Pünktlich zum Kundgebungsbeginn am vergangenen Samstag hörte der Regen auf. Rund 500 Menschen aller Altersgruppen hatten sich auf dem George-Grosz-Platz nahe dem Ku’damm zusammengefunden, um gemeinsam ihre Solidarität mit Israel zu zeigen. Veranstaltet hatte die Demonstration unter anderem die Jüdische Gemeinde zu Berlin. Anlass war der alljährliche Al-Quds-Tag, der 1979 vom iranischen Ayatollah Ruhollah Chomeini ausgerufen wurde, um weltweit Muslime für die Befreiung Jerusalems und gegen den jüdischen Staat zu mobilisieren.
So auch in Deutschland, wo sich aufgrund des Konflikts in Gaza in den vergangenen Tagen bereits mehrfach antisemitische Ausschreitungen ereignet hatten. »Juden sollen sich wieder sicher und frei in Berlin bewegen können«, lautete daher die Forderung von Israels Botschafter in Berlin, Yakov Hadas-Handelsman. Offenbar sprach er damit vielen der Anwesenden aus dem Herzen. In wenigen Worten umriss er die Situation im Nahen Osten: »Israel schützt seine Bevölkerung mit Raketen, die Hamas schützt sich vor Raketen mit ihrer Bevölkerung.«
Gedenken Sichtlich bewegt von der unerwartet hohen Zahl an Teilnehmern bedankte sich Hadas-Handelsman für deren Erscheinen und nannte sie »Freunde in schwierigen Tagen«. Für einen Moment der Stille und des Gedenkens sorgte anschließend der Chabad-Rabbiner Yehuda Teichtal mit seinem Gebet für die gefallenen und verwundeten israelischen Soldaten.
»An Tagen wie heute müssen wir als Juden einfach mehr Präsenz zeigen«, erklärte auch Ben, einer der jüngeren Demonstranten. »Wir dürfen den Islamisten und ihren deutschen Verbündeten von rechts und links auf keinen Fall die Straße überlassen.« Mehrfach betonten die Veranstalter, dass die Kundgebung ebenfalls ein Zeichen der Verbundenheit mit allen Palästinensern und Iranern setzen wollte, die unter den Terrorregimen der Hamas und der Mullahs zu leiden haben.
Zudem ging es auch darum, die politischen Ziele der Al-Quds-Tag-Initiatoren endlich einmal beim Namen zu nennen: »Das ist eindeutig eine Hassveranstaltung«, so Volker Beck von den Grünen und Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe. »Die Islamisten fordern ein judenreines Jerusalem. Von einem friedlichen Zusammenleben aller ethnischen und religiösen Gruppen wollen sie nichts wissen.« Für diese klaren Worte erntete er viel Zustimmung.
Zivilcourage Jochen Feilcke von der DIG betonte, dass es den Islamisten um weitaus mehr gehe als nur um Israel. »Sie haben die gesamte westliche Wertegemeinschaft im Visier.« Andere Teilnehmer der Kundgebung widmeten sich der Reaktion der deutschen Politik auf die judenfeindlichen Ausschreitungen in jüngster Zeit. »Seit Wochen brüllen Demonstranten hierzulande antisemitische Parolen«, so Andreas Rink, Barbesitzer aus Kreuzberg. »Aber Aufrufe zur Zivilcourage und Statements gegen Antisemitismus kamen nur sehr verhalten. Deshalb bin ich heute hier.«
Wie konkret dieser Hass aussieht, bekamen die Demonstranten am Ende der Kundgebung zu spüren, als die Al-Quds-Tag-Teilnehmer den George-Grosz-Platz passierten. Dort erblickten sie die Gegendemonstranten mit ihren israelischen Flaggen. Die behelmten Polizisten konnten gewalttätige Angriffe nur mit großer Mühe verhindern.