15 bis 20 Minuten, schätzt Annette Lentz, braucht sie vom Spandauer Damm zur Münsterschen Straße. Einen Weg, den dieLeiterin des Kindergartens Gan Israel von Chabad Lubawitsch bald öfter zurücklegen wird. Denn dort am Spandauer Damm befindet sich die Kindertagesstätte, in der 58 Mädchen und Jungen jeweils montags bis freitags betreut werden. Doch mittlerweile wird es eng, denn es fehlt an Platz, um noch mehr Kinder aufzunehmen.
Deshalb wird Anfang November eine Zweigstelle im Bildungszentrum von Chabad Lubawitsch in der Münsterschen Straße eröffnet. 25 Kinder sollen dann in der Zeit von 7.30 bis 16.30 Uhr lernen, toben und mit jüdischer Tradition groß werden. »Die Warteliste ist so lang geworden, dass wir handeln mussten«, sagt Lentz.
Team 40 Familien hatten ihren Nachwuchs angemeldet. Hinter dem Bildungszentrum stehen nun Container, zwei Räume mit jeweils 40 Quadratmetern, die extra für Kindergärten entworfen worden sind, zur Verfügung. Dazu komme Platz für die Garderobe und die sanitären Anlagen. Auch einen Garten gibt es bereits. Bis der lang geplante Neubau entsteht, sollen die Kleinen in diesem Quartier bleiben. Die neuen Kitakinder sind noch ganz jung – fünf Monate – oder schon etwas älter, bis zu zwei Jahre. Nach langer Suche konnte Annette Lentz drei Erzieherinnen einstellen. Es war nicht einfach, denn in Berlin herrscht derzeit Erziehermangel. Außerdem sind im Team auch junge Frauen aus Israel, die in Berlin ihr Freiwilliges Soziales Jahr leisten.
»Wir bieten jüdische Tradition, Förderung nach dem Berliner Bildungsplan, deutsch und hebräisch sprechendes Fachpersonal und koscheres Essen«, sagt Lentz, die seit mehr als vier Jahren den Kindergarten leitet. Bei Bedarf gebe es einen Busservice. Ebenso werde Sport- und Musikunterricht angeboten. Zusätzlich gibt es Platz für behinderte Kinder – in der geplanten Kita wird auch eine Integrationserzieherin arbeiten.
Das Programm für die neue Einrichtung wird aus der Kita am Spandauer Damm übernommen, die ab Januar an einer Evaluierung zum Qualitätssiegel teilnehmen wird. Jeder Tag hat ein Thema, beispielsweise dreht sich dienstags alles um die Musik, an einem anderen Tag alles um den Wald. Und freitags wird immer Kabbalat Schabbat gefeiert. Ein Kind darf die Mutter sein und die Kerzen anzünden, ein anderes übernimmt den männlichen Part. Tradition ist wichtig, doch Lentz betont: »Wir nehmen Kinder aus allen jüdischen Richtungen auf.«