Nach knapp 20 Jahren ist ein rund 4000 Seiten umfassendes Gesamtwerk über jüdische Gemeinden und Synagogen in Bayern fertiggestellt worden. Die letzten beiden der fünf Teilbände wurden am Sonntag im Beisein von Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, im Jüdischen Gemeindezentrum Shalom Europa in Würzburg präsentiert.
Der bayerische Synagogen-Gedenkband unter dem Titel »Mehr als Steine« dokumentiert alle Synagogen, die in den 1930er-Jahren in Bayern genutzt wurden.
ENTWICKLUNG Seit 2002 hatte ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftlern die über 200 ehemaligen jüdischen Gemeinden in Bayern erforscht. In Ortsartikeln wird die Entwicklung von jüdischen Gemeinden im Zusammenhang mit dem Bau ihrer Synagogen dargestellt.
Das Werk gibt unter anderem Einblick in das religiöse Leben jüdischer Familien auf dem Land und in den Städten.
Die Artikel geben zudem Einblicke in das Leben von Rabbinern, Frauen oder jüdischen Lehrern. Es wird auch gezeigt, wie sich das Verhältnis zwischen Nichtjuden und Juden entwickelt habe, sagte der Leiter des Forschungsprojektes, Theologie-Professor Wolfgang Kraus.
Das Forschungsprojekt ist maßgeblich von der Evangelisch-Lutherischen Kirche und dem Freistaat Bayern finanziert worden. Die Leitung hatte Wolfgang Kraus, Professor für Evangelische Theologie der Universität des Saarlandes.
HINTERGRUND Vier Bände stellen die Geschichte von über 200 ehemaligen jüdischen Gemeinden in Bayern vor, die um 1930 in ihren Synagogen Gottesdienste feierten. Allein 115 Gemeinden befanden sich in unterfränkischen Städten und Dörfern.
Nachbarschaftliches und freundschaftliches Miteinander kommt ebenso zur Sprache wie Ausgrenzung, Anfeindung und Judenhass, der über die Jahrhunderte bis zur Schoa reicht.
In den Artikeln werden, wie Kraus erläutert, die jüdischen Gemeindestrukturen beschrieben. Berichtet werde von den Synagogen, Ritualbädern, Schulen und Friedhöfen sowie von Rabbinern und jüdischen Kantoren. Zudem gäben die Wissenschaftler auch einen Einblick in das religiöse Leben der jüdischen Frauen, Männer und Kinder auf dem Land und in den Städten.
Dabei kämen nachbarschaftliches und freundschaftliches Miteinander ebenso zur Sprache wie Ausgrenzung, Anfeindung und Judenhass, der vom Mittelalter an über die Jahrhunderte bis zur Schoa an verschiedenen Orden offen oder unterschwellig gegenwärtig gewesen ist. dpa/kna/ja
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