Berlin-Wilmersdorf

Stolpersteine für Marcel Reich-Ranickis Eltern

Im Gedenken an Helene und David Reich erinnern seit Mittwochnachmittag zwei Stolpersteine an das Schicksal der Eltern von Marcel Reich-Ranicki. Vor dem Haus in der Wilmersdorfer Güntzelstraße 53, in dem die Reichs mit ihren drei Kindern gelebt hatten, verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig die beiden Messingsteine. Ein Termin, der ihm nach eigener Aussage besonders wichtig war.

symbol Die Verlegung der Stolpersteine geht auf Initiative Andrew Ranickis zurück. Der Sohn des Literaturkritikers hatte sich im Februar für dieses Symbol der Erinnerung eingesetzt. »Meinem Vater hätte dies weder gefallen noch missfallen«, sagte Ranicki der Jüdischen Allgemeinen. »Er hat immer gesagt: Solche Aktionen sind für Deutschland wichtig, nicht für uns Überlebende.« Der 1920 in Polen geborene Literaturkritiker habe auch ohne Grab oder Stolperstein sein Leben lang um seine Eltern und seinen Bruder Alexander getrauert, betonte Andrew Ranicki.

Der Sohn des bekannten Literaturkritikers wollte nach dem Tod seines Vaters im vergangenen September, dass irgendetwas in Berlin an seine Großeltern erinnert. »Das Haus in der Güntzelstraße war immerhin ihr letzter freiwilliger Wohnort«, so der Mathematiker. Im Gegensatz zu seinem Vater ist ihm dieses Symbol wichtig: Bei seinen Berlin-Besuchen habe er jetzt die Möglichkeit, in Wilmersdorf seiner Großeltern zu gedenken.

Gedenktafel Am 12. September, sechs Tage vor dem ersten Todestag des Literaturkritikers, wird vor dem Haus in der Güntzelstraße eine Gedenktafel eingeweiht, die an Marcel Reich-Ranicki erinnert. Sein Sohn Andrew wird aus diesem Anlass eine Rede über das Leben und Wirken Reich-Ranickis halten, der die Wohnung in Wilmersdorf gemeinsam mit seinen Eltern
vor mehr als 75 Jahren auf Anweisung des NS-Regimes fluchtartig verlassen musste.

Der Künstler Gunter Demnig hat seit 1992 mehr als 35.000 Stolpersteine in Erinnerung an die vielen Opfer der Schoa verlegt. Rund 5500 gedenken allein in Berlin der Schicksale ermordeter Juden. Auf den Steinen sind jeweils Name, Geburts- und Todesdatum oder Verbleib eingraviert.

www.stolpersteine.eu

Universität

Preise der »World Union of Jewish Students« in Berlin vergeben

Die weltweite Vertretung jüdischer Studierender hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und besonders verdienstvolle Personen und Verbände ausgezeichnet

 07.01.2025

Interview

Katholischer Verband verwaltet Sparbücher der SS: »Falls noch jemand kommt«

Seit rund 70 Jahren verwaltet die Katholische Jugendfürsorge München (KJF) Geld, das die SS einst für unehelich geborene Kinder anlegte. Die rechtmäßigen Besitzer könnten ja noch aufkreuzen, sagt KJF-Vorständin Barbara Igl

 07.01.2025

München

»Das ganz Andere fremder Welten«

Die Volkshochschule und das IKG-Kulturzentrum gedachten des 130. Geburtstags der Dichterin Gertrud Kolmar

von Helen Richter  05.01.2025

Feier

Dem Herzen folgen

Die IKG München und Oberbayern bedankt sich bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement

von Luis Gruhler  05.01.2025

Würzburg

Kreuzfahrer am Main

Die Abiturientin Nele Fackler wird für einen Aufsatz zur Lokalgeschichte des Antisemitismus ausgezeichnet

von Gerhard Haase-Hindenberg  05.01.2025

Buch

Jüdisch im Sauerland

Hans-Ulrich Dillmann aktualisiert seine Studie über die Gemeinde in Lüdenscheid

von Martin Krauß  05.01.2025

Apolda

Schweinekopf vor jüdischem Gedenkort abgelegt

Unbekannte Täter haben einen Schweinekopf vor einem jüdischen Gedenkort im thüringischen Apolda abgelegt – nicht zum ersten Mal

 05.01.2025

Gespräch

»Berlin glänzt nicht mehr so wie früher«

Die Hauptstadt war lange ein Magnet für junge Israelis. Ist das noch immer so? Ein Gespräch über Döner-Preise, jüdische Identität und wachsenden Antisemitismus

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  05.01.2025

Porträt der Woche

Material für die Ewigkeit

Jehoshua Rozenman ist leidenschaftlicher Bildhauer und arbeitet vor allem mit Glas

von Alicia Rust  05.01.2025