Mehr als 20 Meter hoch soll die neue Synagoge im schicken Münchner Innenstadtbezirk Lehel werden. Beth Shalom, die 300 Mitglieder zählende liberale Gemeinde der bayerischen Landeshauptstadt, hat diesen ehrgeizigen Plan jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt. Den Entwurf dafür präsentierte im Jüdischen Museum am Jakobsplatz der Stararchitekt Daniel Libeskind.
Der New Yorker legt Wert darauf, dass sein Modell nicht monumental wirkt, sondern sich harmonisch in die Nachbarschaft einfügt. Von vorn betrachtet erinnert es an ein Indianertipi und ein Beduinenzelt. In Lehel sind die Meinungen allerdings gespalten. Neben Beifall hat die Gemeinde auch reservierte Stellungnahmen und Ablehnung erfahren. Der Gemeindevorsitzende Thomas Dahmen glaubt jedoch, die Nachbarschaft überzeugen zu können.
Geburtshelfer 1990 als Chawura von Mitarbeitern des amerikanischen Senders Radio Liberty gegründet, versammelte sich die Gemeinde zuerst in Privatwohnungen. Später mietete sie sich Büroräume, derzeit im abgelegenen Schlachthofviertel. Dennoch spielte sie bereits Mitte der 90er-Jahre eine wichtige Rolle als Geburtshelferin für den Zusammenschluss liberaler Gemeinden in der Union progressiver Juden. Fast ausschließlich auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen, leistet sie sich seit mehr als elf Jahren einen hauptamtlichen Rabbiner.
Für ein eigenes Domizil fehlte es jedoch an Geld. Und das Angebot der Israelitischen Kultusgemeinde, nach der Eröffnung ihres jüdischen Zentrums am Jakobsplatz die verwaiste Synagoge Reichenbachstraße zu übernehmen, lehnten die Münchner Liberalen ab. »Wir sind eine wachsende eigenständige Gemeinde«, erklärt Dahmen: »Wir brauchen Platz für Religionsunterricht, Jugend- und Sozialarbeit und für unsere Veranstaltungen, und den gibt es dort nicht.«
Funktionsbau Der Libeskind-Entwurf (von 11 Millionen Euro Baukosten ist die Rede) sprengt nun allerdings das Budget. Das Geld soll die »Stiftung Synagoge Beth Shalom« sammeln. Sie wird bei Wirtschaftsvertretern und Kulturschaffenden um Unterstützung werben, berichtete ihre Vertreterin Marlies Poss. Ins Gebäude integrierte Wohnungen und ein Kindergarten sollen die laufenden Betriebskosten sichern.
Der kühne Entwurf und der Name des Architekten, so hoffen Stiftung und Gemeindevorstand, würden Sponsoren und Spender anlocken und dann Stadt und Land bereit sein, auch ihren Beitrag zu leisten. Union-Europapräsident Leslie Bergman erklärte das Vorhaben zu einem europäischen Anliegen. Er habe schon viele Synagogen gesehen, aber diese werde die eindrucksvollste in Europa werden.