Frau Erlbaum, in wenigen Wochen findet die jährliche Tagung für Religionslehrkräfte statt. Haben Sie sich ein Thema als Schwerpunkt gesetzt?
Dadurch, dass die Gruppe der Religionslehrkräfte in Deutschland sehr heterogen ist, versuchen wir, die Tagung auf die verschiedenen Interessen hin auszurichten. Es wird nicht dieses eine große Thema geben, eher verschiedene Themen, die für die Lehrkräfte relevant sind.
An wen genau richtet sich die Tagung?
Wir wollen jüdische Religionslehrkräfte, die in jüdischen Gemeinden, jüdischen Schulen, aber auch in allgemeinbildenden Schulen tätig sind, ansprechen. Diese Lehrerinnen und Lehrer haben dann beispielsweise Fächerkombinationen wie jüdische Religionslehre und Spanisch, Englisch oder Geschichte. Die Lehrkräfte unterrichten Grundschulkinder oder solche in weiterführenden Schulen. Es ist sehr bunt gemischt, und die Lehrkräfte haben ganz unterschiedliche Backgrounds.
Wie haben sich Lehrerschaft und Programm in den letzten Jahren verändert?
Es findet eine deutliche Professionalisierung der Lehrkräfte statt. Wir haben einige neue und junge Lehrkräfte, gestandene langjährige Lehrerinnen und Lehrer und auch solche, die aus dem Ausland kommen. Die Tagung hat sich inzwischen als ein fester Platz im Kalender der Lehrkräfte etabliert. Die Teilnehmerzahl ist kontinuierlich gestiegen und hat inzwischen solche Dimensionen erreicht, dass die Räumlichkeiten nicht mehr ausgereicht haben und wir die Religionslehrkräfte von denen, die Hebräisch unterrichten, trennen mussten. Die Tagung für jene findet dann einen Monat später statt. Teilweise handelt es sich aber um dieselben Personen.
Inwiefern haben sich didaktische Ansätze im jüdischen Religionsunterricht in den vergangenen Jahren gewandelt?
Die Lehrkräfte können das sicher am besten beantworten. Letzten Endes gibt es unterschiedliche Ansätze. Wir versuchen bei der Fachtagung, die Möglichkeit zu bieten, dass sich unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus diesen Zugängen jene heraussuchen, die für sie passen.
Das Programm der Tagung geht von Hebräisch im Religionsunterricht über Superhelden bis hin zur Megillat Esther. Weil demnächst Purim ist?
Ja, es passte zeitlich, das Thema mit aufzunehmen. Denn das sind ja die Themen, die die Lehrkräfte dann auch im Unterricht thematisieren. Also die unterrichtspraktischen Dinge sind enorm wichtig bei unserer Tagung. Vom gegenseitigen Austausch einmal ganz abgesehen.
Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg hat sich als Austragungsort bewährt. Welche Vorteile hat dieser Ort?
Zum einen profitieren wir natürlich von der Expertise des Lehrkörpers an der HfJS, deswegen treten wir auch in Kontakt mit den Lehrenden dort. Zum anderen ist die Hochschule für Jüdische Studien »die« Ausbildungsstätte für jüdische Religionslehrkräfte. Ein Teil derer, die als Lehrkräfte an der Tagung teilnehmen, sind auch Absolventen der Hochschule. Die Fachtagung ist also auch ein bisschen ein Nachhausekommen für die Lehrerinnen und Lehrer. Und natürlich ist auch intendiert, Synergien zu schaffen.
Wie werden die Vorschläge der Lehrkräfte umgesetzt?
Nach der Tagung gibt es immer eine Feedback-Runde, sowohl in persona als auch digital mithilfe einer anonymen Umfrage. Wir fragen, welche Themen gefehlt haben, was sich die Lehrkräfte noch wünschen. Häufig ist es die Rückmeldung der Lehrkräfte, die bestimmte Wünsche haben, zum Beispiel, weil sich die Lehrpläne verändert haben und sie Input zu Themen wünschen, die neu ins Curriculum aufgenommen wurden. Aber in der Regel sind es methodische, didaktische Fragen. Und das versuchen wir dann umzusetzen, indem wir geeignete Referentinnen und Referenten suchen. Uns ist es wichtig, mit Lehrkräften ins Gespräch zu gehen. Mit manchen Lehrkräften, insbesondere mit denjenigen, die uns ihre Wünsche nennen, begeben wir uns dann auf die Suche nach passenden Referenten. Zum Teil sind auch die Lehrkräfte selbst diejenigen, die die Workshops geben. Sie lernen sozusagen voneinander.
Mit der Abteilungsleiterin Politik und Religion beim Zentralrat der Juden sprach Katrin Richter.