Daniil Fissenko ist Schwimmer, drei- bis viermal trainiert der 20-jährige Hamburger Student wöchentlich. Am Donnerstagabend zog er aber nicht wie gewohnt im Schwimmbecken seine Bahnen, sondern war in Berlin einer von 15 Sportlern, die als Aktive am »Charity Fundraising« der European Maccabi Games 2015 (EMG) teilnahmen.
Bei Musik der Shalom-Band, edlen Weinen und feinen Häppchen plauderten die Sportler im exklusiven China-Club mit den Unterstützern des großen jüdischen Sportereignisses, das im kommenden Jahr vom 27. Juli bis 5. August erstmals in Berlin ausgetragen wird. Und sie erlebten dabei auch die Premiere der EMG-Hymne »Maccabi Chai«, die Jewdyssee-Sängerin Maya Saban zu diesem Anlass erstmals präsentierte. Unter den etwa 150 Gästen waren auch der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer, der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck und TV-Sportjournalist Marcel Reif.
Botschafter Reif ist einer der Botschafter der European Maccabi Games. Für ihn sei die Unterstützung eine Selbstverständlichkeit, sagte er. Sofort habe er sich für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt: »Das ist ein historisches Ereignis, aber auch eines, das in die Zukunft zeigt. Ich habe Sport immer als völkerverbindend empfunden, deshalb bin ich gerne mit dabei.«
Auch Volker Beck freut sich schon auf die Spiele, obwohl für ihn selbst eher die Devise »No Sports« gelte: »Aber ich werde als Zuschauer mit dabei sein. Es ist wunderbar, wenn die jüdische Jugend Europas in Berlin zusammenkommt.« Das sei Zeichen der Hoffnung und der Zukunft. »Und es ist auch etwas ganz Besonderes, das die Spiele im 50. Jubiläumsjahr der deutsch-israelischen Beziehungen stattfinden.«
Diese Symbolik unterstrich auch Joschka Fischer: »Dass die Spiele 70 Jahre nach der Schoa auf dem Gelände des Olympiaparks stattfinden, das ist für sich genommen schon ein Ereignis historischer Tragweite.« Zugleich geschehe dies auch in einer Zeit, die für Juden in Europa sehr schwierig geworden sei, sagte er. »Der Antisemitismus hat wieder sein Haupt erhoben. Und in dieser Situation kommt den Makkabi-Spielen eine besondere Bedeutung zu, sie sind auch eine politische Stellungnahme.«
Geschichte Auch Mordechai Tichauer, Vorsitzender der European Maccabi Confederation, erinnerte an die besondere historische Verbindung, die der Austragungsort hat. »Es ist schon sehr bewegend, dass wir an gleicher Stelle, an der 1936 Juden von der Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschlossen waren, unsere Spiele stattfinden lassen. Wir beweisen damit, dass unser jüdisches Volk lebt und mitten in der Gesellschaft steht. Wir zeigen, dass wir da sind.« Aktive und Funktionäre aus 25 europäischen Ländern wurden eingeladen, sagte Tichauer, dazu auch Gäste aus Australien, Amerika und Israel.
Bei aller Symbolik und historischen Bedeutung sollen es aber auf jeden Fall auch heitere Spiele werden, versprach Makkabi-Deutschland-Präsident Alon Meyer. »Wir sind uns unserer Vergangenheit hier in Deutschland sehr bewusst und werden dies den Teilnehmern vermitteln. Aber danach wollen wir auch und vor allem die schönen Seiten des jüdischen Lebens in Deutschland zeigen.«
Die schönen Seiten dieses sportlichen Events kennt Hockey-Nationalspielerin Rebecca Landshut. Sie hat schon an Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften teilgenommen, aber die Makkabi-Spiele seien doch noch etwas ganz anderes, meinte sie: »Das ist eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die einen ganz besonderen Team-Spirit entwickelt. Und jetzt die Spiele im eigenen Land zu haben, das ist für uns eine große Ehre.«
Rekord Neben Landshut sind auch noch andere Spitzensportler unter den Gästen, sie alle sind EMG-Sportpaten: der ehemalige Basketball-Nationalspieler Pascal Roller, Hockey-Nationalspieler Martin Häner und Schach-Großmeister Arkadij Naiditsch. Sie sind Rekorde gewohnt. Zusammen mit den Organisatoren konnten sie sich auch über den Rekord dieses Abends freuen: Denn insgesamt kamen eine halbe Million Euro an Spenden zusammen.
Die Gastgeber, Patrick Reich und Menachem Jundef, die mit vier weiteren Unternehmern den Anstoß zur Spendenaktion gegeben hatten, waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis: »Die Reaktionen waren äußerst positiv. Die Menschen haben die gesellschaftspolitische Bedeutung dieses Events erkannt.« Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer freute sich über das Engagement: »Dass sie bereit sind, eine zivilgesellschaftliche Initiative materiell so großzügig zu unterstützen, das finde ich fantastisch«, lobte er die Unterstützer.
Das Geld soll die Eröffnungsfeier der European Maccabi Games finanzieren, erklärte Oren Osterer, Chef des EMG-Organisationskomitees. Bis zum Auftakt sind es noch 248 Tage. Alles sei im Zeitplan, versicherte er: »Die meisten Anmeldungen sind schon eingegangen. Wir erwarten etwa 1700 Sportler, also mit Betreuern und Trainern werden es rund 2000 Teilnehmer.«
Daniil Fissenko kann es kaum erwarten: »Die Vorfreude wächst, und die Nervosität nimmt zu«, verriet der Schwimmer. Er war schon bei den Spielen in Wien und in Israel mit dabei. »Diese Wochen waren die schönsten meines Lebens. Aber das in Berlin, das wird das Größte.«