Nach vorne spielen – immer wieder lenkten die knappen Anweisungen vom Spielfeldrand das Handeln. »Abgeben«, »zuspielen« Armand Presser war als Trainer der Maccabi-Jugend mindestens so engagiert wie die Nachwuchskicker selbst. »Weit nach vorne« motivierte er den jungen Torwart immer wieder, wenn dieser den gegnerischen Ball abgehalten hatte und ihn dann wieder ins Feld schoss. Die Eltern fieberten ebenso mit und applaudierten, wenn wieder einmal ein Tor gefallen war. Spannung pur war auch für die Zuschauer angesagt, als es beim Kurt-Landauer-Turnier auf dem Sportplatz von Maccabi München am vergangenen Sonntag um mehr als Siege und Medaillen ging. Zum dritten Mal hatte der Sportverein Mannschaften aus München und der Umgebung zu einem Freundschaftsspiel eingeladen. Während es bei den Begegnungen sonst auch um Punkte geht, zählten bei dem sportlichen Wettstreit der Sechs- bis 13-Jährigen an diesem Tag vor allem das Kennenlernen und das Miteinander.
Diese Chance nahmen die Kinder ebenso wahr wie die Erwachsenen. Künftige Maccabi-Hoffnungen, die sich wie die kleine Esther noch mehr für das Essen aus dem Baby-Gläschen interessierten, genossen den Nachmittag ebenso wie Maccabi-Freunde, die bereits seit sechs Jahrzehnten das jüdische Leben in München begleiten wie Heinrich Rakocz und Nathan Grossmann. Auf der Terrasse vor dem Vereinsheim konnten sich alle, angefangen vom Frühstück mit Lachsbagels über Angebote vom Grill bis zum nachmittäglichen Kuchen stärken. Das Wetter unterstützte die gute Atmosphäre.
Wettkampf Nach dem Regen am Vortag war das Thermometer auf angenehme Sommertemperatur gesunken, die den Aktiven ebenso entgegenkam wie den Zuschauern. Um Pokale und Medaillen kämpften die kleinen Kicker in fünf Gruppen: Bei den G2-Mannschaften des Jahrgangs 2004 siegte beim ersten Spiel um 10 Uhr Maccabi München vor dem Kirchheimer SC und dem SC Baldham-Vaterstetten. Auch beim Spiel der G1 des Jahrgangs 2003 erreichten die Gastgeber den ersten Platz vor dem SV Waldperlach und SV Zamdorf. Bei den Achtjährigen hatte dann der FC Wacker die Nase vor Maccabi. Die Moosacher kamen auf den dritten Platz.
Die meisten Manschaften traten beim F-Turnier des Jahrgangs 2001 an. Zu diesem waren die Vereine von Haar, Lohhof, Olympia Moosach, Türkgücü, Wacker München zu Maccabi gekommen. Den ersten Platz erspielten sich hier Türkgücü vor Lohhof und Maccabi. Bei den »Großen«, der D-Jugend der 12- und 13-Jährigen, schließlich kam SV Glonn auf Platz 1 vor den beiden Mannschaften von Maccabi München. Es waren spannende Spiele, bei denen sich auch zeigte, dass der Nachwuchs manchmal ähnliche Probleme hat wie Weltmeister. So musste der Trainer vom FC Moosach seine Schützlinge über eine Schiedsrichter-Entscheidung hinwegtrösten. Gleichzeitig machte er ihnen klar, dass sie während des Spiels den Schiri nicht kritisieren dürfen.
Erlebnis Dennoch: Der Freude am Spieltag und dem Platz tat das keinen Abbruch. Der Maccabi-Sportplatz beeindruckte die Moosacher. Wenn er nicht genau auf der anderen Seite der Stadt läge, würden die erwachsenen Moosacher hierher auch gerne einmal zum Tennis-Spielen kommen. Die drei Schiedsrichter Vedran Alilovic, Milos Mijatovic und Melanie Oettl zeigten beim Pfeifen ihre Neutralität ebenso wie ihr Verständnis für den Nachwuchs. Die junge Hotelfachfrau zum Beispiel unterschied sehr genau zwischen Foul und versehentlichem Zusammenrempeln und ließ den kleinen Kämpfern schon mal Zeit zur Entschuldigung.
Ein dickes Kompliment bekamen die »Makkabäer« von Sahir Yegen, dem Trainer vom SV Türkgücü: Er lobte nicht nur den tollen Platz und die positive Atmosphäre, sondern besonders auch das Fair-Play, das bei Maccabi herrscht. Er hat mit seinem Verein bereits zum dritten Mal an dem Kurt-Landauer-Turnier teilgenommen. Genau das ist es, was sich die Verantwortlichen von Maccabi München mit ihrem Präsidenten Robby Rajber und ihrem Vereinsmanager Maurice Schreibmann zum Ziel gesetzt haben: Ein stimmiges und friedliches Miteinander aller Nationen, Religionen und Kulturen. Unterstützt werden sie dabei von dem gesamten Vorstand und den Betreuern.
Israel Bei diesem Fußballturnier waren dies neben Armand Presser Matthias Schiemann, Romina Mendrzycki, Andre Konsbruck, Britta Medineli sowie Dani Chayet. Dass die Förderung eines gegenseitigen Verständnisses Früchte trägt, zeigte eine Bemerkung am Rande des Spielfeldes: Bevor der Vater eines der Kinder aus einer Münchner Umlandgemeinde in sein Auto stieg, erzählte er noch: »Ich hab mit meiner Frau schon ausgemacht: Nächstes Jahr fahren wir nach Israel. Ganz sicher!«