Es ist kalt am Donnerstag vergangener Woche auf der »kleinen Kampfbahn« im Arena-Park in Düsseldorf. Zwischen der Merkur Spiel-Arena und dem Rhein liegt der Fußballplatz mit einer kleinen Tribüne. Bereits zwei Stunden, bevor das Spiel gegen den TuS Maccabi Düsseldorf beginnt, ist das Team von Shaʼar Fiore HaNegev vor Ort.
Es sind die »alten Herren«, zwischen 30 und 50. Fit sind sie: Einige machen sich auf dem Platz warm, der Torwart übt, Bälle zu halten, andere dribbeln oder spielen sich Pässe zu. »Das Wetter hier ist wie in Israel im Winter«, lacht ein Spieler von Sha’ar Fiore HaNegev. Aber das sei egal. »Wir freuen uns, hier zu sein und gleich gegen Maccabi zu spielen.«
Alle seien freundlich zu den israelischen Sportlern, einer Altherrenmannschaft aus der Region Sha’ar HaNegev, die an den Gazastreifen grenzt. Auch dort wütete die Hamas, ermordete und entführte Menschen. »Auch wenn wir jetzt in Deutschland sind, sind unsere Gedanken immer bei unseren ermordeten und entführten Freunden.«
»Es gab keinen lieberen und hilfsbereiteren Menschen als Ilan«
Einer von ihnen, Ilan Fiorentino, war Spieler des Klubs. »Ilan war der Sicherheitsbeauftragte seines Kibbuz. Als die Hamas am 7. Oktober angriff, rettete er einen Jungen und wurde später ermordet. Es gab keinen lieberen und hilfsbereiteren Menschen als Ilan. Wir vermissen ihn und haben unseren Verein seinetwegen umbenannt.« Aus Sha’ar HaNegev wurde in seinem Gedenken Sha’ar Fiore HaNegev.
Das Spiel ist nur eine Station des Deutschlandbesuchs der Mannschaft.
Das Spiel ist nur eine Station des Deutschlandbesuchs der Mannschaft. »Wir waren zusammen bei Borussia Dortmund«, erzählt Zeev Reichard, der selbst bei Maccabi spielte und Referent für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf ist. Die Spieler konnten so einen Blick auf einen der größten Erstliga-Vereine werfen. Die Borussen gehören zu den Vereinen, die sich am stärksten gegen Antisemitismus engagieren und immer wieder mit Maccabi und dem Zentralrat der Juden in Deutschland zusammenarbeiten.
Auch in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen waren die Kicker aus Israel zu Gast. Dort wurden sie von Minister Nathanael Liminski empfangen. »Der Besuch«, sagt Reichard, »ist Teil des Landesprogramms ›Shalom – Chaveruth‹. Mit diesem Programm unterstützt NRW nicht nur den Wiederaufbau in den israelischen Regionen, in denen die Hamas gewütet hat und die vom Krieg besonders hart betroffen sind – Regionen in Israel in einer Entfernung von bis zu 30 Kilometern von der Grenze zum Gazastreifen und von bis zu 30 Kilometern zur israelisch-libanesischen Grenze –, sondern lädt auch Israelis ein, um für wenige Tage dem von Terror und Krieg geprägten Alltag zu entfliehen.«
Für die Spieler von TuS Maccabi sind es besondere Tage
Für die Spieler von TuS Maccabi sind es besondere Tage, und das Spiel gegen Sha’ar Fiore HaNegev ist für das Team etwas Außergewöhnliches. »So ein Spiel ist stark von Emotionen geprägt, vor allem für die Mannschaft aus Israel. Wir waren sofort bereit, uns mit ihnen hier auf diesem Platz zum Kicken zu treffen.« Bevor das Spiel begann, kamen die beiden Teams auf dem Rasen der kleinen Kampfbahn zusammen, um an die Geiseln aus der Region Sha’ar HaNegev zu erinnern, die noch immer in der Gewalt der Hamas sind.
Die Spieler hielten ein Transparent mit deren Namen: Ziv Berman, Gali Berman, Emily Tehila Damari, Doron Steinbrecher, Keith Samuel Siegel, Tsachi Idan und Omri Miran warten bis heute auf ihre Befreiung. Dann ging es los. Das Team aus Sha’ar HaNegev lief – im Gedenken an die Geiseln und Ilan Fiorentino – in Schwarz auf, der TuS Maccabi klassisch in Blau. Sha’ar Fiore HaNegev gewann 5:1. Doch allen war die Gemeinsamkeit wichtiger als das Ergebnis.