Jewrovision

Spot an für Dan!

Dan moderiert die Jewrovision Foto: Zentralrat der Juden

Jewrovision

Spot an für Dan!

Jury, Moderation und Reihenfolge der Auftritte stehen fest – jetzt kann die Show beginnen

von Christine Schmitt  27.02.2020 13:46 Uhr

Der Anruf vom Zentralrat der Juden in Deutschland kam überraschend. »Ich hatte keine Ahnung«, sagt Dan. Doch dann war die Freude des Gelsenkircheners groß: Der 19-jährige Student, dessen vollständiger Name Daniel Schwarz lautet, wird die Moderation bei der Jewrovision am ersten März-Wochenende in Berlin übernehmen.

Vergangenes Jahr wurde die Show noch von dem Duo Tamar Morali und Ilja Cinciper geleitet, diesmal übernimmt den Part nur Dan allein. Seit dem Anruf beschäftigt er sich mit den Vorbereitungen auf den großen Abend. Die Aufgaben für sein Studium der Betriebswirtschaftslehre und seine Tätigkeit als Rosch im Jugendzentrum treten für kurze Zeit etwas zurück.

»Ich schaue mir die YouTube-Videos an und studiere die Gestik und Mimik der Moderatoren.« Außerdem stelle er sich vor einen Spiegel, um seine Körperhaltung zu kontrollieren und sie zu verbessern.

https://www.instagram.com/p/B89MrMHIg0z/

MODERATION Die Moderationstexte für die Show schreibt er selbst. »Ich möchte auf jeden Fall authentisch rüberkommen. Ich bin, wie ich bin.« Das passt auch gut zum Motto der Jewrovision: »Be yourself«. In Berlin war er in den vergangenen Tagen auch schon einmal. Er besuchte den Zentralrat, den Veranstalter der Jewrovision, um den Ablauf der Show durchzugehen, bei einem Fotoshooting dabei zu sein und Videos aufzunehmen.

Dan hat schon als Rapper auf sich aufmerksam gemacht.

Als sein Einsatz offiziell verkündet wurde, habe er viele positive Nachrichten bekommen, erzählt Dan. »Das hat mich sehr gefreut.« Neben seiner Familie haben sich natürlich auch die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen gefreut. Vermutlich ist Dan der erste Moderator, der aus einer kleineren Gemeinde stammt.

Als Musiker hat sich Dan bereits einen Namen gemacht. Seine musikalische Leidenschaft, die er schon als Kind hatte, wurde im Alter von 13 und 14 Jahren immer größer. Damals begann er, Gedichte in Reimform zu schreiben und sie mit der Zeit zu rappen. Mithilfe eines Soundstudios am Computer entwickelte er Beats und einen Flow.

Die Kids von Jewesh Nordrhein müssen als Erste auf die Bühne.

Er nahm seine Stimme auf und bearbeitete den Song. Die ersten Rapps habe er allerdings nur für sich entwickelt, die wurden nie veröffentlicht, sagt der junge Musiker. Es folgten Musikvideos, und mittlerweile werden vier seiner Songs auf Spotify gestreamt. Die Zugriffe bewegen sich im fünfstelligen Bereich.

Sein jüngster Song »Koscher Girl« hat innerhalb von drei Monaten knapp 16.000 Klicks erhalten, ein etwas älterer Song von ihm mehr als 25.000. Qualifiziert für die Moderation habe ihn auch sein Auftritt bei der vergangenen Jewrovision: Da hatte er zur Halbzeit des Wettbewerbs eine Solo-Performance hingelegt. Der Auftritt vor Tausenden von Zuschauern ist ihm somit vertraut. »Doch die Moderation wird noch einmal etwas ganz anderes«, sagt der 19-Jährige.

STARTREIHENFOLGE Eine kleine Kostprobe gab es schon bei der Ziehung der Startreihenfolge, die in einem Livestream zu sehen war. Chesed aus Gelsenkirchen wird als viertes Jugendzentrum auf der Bühne performen. »Das ist auch meine Stadt«, sagt Dan. Den Auftakt werden die Kids von Jewesh Nordrhein machen, zu diesem Team gehören Kinder unter anderem aus Aachen, Bonn und Wuppertal.

https://www.instagram.com/p/B8_as-oo49y/

Zu den Proben trafen sie sich in Düsseldorf. Köln startet an siebter Stelle, München an achter. Der Gastgeber des vergangenen Jahres, Frankfurt, wird an zwölfter Stelle auftreten, nach ihm die Kinder und Jugendlichen aus Trier und Saarbrücken, die sich wieder zu einem Team zusammengetan haben. Am Echad Bayern wird als Vorletzter ins Rennen gehen, und Vorjahresgewinner Berlin bildet den Schluss.

Auch die Jurymitglieder stehen fest. Neben den erfahrenen Mitgliedern wie ZDF-Fernsehgarten-Moderatorin Andrea Kiewel, Schauspielerin Rebecca Siemoneit-Barum und Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann, die in den vergangenen Jahren mit von der Partie waren, nehmen auch die Sängerin Jeanette Biedermann, der Musikproduzent Alex Christensen und Uriel Yekutiel aka  ARISA aus Israel auf den Jurysesseln Platz.

Wilbusch wurde einem breiten Publikum durch die Erfolgsserie Bad Banks bekannt.

Auch Aron Schuster, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), und Schauspieler Jeff Wilbusch sind dabei. Wilbusch wurde einem breiten Publikum durch die Erfolgsserie Bad Banks bekannt und ist demnächst in der deutschen Miniserie Unorthodox auf Netflix zu sehen. Sie erzählt die Geschichte einer ultraorthodoxen Jüdin, die aus ihrer Familie in New York ausbricht und nach Berlin flieht.

VERANTWORTUNG Ein wenig aufgeregt sei er schon, sagt Jeff Wilbusch. »Ich bin das erste Mal bei einer Jury dabei, aber unter uns Kollegen üben wir ja öfters Kritik«, sagt der Schauspieler, der in Israel geboren wurde, in München an der Schauspielhochschule studierte und mittlerweile in Berlin lebt.

»Ich werde meine Stimme mit ganz viel Ehrlichkeit und Liebe geben«, verspricht er. Aber es sei auch eine große Verantwortung, Leute zu bewerten. Er frage sich öfter, was Begabung überhaupt sei, vielleicht etwas Flüchtiges? Erwachsene seien es gewohnt, kritisiert zu werden, aber auch für sie sei es schwer zu ertragen. Virtuose Auftritte empfinde er oft als seelenlos, er mag es lieber, wenn jemand seine Seele mit hineinsteckt. »Das berührt mich.« Außerdem habe das viel Potenzial. Und schließlich gehe es nicht um Perfektion.

Er selbst sei früher immer sehr aufgeregt gewesen. »Ich kann mich nicht an etwas erinnern, was ich gerne gespielt habe.« Viele großartige Sänger und Schauspieler hätten in der Schulzeit kein Gedicht vortragen können. Aber man könne das Auftreten wie Radfahren lernen.

Er übe sehr viel und hoffe, dank der Vorfreude auf den Auftritt, die Spannung halten zu können. Bei einer Premiere sage er sich immer: »Ich atme, und ich spüre meine Füße auf dem Boden.« Denn ohne Vorfreude – oder Aufgeregtheit – könnte es rasch langweilig werden.

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