Worms

Spur der Steine

Untersuchungen am Grabstein Foto: uh

Die Sonne steht noch tief zu dieser frühen Stunde. Der morgendliche Straßenverkehr ist nur ein fernes Grollen. Die Grabsteine werfen lange Schatten in die hochgewachsene Wiese.

»Dies ist so ein friedvoller Ort, ich kann hier sehr konzentriert arbeiten«, sagt Leonie Silberer mit leiser Begeisterung. Sie ist Kunsthistorikerin an der Universität Heidelberg und Mitglied eines Forscherteams, das den »Heiligen Sand«, den jüdischen Friedhof zu Worms, eingehend untersucht: Nicht weniger als 1.300 Grabsteine stehen allein im alten, östlichen Teil. Silberer und ihre Kollegin Stefanie Fuchs beschreiben bei jedem Grabmal dessen Gestaltung und Zustand. Der älteste eindeutig datierte Grabstein stammt aus dem Jahr 1076.

heiligster ort Der Wormser jüdische Friedhof wurde wohl rund 350 Jahre vor seinem berühmteren Prager Gegenstück gegründet und ist der älteste seiner Art in Europa. Auch seine kulturelle und religiöse Bedeutung ist überragend. Juden aus aller Welt besuchen den Ort, erklärt Stella Schindler-Siegreich, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mainz, der auch Worms zugeordnet ist. »Wir als Gemeinde sind sehr stolz auf diesen Friedhof, solche gibt es nur wenige.«

Michael Brocke, Direktor des Salomon-Ludwig-Steinheim-Instituts in Duisburg, sagt: »Dies ist der heiligste Ort des aschkenasischen Judentums.« Brocke ist ebenfalls Mitglied der Forschungsgruppe, sein Interesse gilt vor allem den Grabstein-Inschriften, die er entziffert. »Das sind wunderbare Texte, oft ganz individuell«, schwärmt der Experte. Sie nennen nicht nur die begrabene Person und bezeichnen ihre Familienverhältnisse, sondern beschreiben auch Berufe. Brockes Forschung ist allerdings ein Wettlauf gegen die Zeit.

erosion Die Wormser Grabsteine wurden fast durchweg aus Sandstein hergestellt, vornehmlich aus der roten Sorte. Das Gestein ist leider recht erosionsanfällig. Im Verlauf der Jahrhunderte sind bereits viele Inschriften buchstäblich zu Staub zerfallen, und dieser Prozess schreitet stetig fort. Für umfassende Untersuchungen fehlen leider die nötigen finanziellen Mittel.

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025

Feiertage

Hymne auf die Freiheit

Der Alexander-Moksel-Kindergarten führte im Gemeindezentrum ein Pessach-Musical auf

von Vivian Rosen  17.04.2025

Berlin

Mazze als Mizwa

Das Projekt »Mitzvah Day« unterstützt die Berliner Tafel mit einer Lebensmittel-Spende

von Katrin Richter  17.04.2025

Berlin

Berlin: Gericht bestätigt fristlose Kündigung von Rabbiner

Das Berliner Arbeitsgericht hat die fristlose Kündigung eines Rabbiners wegen sexueller Belästigung eines weiblichen Gemeindemitglieds bestätigt

 16.04.2025

Jewrovision

»Schmetterlinge im Bauch«

Nur stilles Wasser trinken, noch einmal gut essen, dann geht es auf die Bühne. Die Moderatoren Masha und Gregor verraten, wie sie sich vorbereiten und mit dem Lampenfieber umgehen

von Christine Schmitt  16.04.2025

München

Hand in Hand

Ein generationsübergreifendes Social-Media-Projekt erinnert an das Schicksal von Schoa-Überlebenden – Bayern-Torwart Daniel Peretz und Charlotte Knobloch beteiligen sich

von Luis Gruhler  15.04.2025

Literatur

Die Zukunft Israels hat längst begonnen

Der Schriftsteller Assaf Gavron stellte im Jüdischen Gemeindezentrum seinen aktuellen Erzählband vor

von Nora Niemann  14.04.2025

Porträt der Woche

Eigene Choreografie

Galyna Kapitanova ist IT-Expertin, Madricha und leitet eine Tanzgruppe

von Alicia Rust  14.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025