Noa Lerner-Sauerbaum hatte immer viele neue Ideen im Kopf. Sie baute den Tourismus für jüdische Orte in Deutschland und in mehr als 165 Destinationen weltweit auf. Sie konnte Menschen zusammenbringen und für ihre Projekte begeistern. Vergangenen Freitag ist Noa Lerner-Sauerbaum im Alter von 56 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Die Beerdigung findet am heutigen Donnerstag auf dem jüdischen Friedhof Scholzplatz statt. Das Kaddisch spricht Rabbiner Boris Ronis. Es trauern um sie ihr Mann Peter Sauerbaum, ihr erwachsener Sohn Lior, ihre Eltern und viele Freunde auf der ganzen Welt.
In der Nähe von Düsseldorf kam Noa Lerner-Sauerbaum 1965 zur Welt. Sie studierte katholische Theologie in Münster und entschied sich später, zum Judentum zu konvertieren. 1999 kam sie nach Berlin, wo sie sich erst der Beterschaft der Synagoge Oranienburger Straße und zuletzt der Pestalozzistraße anschloss.
TÄTIGKEITEN Ferner war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an mehreren Institutionen wie dem Moses Mendelssohn Zentrum der Uni Potsdam, dem Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte in Duisburg und der Alten Synagoge in Essen. »Dem Judentum habe ich mich über viele Jahre hinweg ganz allmählich genähert«, sagte sie einmal.
»Dem Judentum habe ich mich über viele Jahre hinweg ganz allmählich genähert«, sagte sie einmal.
Nach einer Fortbildung im Multimediabereich gestaltete sie die Website »Milch und Honig«, eine Art Adressbuch mit kleinen Texten zu jüdischen Orten. Jahre später wendeten sich amerikanische Touristen an sie – das war die Geburtsstunde der jüdischen Spaziergänge durch Berlin. Bald kamen immer mehr Orte dazu, Voraussetzung war eine jüdische Gemeinde vor Ort. Allerdings setzte Corona dem Unternehmen zu, da keine Touristen mehr kamen.
Ihr jüngstes Projekt war das Theaterschiff MS Goldberg, das gerade in einer Werft umgebaut wird. Dort wollte sie als Gastgeberin ab Herbst Interessierte einladen. Auf dem Schiff sollen Aufführungen, Lesungen, Konzerte, Diskussionen und kulinarische Veranstaltungen angeboten werden. Auch ihre Leidenschaft für das Zusammenkommen vieler Menschen sollte hier einen Ort finden. »Sie war eine starke Frau und wird uns allen fehlen«, sagt Rabbiner Walter Rothschild. Christine Schmitt