Am 19. Januar beschlossen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder bei ihren Beratungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, das Tragen von medizinischen Masken in Bussen und Bahnen, Geschäften sowie bei Gottesdiensten vorzuschreiben. Als medizinisch gelten sowohl die im Einkauf relativ erschwinglichen OP-Masken als auch die sogenannten FFP2-Masken, denen wegen ihrer dichteren Struktur eine effektivere Schutzwirkung vor einer Infektion zugeschrieben wird.
Wenn die spezielle Maskenpflicht länger als drei Monate dauert, wird es finanziell schwierig.
Auch Anna G., Gemeindemitglied im rheinland-pfälzischen Koblenz, hat die Berechtigungsscheine erhalten. »Für den Augenblick und für die nächsten drei Monate sind wir mit Masken versorgt«, berichtet sie am Telefon. Wenn aber die Pflicht zum Tragen der FFP2-Schutzmasken weiterhin bestehen bleibe, werde es für Bedürftige schwer sein, die Masken zum vollen Preis zu erwerben, sagt die aus Sankt Petersburg stammende 71-Jährige, die Grundsicherung im Alter bezieht.
selbstkostenpreis Der prekären finanziellen Lage vieler Gemeindemitglieder ist sich die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) bewusst. Kurz bevor die Pflicht zum Tragen medizinischer Masken beschlossen wurde, erklärte die ZWST: »Um für ältere und damit häufig von Armut betroffene Menschen in den Gemeinden das Problem der Beschaffung von Masken zu mildern, versorgt die ZWST Gemeinden seit Längerem mit kostenfreien OP-Masken und wird nun auch FFP2-Masken zu einem günstigen Selbstkostenpreis für Landesverbände beschaffen.«
Die Zwst konnte über einen Lieferanten zeitnah 148.000 FFP2-Masken an insgesamt 19 Landesverbände und Großgemeinden verschicken.
Noch am selben Tag, an dem medizinische OP-Masken sowie FFP2-Masken bundesweit verpflichtend wurden, habe man alle Landesverbände und Großgemeinden kontaktiert, um den Bedarf an FFP2-Masken zu ermitteln, sagt Ilya Daboosh, Leiter des ZWST-Sozialreferats. »Dann ging es sehr schnell«, berichtet er weiter. Über einen Lieferanten habe die ZWST 148.000 FFP2-Masken an insgesamt 19 Landesverbände und Großgemeinden verschickt, sagt Daboosh. »Die weitere Verteilung übernehmen sie selbst«, erläutert er.
Unterstützung Bei den Adressaten kommt die schnelle Unterstützung gut an. Die Initiative der ZWST sei genau zur richtigen Zeit gekommen, betont Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen. Sein Landesverband habe 10.000 Masken bestellt. »Jede Gemeinde bekommt abhängig von der Größe eine entsprechende Zahl von Masken mit der Bitte, sie an die Mitglieder weiterzuleiten, speziell an die Gruppen, die sie am nötigsten haben«, erläutert Neumann das weitere Vorgehen.
Im Detail müsse jede Gemeinde für sich entscheiden, wie sie die Verteilung vornehme. Für seine Darmstädter Gemeinde berichtet Neumann: »Wir machen es so, dass wir allen Gemeindemitgliedern ab 50 sowie Mitgliedern mit einem erhöhten Risiko, schwerer an Corona zu erkranken, kostenfrei fünf Masken nach Hause schicken.«
Manchen ist die Gewissheit, dass man an sie denkt, wichtiger als die Maske selbst.
Bei den Mitgliedern habe es bisher nur positive Rückmeldungen gegeben, freut sich der Gemeindevorsitzende. »Diejenigen, die sie schon bekommen haben, sind dankbar, weil sie sich darüber freuen, dass man sich um sie kümmert und ihre Bedürfnisse berücksichtigt.« Ein weiterer Faktor sorge ebenfalls für positives Feedback: »Das Gefühl für die Leute, dass sie nicht alleingelassen werden, dass man an sie denkt und dass einem das Wohlbefinden der Menschen am Herzen liegt, ist viel wichtiger als die Maske als solche.«
verteilung Auch Inna Goudz, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, zeigt sich dankbar gegenüber der ZWST. »Wir haben selbstverständlich und sehr gern das Angebot angenommen«, sagt sie am Telefon. Das Angebot sei genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Die insgesamt 15.000 FFP2-Masken seien bereits bei den Gemeinden ihres Landesverbandes. »Wir können nur danken, dass es so einwandfrei funktioniert hat«, betont Goudz. Zur Verteilung der Masken an die Gemeindemitglieder sagt sie: »Da geben wir nichts vor. Das machen die Gemeinden selbst.«
David Klapheck, Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde Köln, bestätigt ebenfalls, dass seine Gemeinde das Angebot der ZWST in Anspruch nehmen werde. Jutta Josepovici, Leiterin der Beratungsstelle der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, teilt auf Anfrage mit: »Wir haben über verschiedene Anbieter Masken bekommen, werden aber auch weiterhin über die ZWST FFP2-Masken beziehen.«
Das Hilfsangebot der Zentralwohlfahrtsstelle scheint indes nicht überall zügig anzukommen. Sie habe keinerlei Information von ihrer Gemeinde erhalten, beklagt Anna G. Die Koblenzer Gemeinde gebe offenbar keine FFP2-Masken an ihre Mitglieder ab, berichtet sie. Aber vielleicht ist das ja ein Lieferengpass, und sie bekommen sie doch noch.