Eines war Sarah Singer besonders wichtig. »Ich begrüße hier heute keine Gäste, ich begrüße Freunde«, sagte die Präsidentin des JNF-KKL zum Empfang der rund zwei Dutzend Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Institutionen in der geschichtsträchtigen Villa des Unternehmers Robert Bosch. Dort, wo der Schwabe einst die Fäden zog, um den unternehmerischen Widerstand gegen das NS-Regime zu unterstützen und Juden vor den Nazis zu retten, trafen sich die Teilnehmer des Abends, um darüber zu sprechen, was der Jüdische Nationalfonds und die Robert-Bosch-Stiftung gemeinsam auf die Beine stellen können.
Singer und der Geschäftsführer der Robert-Bosch-Stiftung, Joachim Rogall, hatten sich in Berlin kennengelernt. »Dabei haben wir gemerkt, dass der Jüdische Nationalfonds und die Bosch-Stiftung vieles gemeinsam haben«, sagte Singer. »Das war Liebe auf den ersten Blick«, ergänzte Rogall und lächelte. Schnell war die Idee entstanden, sich in einem größeren Kreis auszutauschen. »Uns war klar, dass die Gesprächsrunde noch in diesem Jahr stattfinden sollte«, sagte Singer.
Plenum Und so diente das 50. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen als Aufhänger für den Abend. Der Einladung folgten Christian Lange, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Avraham Nir-Feldklein, der Gesandte der Botschaft des Staates Israel, und der stellvertretende Ministerpräsident und Minister für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württembergs, Nils Schmid.
Nachdem Schaul Chorev, der Hauptdelegierte des KKL Jerusalem für Deutschland, und der Forstingenieur des KKL Israel, Johannes Guagnin, die Stiftung vorgestellt hatten, diskutierten die Teilnehmer der offenen Gesprächsrunde unter der Leitung des ehemaligen bayerischen Umweltministers Werner Schnappauf über Nachhaltigkeit und Innovation. »Heute geht es darum, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, deshalb wusste ich sofort, dass ich teilnehmen würde«, sagte Nir-Feldklein.
Gemeinsamkeiten Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid betonte, dass sein Bundesland und Israel viel gemeinsam hätten. »Beides sind rohstoffarme Regionen, die aus der Not eine Tugend gemacht haben und stattdessen von ihren Innovationen profitieren«, sagte er. Dennoch, fügte Staatssekretär Lange an, sei es in diesen Tagen nicht leicht, Spenden für ein Waldprojekt in Israel zu sammeln. »Noch nie habe ich solch einen Shitstorm bekommen«, sagte er.
Dabei profitiere auch Deutschland enorm von den Errungenschaften der israelischen Innovationskultur, sagte Lange und zählte den ersten 3D-Druck, die Cherrytomate und den USB-Stick auf. Mögliche Ansatzpunkte der Zusammenarbeit sahen die Teilnehmer in den Projekten des JNF-KKL in Ruanda. Aber auch in den arabischen Staaten könnten die Stiftungen dort eingreifen, wo der Politik die Hände gebunden sind. Sarah Singer machte deutlich, dass »wir die Probleme dort angehen müssen, wo sie entstehen, denn wenn es den Menschen in ihrer Heimat gut geht, müssen sie nicht nach Europa fliehen«.
In Bezug auf den Nahen Osten sagte Nir-Feldklein: »Wir können zum Beispiel in Jordanien wegen unserer Situation keine Hilfsprojekte machen.« Genau an dieser Stelle könnte sich eine Lücke für die gemeinsame Unterstützung von JNF-KKL und Bosch-Stiftung auftun, regte das Plenum an. Dem württembergischen Finanzminister wäre das ein großes Anliegen. »Wir geben Milliarden aus, um die Flüchtlinge, die zu uns kommen, zu unterstützen. Manchmal denke ich, es wäre effizienter, dort, wo sie jetzt sind, zu helfen und beispielsweise Schulen zu bauen.«
start-ups Abseits der Flüchtlingskrise würde er sich eine stärkere Vernetzung der israelischen Start-up-Kultur mit Baden-Württemberg wünschen. »Wir sind interessiert daran, die israelische Technologiekompetenz, also Firmen und Forschungs- einrichtungen, mit unseren Unternehmen zusammenzubringen.« Andererseits sieht er auch Ansätze für schwäbisches Know-how, das dem JNF-KKL nützen könnte. Kompetenz in Sachen Forstwirtschaft gibt es an vielen Hochschulen in ganz Baden-Württemberg. Davon könnte ein neues Projekt des JNF-KKL mit dem kenianischen Forstministerium profitieren, meinte Schmid.
Ideen gab es viele an diesem Abend im Zeichen der deutsch-israelischen Freundschaft. Am Ende blieb eine wichtige Erkenntnis: »Für mich ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass bestimmte Projekte nicht abgelehnt werden, weil sie aus Israel kommen«, sagte der Geschäftsführer der Bosch-Stiftung. »Es geht jetzt darum, die richtigen Leute zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zusammenzubringen«, mahnte Rogall.