Mit einem feierlichen Spatenstich ist am heutigen Donnerstag mit dem Bau der neuen Synagoge am Rottweiler Nägelesgraben begonnen worden. »Das ist ein Tag der Freude auch für mich persönlich«, sagte Rami Suliman, der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft (IRG) Baden. Wichtig sei, nicht nur der Opfer der Schoa zu gedenken, sondern auch einen Grundstein für eine gemeinsame Zukunft zu legen. Die Synagoge sei ein sichtbarer Ausdruck der Freundschaft und als offenes Haus gedacht, als Treffpunkt für alle Menschen.
Tradition »Wir schließen hier an eine lange Tradition an«, betonte Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß. Von den früheren jüdischen Gemeinden Rottweils seien mit der ehemaligen Synagoge und dem Friedhof nur steinerne Zeugen geblieben, nun erhalte die neue Gemeinde ein neues Gotteshaus. Hier hätten Menschen vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion eine neue Heimat gefunden. Die neue Synagoge direkt neben dem mittelalterlichen Stadtkern sei auch »ein Zeichen der Hoffnung, dass die Schrecken des Holocaust endgültig der Vergangenheit angehören.«
Landrat Wolf-Rüdiger Michel erinnerte an die Schrecken des Dritten Reiches, an die Menschen, die hier eine Heimat hatten, »doch der Staat entzog ihnen Würde, Gesundheit, oft das Leben«. Heute sehe man mit Dankbarkeit auf den Neubeginn jüdischen Lebens in Rottweil zurück, als in den 90er-Jahren die ersten Familien aus der ehemaligen Sowjetunion angekommen seien, die Gemeinde gegründet wurde und dann ihre erste Torarolle erhielt. »Religiöses Leben aller Konfessionen muss in der Öffentlichkeit sichtbar werden«, betonte Michel.
Rückkehr Als »wichtigen Meilenstein« bezeichnete Landtagsabgeordneter Stefan Teufel (CDU) den Synagogenbau. Die Gemeinde erhalte mehr als nur einen Raum, sie kehre damit in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurück.
Landesrabbiner Moshe Flomenman betonte, das neue Gotteshaus werde nicht nur Raum für Gebete und das Studium der Tora sein, sondern für den Dialog, eine Begegnungsstätte. Die Vorsitzende der Gemeinde Rottweil/Villingen-Schwenningen, Tatjana Malafy, bedankte sich vor allem bei Rami Suliman, ohne ihn wäre das Projekt nicht zustande gekommen!
Seit Dezember 2002 gibt es in Rottweil wieder eine jüdische Gemeinde. Inzwischen hat die Gemeinde gut 270 Mitglieder. Der seit 2010 anvisierte Neubau am Nägelesgraben soll einem dreiteiligen Zelt ähneln, angelehnt an die Geschichte aus dem Alten Testament vom Stiftszelt, das Moses einst im göttlichen Auftrag errichtet hat.