätin und Studiendirektorin in unterschiedlichen Funktionen am Gymnasium Fühlinger Weg in Köln-Volkhoven/Weiler tätig. Von 1987 bis 2002 unterrichtete sie als Oberstudiendirektorin am städtischen Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bergisch Gladbach und ab 2002 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2014 am Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn in Berlin.
Dialog Seit ihrer Pensionierung engagierte sie sich im Vorstand und im Stiftungsrat der Stiftung House of One – Bet und Lehrhaus Berlin. Dieses Projekt war ihr wichtig. »Der Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen lag mir schon immer am Herzen«, sagte sie einmal in einem Interview. »Ihr Tod ist ein großer Verlust«, sagt Rabbiner Andreas Nachama, der sich ebenfalls beim Mehrreligionenhaus engagiert.