Festival

Tanzende Rabbiner und Speed Dating

Mehr als 160 Sessions zu jüdischen Themen, darunter Vorträge, Diskussionen, Stadtführungen und Lesungen: Nach vier Tagen ist gestern Nachmittag in Berlin das 5. Limmud.de zu Ende gegangen. Rund 500 Teilnehmer aus Deutschland und der ganzen Welt haben das Festival, das dieses Jahr in der Jüdischen Oberschule in Berlin-Mitte stattfand, besucht.

Wie in den Vorjahren trafen bei Limmud auch dieses Mal unterschiedlichste Strömungen des Judentums – von säkular über traditionell bis hin zu orthodox –zusammen, um miteinander zu diskutieren und zu lernen. Ebendieser Gedanke des Miteinanders spielt bei Limmud traditionell eine zentrale Rolle: Die Veranstaltung versteht sich selbst als religiös, politisch unabhängig und möchte der ganzen Bandbreite des Judentums die Möglichkeit geben, trotz aller Differenzen miteinander ins Gespräch zu kommen.

Speed dating Dazu gab es beim breit gefächerten Programm reichlich Gelegenheit. Selbst polarisierende Themen wie gleichgeschlechtliche Ehen oder künstliche Befruchtung wurden kontrovers, jedoch mit Respekt für die jeweils andere Position geführt.

Wohl auch wegen dieses ganz besonderen »Limmud-Spirit«, wie Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden, es nannte, waren die Sessions gut besucht und stießen auf reges Interesse der Teilnehmer. Ob »Speed Dating für 20- bis 40-Jährige«, »Zeitmangel und Stress – Das Leben einer jüdischen Familie gut organisieren« oder »Jüdischer Rundgang für Berlin-Kenner« –, das Lernfestival spiegelte in seinem Programm einmal mehr die Vielfalt des jüdischen Lebens.

Dazu gehörte in diesem Jahr auch die große Limmud-Party im Grünen Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, bei der spätnachts auch noch der eine oder andere tanzende Rabbiner gesichtet worden sein soll.

fazit Alexander Smolianitski, Vorsitzender von Limmud.de, zog ein positives Fazit des Lernfestivals. »Wir sind wieder einmal überrascht, wie gut Limmud auch dieses Jahr angenommen wurde.« Sein besonderer Dank galt dabei den vielen ehrenamtlichen Helfern, die sich – zumeist zusätzlich zu Beruf und Familie – für das Festival engagiert haben. »Es ist unglaublich, was die vielen Limmudniks geleistet haben. Ohne ihre Unterstützung wäre die Veranstaltung in dieser Form undenkbar.«

Und auch die Teilnehmer äußerten sich allenthalben positiv. Besonders der neue Ort Berlin sei ein Gewinn. »Die Stadtrundgänge, die Party und das ganze urbane Drumherum – all das hat mir in diesem Jahr im Vergleich zum vergangenen Limmud am abgelegenen Werbellinsee viel besser gefallen«, sagte etwa Daniel Feinstein aus Köln. Nur ganz vereinzelt wurde bemängelt, dass Limmud dieses Mal nicht in der Schorfheide stattfand. Zumindest für die Fans vom zuletzt genannten Veranstaltungsort gibt es eine gute Nachricht: Limmud wird 2013 wieder am Werbellinsee seine Zelte aufschlagen.

Lesen Sie mehr über die Diskussionsrunde mit Dieter Graumann:
prelive.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13039

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Militärseelsorge

Militärrabbiner Ederberg: Offenes Ohr für Soldaten im Norden

Arbeit bei der Bundeswehr sei Dienst an der Gesellschaft insgesamt, den er als Rabbiner gerne tue, sagt Ederberg

 11.03.2025

Buchvorstellung

Parallelen zum BDS-Boykott von heute

Andreas E. Mach untersuchte die Geschichte jüdischer Familienunternehmer in München

von Luis Gruhler  10.03.2025

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung und eine Spendenkampagne für Familien israelischer Soldaten

von Christine Schmitt  10.03.2025

Antisemitismus

Rabbiner Pinchas Goldschmidt zu Vorfall in München: »Abschieben! Noch heute!«

Drei junge Syrer randalierten am Samstag vor dem jüdischen Gemeindezentrum - in ersten Reaktionen forderten Rabbiner harte Konsequenzen

 10.03.2025

München

Hilfe von »Ruth«

Der Jüdische Frauenverein ermöglicht Bedürftigen ein Leben in Würde

von Luis Gruhler  09.03.2025

Berlin

Des Nougats Kern

Yahel Michaeli lädt in ihrer Patisserie zu Kursen ein, in denen sie die Kunst der Schokoladen- und Pralinenherstellung lehrt. Ein Besuch zwischen Mousse und Callets

von Alicia Rust  09.03.2025

Dialog

Buber-Rosenzweig-Medaille wird am Sonntag in Hamburg verliehen

In diesem Jahr geht die Medaille an das Ehepaar Meron Mendel und Saba-Nur Cheema. An der Auszeichnung gab es im Vorfeld scharfe Kritik aus der jüdischen Gemeinschaft

 09.03.2025

Porträt der Woche

Die DNA verändern

Esther Deppe aus Bielefeld studiert Chemie und möchte in der Genforschung arbeiten

von Gerhard Haase-Hindenberg  08.03.2025