Im Jüdischen Museum Rendsburg hat Schleswig-Holsteins Kulturministerin Karin Prien den Antisemitismusbeauftragten des Landes vorgestellt. Peter Harry Carstensen ist Antisemitismusbeauftragter für Schleswig-Holstein.
Der ehemalige Ministerpräsident des Landes will als Landesbeauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus eine »starke Stimme für das jüdische Leben in Schleswig-Holstein« sein. Sein Amt, zu dem auch eine Referentenstelle im Kieler Kultur- und Bildungsministerium gehört, hat er bereits seit 1. März inne.
Antisemitismus »Antisemitismus und Rassismus sind leider brandaktuelle Themen. Wir stellen uns unmissverständlich gegen jede Form von Antisemitismus und wollen mit Peter Harry Carstensen gemeinsam neue Wege gehen«, sagte Karin Prien, die sich schon seit Langem für das jüdische Leben in ihrem Bundesland einsetzt. Rassismus und vor allem Antisemitismus seien nicht erst seit Halle und Hanau mehr als nur Gift in den Köpfen.
Carstensen nahm schon an der Eröffnung der Synagoge des Nordens 2007 in Bad Segeberg teil.
Carstensen hat sich schon als Ministerpräsident für die heute wieder 3000 Juden in Schleswig-Holstein eingesetzt, von denen 2000 Mitglieder in den liberalen und konservativen jüdischen Gemeinden des Landes sind. So war es für ihn selbstverständlich, bei der Eröffnung der Synagoge Mishkan Ha’Zafon, der Synagoge des Nordens, am 24. Juni 2007 in Bad Segeberg zu sprechen.
Ebenso besuchte er am 21. April 2011 zur Eröffnung der Landesgartenschau in Norderstedt den Bustan, den biblischen Wein- und Obstgarten, den der Kulturverein Chaverim – Freundschaft mit Israel als Beitrag zur Landesgartenschau realisiert hatte.
Zusammenleben »Das gemeinsame Zusammenleben der unterschiedlichen Religionen muss selbstverständlich werden«, sagte Carstensen bei seiner Berufung zu Schleswig-Holsteins Antisemitismusbeauftragtem. Schon im vorigen Jahrhunderten sei Schleswig-Holstein Vorreiter für Glaubensfreiheit gewesen, beispielsweise in Glückstadt, Friedrichstadt und auf Nordstrand, weil sich die jeweiligen Landesherren einen Vorteil von jüdischen Ansiedlungen und Unternehmungen versprachen. Trotzdem waren Juden stets nur geduldet.
Zunächst will sich Carstensen mit den Kollegen aus anderen Bundesländern beraten.
Zunächst werde er mit den jüdischen Gemeinden in Schleswig-Holstein sprechen und sich mit den Antisemitismusbeauftragten der anderen Bundesländer beraten, nahm sich der 72-Jährige vor. Aufgrund zunehmender Attentate von Rechtsradikalen wurden inzwischen mittlerweile in 13 Bundesländern Antisemitismusbeauftragte ernannt.
Carlebach-Synagoge Die für den 2. April geplante Wiedereröffnung der Carlebach-Synagoge der Jüdischen Einheitsgemeinde Lübeck in der St.-Annen-Straße wird nun aufgrund der Corona-Krise verschoben. Als Gäste hatten sich neben Carstensen bereits Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther angesagt. Wann der Festakt nachgeholt wird, ist bislang unbestimmt.
Anfang der 90er-Jahre verübten Neonazis zwei Brandanschläge auf die Lübecker Synagoge.
Während der Pogromnacht im November 1938 war auch die Carlebach-Synagoge geschändet worden, brannte aber nicht nieder, da sie dicht umgeben ist von Wohnhäusern. Die Nazis hatten sich die Synagoge bereits als Besitz einverleibt. Sie missbrauchten das 1890 erstmals eröffnete jüdische Gotteshaus, das besonders von innen eine architektonische Schönheit ist, als Turnhalle.
In den 90er-Jahren verübten Neonazis zwei Brandanschläge auf die Synagoge, die nur noch als Ruine stand. 2014 begann mit finanzieller Unterstützung von Bund, Land, Stadt und der Possehl-Stiftung der Wiederaufbau. Er geriet jedoch wegen Geldmangel und falschen Planungen immer wieder ins Stocken. Die Carlebach-Synagoge steht mitten in der Lübecker Altstadt und gehört wie diese zum UNESCO-Weltkulturerbe.