Ma’alot (Stufen) heißt das Kunstwerk auf Kölns prominentem Heinrich-Böll-Platz zwischen Dom, Rhein und Museum Ludwig. Der Name inspirierte eine Geburtstagsfeier der besonderen Art: Zehn Chöre aus Israel und Köln zogen die Treppen vom Rhein hinauf zum Platz und intonierten dabei Psalmen aus den »Shirei ha Ma’alot«, den Stufen- oder Wallfahrtsliedern.
karavan Die beeindruckende musikalische Performance, die vor der Fassade des Museums seine Fortsetzung fand, war eine doppelte Geburtstagsfeier: In diesem Jahr feiert der Jüdische Nationalfonds Keren Kayemeth LeIsrael (JNF-KKL) seinen 110. Geburtstag, das Werk des israelischen Künstlers Dani Karavan seinen 25.
Herzstück der vieldeutigen Installation ist ein schwarz-weißer gestufter Turm, der ebenso an einen Thron erinnert wie an einen Wachturm. Eine Eisenbahnschiene führt auf ihn zu und weist auf das rechtsrheinische Deutz, von dessen Bahnhof 1941 die Deportation der Kölner Juden begann. Die zum Ensemble gehörenden Akazien und Ahornbäume können als Verweise auf die biblische Geschichte gelesen werden.
zionismus An diesem Abend verweisen sie jedenfalls auch auf das zweite Geburtstagskind. Gegründet 1901 auf dem 5. Zionistenkongress in Basel, ist der Jüdische Nationalfonds eng mit Köln verbunden. Seine Entstehung war eine logische Konsequenz aus der zionistischen Idee: Der Fonds kaufte mit Spenden jüdischer Bürger in aller Welt im damals noch osmanisch beherrschten Palästina Land. Vier Jahre nach der Gründung wurde Max Isidor Bodenheimer Präsident des JNF, dessen Organisation er von 1905 bis 1914 von Köln aus aufbaute.
Der Rechtsanwalt war einer der führenden Köpfe des frühen Zionismus und ein enger Mitarbeiter von Theodor Herzl. Gemeinsam mit David Wolffsohn gründete er die Organisationen der Kölner und deutschen zionistischen Bewegung. Durch sein Engagement wurde Köln für einige Jahre zum Zentrum des deutschen Zionismus. Heute erinnert in der Kölner Richmodstraße, wo Bodenheimer seine Wohnung hatte – gleichzeitig Sitz des JNF –, eine in den Boden eingelassene Platte an den JNF-Präsidenten und Wegbereiter des Zionismus.
psalmen Eine Mitarbeiterin des JNF war es auch, die die Idee für die Veranstaltung hatte. Tal Kaizman konnte als Ideengeberin, Organisatorin und Choreografin der Performance mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sein. Zahlreiche Zuschauer und Zuhörer waren gekommen – und hielten dem Kölner Mai-Nieselregen stand. Die Chöre und ein Bläserensemble – der Bogen spannte sich vom Schalom-Chor der Synagogengemeinde Köln über die israelischen Chöre FaMila und Kochav Ya’ir bis hin zum Mädchenchor am Kölner Dom – boten ganz unterschiedliche musikalische Versionen der Psalmen.
Ganz nebenbei machte die Chor-Performance noch auf ein schwelendes Problem aufmerksam: Karavans Installation ist in einem recht maroden Zustand und bedarf dringend der Sanierung. Professor Georg Quander sprach es in seinen Begrüßungsworten an und stellte Besserung in Aussicht: Nächste Woche, so der Kölner Kulturdezernent, wird Dani Karavan zu Gast in Köln sein, um gemeinsam mit der Stadt eine geeignete Sanierungsmöglichkeit für Ma’alot zu finden.