Ob jüdisch, christlich oder muslimisch – das Internet fasziniert Jugendliche weltweit, völlig unabhängig vom religiösen Hintergrund. Und es schafft ein Gemeinschaftsgefühl in der »Generation der Onliner«. Auch in Jeruville, der Theaterstadt aus zwölf Übersee-Containern, die im Juni nun schon zum zweiten Mal in Düsseldorf aufgebaut wird, stehen diesmal Chats, digitale Netzwerke und eigenwillige Computerprogramme im Vordergrund. Die Produktion des Jugendmigrationsdienstes der Diakonie in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, dem Theater »pigs’ appeal« und anderen Partnern hat bereits bei der Premiere im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt.
Alltag Dabei spielen etwa 35 Jugendliche unterschiedlicher Herkunft in kleinen Gruppen Alltagsszenen und -diskussionen – und zwar immer vier bis fünf Szenen gleichzeitig. Das Publikum muss sich entscheiden, was es sehen will und dabei die Handlung buchstäblich erwandern. Der Name Jeruville setzt sich dabei aus den ersten vier Buchstaben von Jerusalem – als Heilige Stadt der drei Welteligionen – und dem französischen Ausdruck für Stadt »Ville« zusammen.
Neben jungen Christen und Muslimen sind auch vier jüdische Jugendliche unter den Akteuren. Die Zusammenarbeit zwischen den Darstellern sozial, kulturell und religiös unterschiedlicher Herkunft klappte bisher »reibungslos und respektvoll«, betont Projektleiterin Nina Rehberg von der Diakonie. Im vergangenen Jahr wurde das Team sogar mit dem Preis »Aktiv für Demokratie und Toleranz« des Bundesinnenministeriums ausgezeichnet.
Diesmal geht es also um das Internet und die Frage, ob und wie das weltweite Datennetz für die »Digital Natives« zur Heimat werden kann. Das gut zwei Stunden lange Stück hat Regisseurin Petra Lammers mit den Jugendlichen entwickelt. Voraus ging eine Phase aus Recherche, Interviews mit den Jugendlichen zu ihrer Internetnutzung und Spielübungen.
trojaner Das Stück beginnt mit einem »Frage und Antwort«-Spiel zwischen Wissenschaftlern und den im Internet agierenden Jugendlichen. Dabei entwickelt es eine überraschende Eigendynamik. »Die Studienteilnehmer geraten immer mehr in einen Rausch und entwickeln eigene Visionen und Utopien. Das Internet wird für sie zum Lebensraum«, erklärt Nina Rehberg. Neu an der diesjährigen Produktion ist, dass diesmal auch getanzt wird: Die Forscher schleusen Spionage-Programme, sogenannte Trojaner, nach Jeruville ein, um das rätselhafte Treiben der Jugendlichen zu ergründen. Diese ungebetenen Spione werden von Tänzern dargestellt.
Die Container stehen wie auch im vergangenen Jahr auf dem Gustaf-Gründgens-Platz vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Seit vergangener Woche laufen die Proben. Premiere ist dann am 17. Juni um 20.30 Uhr. Bis zum 8. Juli soll es neun Aufführungen geben.