Berlin

Sieben Chöre an drei Tagen

Festival-Chef Busch-Petersen Foto: Gregor Zielke

Es war Oberkantor Magnus Davidsohn, der in der Pogromnacht 1938 die letzten Noten aus der brennenden Synagoge in der Fasanenstraße rettete. Er war es auch, der nach seiner Emigration nach London der erste Kantor der neu gegründeten Belsize Square Synagogue im Nordwesten der britischen Hauptstadt wurde. Mit den geretteten Noten baute er einen Chor auf, der bis heute besteht.

Der Professional Choir of Belsize Square Synagogue ist nur einer von sieben Chören, die an diesem Wochenende beim dritten Louis-Lewandowski-Festival auftreten werden. Das Festival synagogaler Chormusik widmet sein Programm in diesem Jahr Werken jüdischer Komponisten, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. Zum Beispiel den beiden Kantoren aus Berlin und Leipzig, Arno Nadel (1878–1943) und Samuel Lampel (1884–1942), die in Auschwitz ermordet wurden.

Themenjahr Festivaldirektor Nils Busch-Petersen hat diesen Schwerpunkt nicht ohne Grund gesetzt, denn die Veranstaltungsreihe will sich mit seinem Programm an dem Berliner Themenjahr »Zerstörte Vielfalt« orientieren. Unter dem Motto »Zerrissenes Firmament« treten unter anderem der Leipziger Synagogalchor, der Synagogenchor Basel, The Zimratya Cantors Choir aus Jerusalem und der Breslauer Synagogenchor auf.

Eröffnet wird das Festival am Freitag mit einem Konzert im Gemeindehaus in der Fasanenstraße mit dem Synagogal Ensemble Berlin unter der Leitung von Regina Yantian und dem Kantor Isaac Sheffer. Im Anschluss an das Konzert werden verschiedene Gottesdienste stattfinden. »Die Besucher des kostenlosen Eröffnungskonzerts sollten pünktlich sein, da es nur so viele Plätze geben wird, wie vorhanden sind«, sagt Yantian, die für die künstlerische Leitung des Festivals zuständig ist.

Und das Interesse an allen Konzerten ist groß, glaubt man den Veranstaltern. So gibt es für das Abschlusskonzert nur noch wenige Karten. Besonders der Auftritt des Upper Galilee Choir in der Krankenhauskirche im Wuhlgarten wird, geht man vom bisherigen Kartenverkauf aus, gut angenommen. Das sei, sagt Carolyn Naumann vom Louis-Lewandowski-Festivalbüro, eine große Überraschung, da die Besucher nicht allzu oft in den Bezirk Marzahn-Hellersdorf kämen, um Synagogalmusik zu hören. Auch die Anwohner seien wegen des bevorstehenden Festivals schon freudig aufgeregt.

Workshops Zwar nicht öffentlich, aber ein fester Bestandteil der Veranstaltungsreihe sind die Lectures und Workshops für die Chöre. Auch dort wird sich alles um das Themenjahr drehen. Ein weiterer Eckpunkt für die Chöre, die sich für das Festival übrigens mit Hörproben bewerben müssen, sei der Besuch des jüdischen Friedhofs Weißensee. »Es sind immer sehr bewegende Momente wenn alle am Grab von Louis Lewandowski stehen, und die Chöre wünschen sich diesen Besuch«, erklärt Busch-Petersen, der bereits nach Ende des dreitägigen Events wieder anfangen wird, Spenden für das kommende Festival zu sammeln.

2014 wird es dann unter dem Motto »Stars and Stripes« um die amerikanische Schule der Synagogalmusik gehen, so viel will Busch-Petersen schon mal verraten. Welche Chöre dann mit dabei sein werden, das steht noch nicht fest.

Beim Abschlusskonzert am Sonntag zumindest werden alle sieben Ensembles in Deutschlands größter Synagoge in der Rykestraße im Prenzlauer Berg gemeinsam auftreten.

Das Louis-Lewandowski-Festival findet vom 20. bis zum 22. Dezember an verschiedenen Orten in Berlin statt. Karten und weitere Informationen gibt es unter www.louis-lewandowski-festival.de und an der Abendkasse

Gemeinden

Blick auf ein besonderes Jahr

Die Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagte in München. Für große Begeisterung im Saal sorgte die Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder

von Katrin Richter  24.11.2024

Gastro

Wie bei Muttern

Das Flair der 1920er-Jahre trifft auf die Moderne. In Clärchens Ballhaus hat das Restaurant Luna DʼOro eröffnet. Es gibt Tatar-Igel, Spreewald-Gurken und Broiler

von Alicia Rust  24.11.2024

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in München

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt traditionell einmal im Jahr zusammen – am letzten Sonntag im November

 24.11.2024 Aktualisiert

Porträt der Woche

Familie als Sujet

Elinor Sahm ist Israelin, Künstlerin, Mutter und lebt jetzt in Berlin

von Alicia Rust  23.11.2024

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024