Keren Hayesod

Spendengala für Israel

Im Juli 1920, auf dem Zionistischen Weltkongress in London, wurde Keren Hayesod (KH) gegründet – eine Organisation, die sich dem Spendensammeln für verfolgte Juden weltweit und dem Aufbau jüdischer Gemeinwesen in Eretz Israel verschrieben hatte.

Auch 70 Jahre nach der Staatsgründung Israels besteht Keren Hayesod fort. Die Berliner Sektion hatte am vergangenen Samstag Sponsoren und Einzelspender zum Dinner gebeten. Mehr als 80 Gäste waren zur Magbit-Eröffnung gekommen, was im Speisesaal des Hotel Mani am Prenzlauer Berg für räumliche Enge sorgte. Nathan Gelbart, der Berliner Vorsitzende von Keren Hayesod, aber zeigte sich zufrieden, waren doch in den vergangenen Jahren nicht immer so viele Spender erschienen.

projekte In diesem Jahr werde das gespendete Geld überwiegend für ein Projekt verwendet, welches »Aleh Negev« heiße, erklärte Nathan Gelbart der Jüdischen Allgemeinen. Dahinter steht ein Dorf am Rande der südisraelischen Kleinstadt Ofakim, wo traumatisierte und behinderte Menschen in einem Rehabilitationszentrum betreut werden. Dabei kommt die weltweit modernste Technik zum Einsatz.

Gegründet wurde dieses bemerkenswerte Projekt vor 15 Jahren von dem Ex-General Doron Almog, der im Juli 1976 mit einer Spezialeinheit die Flugzeugentführung im ugandischen Entebbe erfolgreich beendet hatte. Der einstige Offizier, selbst Vater eines behinderten Sohnes, leitet »Aleh Negev« noch immer.

»Natürlich haben unsere Spender auch die Möglichkeit andere Projekte auszuwählen«, erläuterte Nathan Gelbart. Man schlage auch solche vor wie etwa das für Schulklassen in ärmeren Gegenden, um dort moderne Computertechnik in die Klassenzimmer zu bringen. Auch die Unterstützung von Schoa-Überlebenden werde den Sponsoren ans Herz gelegt.

schoa-überlebende Auf die Frage, wie sie nicht nur in jüdischen Kreisen oft aufgeworfen wird, nämlich wie es möglich sei, dass in einem reichen Land wie Israel viele Schoa-Überlebende an der Armutsgrenze leben müssen, hat Nathan Gelbart eine pragmatische Antwort: »Das ist ein sehr komplexes Thema, welches auch in Israel einen hohen Stellenwert hat. Wir aber sind nicht dazu da, um Kritik zu üben, sondern um zu helfen. Und diese Hilfe muss jetzt erfolgen, solange diese Menschen noch leben, und nicht erst, wenn die Knesset vielleicht in zehn Jahren ein neues Gesetz verabschiedet.«

In einer kurzen Ansprache bedankte sich Botschafter Jeremy Issacharoff ganz offiziell im Namen Israels bei den zahlreichen Spendern und kündigte für den weiteren Abend zwei besondere Gäste aus seiner Heimat an: Miriam Peretz, die für ihr gesellschaftliches Engagement unlängst den Israel-Preis erhielt, und den Songtexter, Komponisten und Interpreten Idan Raichel.

In einer bewegenden Rede wandte sich Miriam Peretz an das Auditorium. Sie habe zwei Söhne während kriegerischer Auseinandersetzungen in Gaza und im Libanon verloren. Diese Verluste aber, so ruft sie den Zuhörern entgegen, hätten sie nicht gebrochen, sondern im Gegenteil sei dadurch ihre jüdisch-israelische Seele gestärkt worden.

zukunft Soldaten wie ihre Söhne seien gefallen, damit israelische Kinder sicher zur Schule gehen können. Es sei nicht heldenhaft, für Israel zu sterben, heldenhaft aber sei es, weiterzumachen und die Zukunft des jüdischen Staates zu sichern.

Dieses optimistische Statement passte zu dem, was zuvor Erez Mannheimer, der frisch gewählte Regional-Direktor von Keren Hayesod Europa, an seinem ersten Tag im neuen Amt meinte, als er Veranstaltungen wie diese als »würdige Antwort auf die antisemitische BDS-Bewegung« bezeichnete.

Den kulturellen Höhepunkt des Abends lieferte dann Israels Pop-Star Idan Raichel am Piano, der gemeinsam mit dem Sänger Ilan Damti einige Stücke aus seinem neuen Album vorstellte. Und das zwei Tage vor dem Start eines fünftägigen Konzert-Marathons in Rischon LeZion. Berlin aber sei für ihn, der hier bereits mehrfach zu den Jüdischen Kulturtagen gastierte, immer ein besonderer Ort, betont Idan Raichel. Schließlich sei er der Enkel einer Berlinerin.

Gespräch

»Nach den Wahlen habe ich geweint«

Sie sind jung, jüdisch und leben in Ostdeutschland. Zwei Wochen nach den Erfolgen der rechtsextremen AfD in Thüringen und Sachsen fragen sie sich: Sollten wir gehen? Oder gerade jetzt bleiben?

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.09.2024

Vertreibung

Vor 600 Jahren mussten die Juden Köln verlassen - Zuflucht auf der anderen Rheinseite

Die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen - und dann ist auf einmal Schluss. Vor 600 Jahren verwies Köln seine Juden der Stadt. Viele zogen darauf gen Osten, manche kamen dabei nur ein paar Hundert Meter weit

von Johannes Senk  19.09.2024

Magdeburg

Jüdischer Kalender für 5785 in Sachsen-Anhalt veröffentlicht

Bereits vor Rosch Haschana ist er als Download verfügbar

 18.09.2024

Augsburg

Jüdische Kulturwoche beginnt in Bayerisch-Schwaben

Führungen, Konzerte und Workshops stehen auf dem Programm

 18.09.2024

Berlin

Für die Demokratie

Ehrenamtspreis für jüdisches Leben für das EDA-Magazin und »BeReshith«

von Katrin Richter  17.09.2024

Hochschule

»Herausragender Moment für das jüdische Leben in Deutschland«

Unter dem Dach der neuen Nathan Peter Levinson-Stiftung werden künftig liberale und konservative Rabbinerinnen und Rabbiner ausgebildet. Bei der Ausbildung jüdischer Geistlicher wird die Uni Potsdam eng mit der Stiftung zusammenarbeiten

von Imanuel Marcus  17.09.2024

Würdigung

Ehrenamtspreise für jüdisches Leben verliehen

Geehrt wurden das »EDA-Magazin« und der Verein BeReshit aus Sachsen-Anhalt

 16.09.2024

Hannover

Leib und Seele sind vereint

Die bucharische Gemeinde eröffnete in ihrem neuen Zentrum drei Mikwaot

von Michael B. Berger  16.09.2024

München

Wehmütig und dankbar

Die Religionslehrerin Michaela Rychlá verabschiedet sich nach knapp 30 Jahren in den Ruhestand

von Luis Gruhler  15.09.2024