Vor dem Laden türmen sich Kartons und Pakete. »Als wir passende Räume für unser Geschäft suchten, war uns der breite Gehweg ganz wichtig«, sagt Lali Silber, die Geschäftsführerin von »Lampari«. Denn irgendwo muss die Ware vorübergehend gestapelt werden, bis sie von den Speditionen abgeholt und zu den Kunden gebracht wird – der »Showroom« und die 300 Quadratmeter Lager in der Damaschkestraße 31 seien nun einmal zu klein.
Eigentlich ein gutes Zeichen, das Geschäft scheint zu laufen. Dennoch, so meint die Chefin, sei er schwer, mit koscheren Lebensmitteln auf dem deutschen Markt »Fuß zu fassen«. Ständig müssten sie am Ball bleiben, Kontakte herstellen und pflegen und mit viel Überzeugungskraft ihre Ware vorstellen, so dass neben jüdischen auch nichtjüdische Kunden ihr Angebot attraktiv finden.
Import »Für den hiesigen Markt sind das oft neue Produkte«, meint Lali Silber. Beispielsweise Salzgurken oder Paprika nach israelischer Art – mit viel Sonne gewachsen und anderen Gewürzen als in Deutschland versehen.
Da sie große Mengen überwiegend direkt aus Israel importieren, können sie ihre Produkte preiswert weiterverkaufen. Meis-
tens wird die Ware in Containern geliefert. Immer achten die Silbers darauf, dass die Kaschrut eingehalten wird. »Wir arbeiten mit den Rabbinern von Chabad, der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und der Lauder-Foundation sehr gut zusammen.« Aber auch außerhalb Berlins hätten sie gute Beziehungen zu den Rabbinern.
Kunden Zu ihren Kunden zählen neben Gemeinden und synagogalen Betergemeinschaften mittlerweile auch Kaufhäuser – darunter sogar das KaDeWe.
Ob Großabnehmer oder Einzelbesteller, alle werden gleich gut bedient, versichert Lali Silber. »Unsere oberste Regel heißt, dass der Kunde zufrieden sein muss.« Wenn es mal vor den Feiertagen zu knapp wird, geht die Bestellung per Express raus, die Gebühr zahlen sie selbst. Oder wenn eine Gemeinde eine große Bestellung aufgibt und ein kleines Glas oder Päckchen mit spezieller Ware haben möchte, die sie nicht anbieten, dann komme es vor, dass sie bei einem koscheren Laden in Berlin das Gewünschte einkaufen und ohne Aufpreis weitergeben. »Dann haben wir unsere Arbeitszeit investiert und keinen Cent daran verdient«, sagt sie.
Viel Wert legen sie auch auf eine gute Beratung. Welcher Wein passt zu dem Gericht und welcher Brandy kommt gut an – sie können weiterhelfen. »Wir laden unsere Kunden auch gerne ein und präsentieren ihnen unser Sortiment«, sagt Lali Silber. Das Vertrauen müsse wachsen. Die Informationen müssten 100-prozentig stimmen. Damit sie für die Kunden interessant bleiben, schauen sie immer nach neuen Produkten und seien häufig auf Messen unterwegs.
Seit vier Jahren sind Lali Silber und ihr Mann Juli nun schon im Geschäft mit den koscheren Waren: Ihre Idee war von Anfang an, einen koscheren Discounter zu etablieren und Kunden in Deutschland und den Nachbarländern mit ihren Produkten zu beliefern. Die entsprechende Angebote in Berlin fanden sie damals zu »übersichtlich«.
Idee Bevor sie auf Lebensmittel umstiegen, hatten sie mehr als 20 Jahre lang ein Computer-Geschäft und importierten und exportierten in die damaligen Ostblockländer. Damals habe ihnen sehr geholfen, dass sie Deutsch, Hebräisch, Englisch, Georgisch, Lettisch und Polnisch sprechen.
Julis Mutter stammte aus dem ehemaligen Königsberg. Später floh sie nach Riga und kam anschließend über Israel nach Berlin. Den 67-jährigen Ingenieur zog es wegen seiner Eltern vor mehr als 30 Jahren nach Berlin. Lali Silber kommt aus Georgien. In Israel arbeitete sie als Rundfunkredakteurin und war Gesandte von Keren Hayesod, durfte viel reisen, um Vorträge zu halten. Als das Paar nach Berlin kam, fanden beide keine Anstellung. »Wir wollten aber arbeiten«, sagen sie unisono. So bauten sie schließlich ihr Geschäft auf.
Potenzial Seit Kurzem haben sie Unterstützung von Mishel Menasherov, ihrem Enkelsohn, der Wirtschaft studiert hat. »Es war immer mein Traum, selbständig zu arbeiten«, sagt der 25-Jährige. Er war gleich für diese Tätigkeit zu begeistern. »Ich habe hier viel Potenzial gesehen.«
Vor ein paar Monaten stieg er ein und fing an, das Geschäft etwas umzustrukturieren. Sein Ziel: weg vom »Tante-Emma- Laden«. Andere Produkte, mehr Konzentration auf den deutschen Markt und mehr Internetpräsenz. Vorher sei viel mit Stift und Papier gearbeitet worden, nun gibt es drei Computer. Noch drei weitere Angestellte sind mit von der Partie.
Neu ist auch, dass sie nun tiefgefrorenes Fleisch anbieten und noch mehr Lagerräume haben. Eine Weintheke will er nun neben dem Showroom bauen lassen, um Proben anbieten zu können, von edlen Tropfen aus Israel, Italien und Frankreich.
Lampari ist übrigens georgisch und heißt übersetzt »Lichtsäule« oder »Laterne«. Und wie eine Laterne soll ihr Laden auch für ihre Kundschaft leuchten, erläutert die 64-jährige Lali Silber den Firmennamen.