In Frankfurt wurden am Sonntag Stolpersteine für den Philosophen, Soziologen und Musiktheoretiker Theodor Wiesengrund Adorno (1903–1969) und seine Eltern, Maria Calvelli-Adorno und Oskar Wiesengrund, verlegt. Die Zeremonie fand vor dem Haus, das die Familie Wiesengrund-Adorno 1914 bezog, statt.
Dort, im östlichen Stadtteil Oberrad, wohnte Adorno mit seinen Eltern und der Schwester der Mutter. Er studierte in den 1920er-Jahren an der Frankfurter Universität, promovierte und habilitierte anschließend. In dieser Zeit freundete er sich mit Max Horkheimer und Walter Benjamin an.
FLUCHT Adorno emigrierte 1934 zunächst nach England und vier Jahre später in die USA. Seine Eltern flohen 1939 ebenfalls in die Vereinigten Staaten und mussten das Haus verkaufen.
Theodor W. Adorno kehrte 1949 nach Frankfurt zurück. Er lehrte Soziologie und Philosophie an der dortigen Universität und leitete gemeinsam mit Max Horkheimer das wiedererrichtete Institut für Sozialforschung. Beide gelten als Hauptvertreter der »Frankfurter Schule«.
TRADITION »Theodor Wiesengrund Adorno steht exemplarisch für das intellektuelle Frankfurt der 1920er-Jahre«, sagte David Dilmaghani, Leiter des Dezernatsbüros Kultur und Wissenschaft bei der Verlegung der Stolpersteine.
»Den Nationalsozialisten war dieses Frankfurt verhasst, ebenso wie die tief in der Stadt verwurzelte jüdische Tradition, für die auch die Familie Wiesengrund Adorno steht«, so Dilmaghani weiter. Neben weiteren Ansprachen rezitierte der Schauspieler Michael Quast einen Text Adornos.
Mit den Stolpersteinen möchte der Künstler Gunter Demnig deutschland- und europaweit an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Die aus Messing gefertigten Gedenktafeln werden an dem letzten selbst gewählten Wohnort der jeweiligen Person in den Gehsteig eingelassen.