Mit einer Gedenkstunde haben die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und die Jüdische Gemeinde am Mittwoch an Trude Simonsohn (1921-2022) erinnert. Die Schoa-Überlebende und Zeitzeugin, Frankfurts Ehrenbürgerin und Trägerin der Wilhelm-Leuschner-Medaille war am 6. Januar im Alter von 100 Jahren verstorben.
Zahlreiche Weggefährten und Familienangehörige Simonsohns, Kommunal- und Landespolitiker sowie Vertreter von Gemeindevorstand, Gemeinderat und Rabbinat versammelten sich am späten Vormittag in der Paulskirche.
MENSCHLICHKEIT »Trude Simonsohn hat die Herzen der Menschen erreicht. Sie war ein Mensch mit Herz«, sagte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Er würdigte Simonsohns unermüdliches Auftreten als Zeitzeugin vor Jugendlichen: »Sie erzählte, wie Menschlichkeit Unmenschlichkeit besiegen kann.«
Salomon Korn bezeichnete Simonsohns glückliche Kindheit als »Zugang und Schlüssel zu ihrem bewegten Leben«.
Trude und ihre Ehemann Berthold Simonsohn hätten nach der Schoa eine Heimat in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt gefunden, betonte Feldmann. »Ohne Trude wäre diese Stadt weniger«, resümierte der Oberbürgermeister.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erinnerte sich an Trude Simonsohn als »eine ungewöhnlich zugewandte, warmherzige, freundliche Dame«. Dass sie nach der Ermordung ihrer Eltern in der Schoa und dem Grauen von Theresienstadt und Auschwitz den Neuanfang schaffte, sei »bewundernswürdig«.
MISSION Trude Simonsohn habe, so Bouffier, eine Mission gehabt: »Darüber zu berichten, was war.« Sie habe viele junge Menschen erreichen wollen. Simonsohn sei »eine der herausragenden Streiterinnen für Demokratie und Freiheit« gewesen, sagte Bouffier, der Ende Mai aus dem Amt scheidet.
Korn würdigte zudem Trude Simonsohns langjähriges Engagement im Frankfurter Gemeindevorstand und -rat.
Salomon Korn, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, bezeichnete die glückliche und behütete Kindheit Simonsohns als »Zugang und Schlüssel zu ihrem bewegten Leben, vor allem aber zu ihrem, einem Wunder gleichenden Überleben während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft«.
Korn sprach zudem über Simonsohns Zeit im NS-Vernichtungslager Auschwitz, welches die Zeitzeugin in ihren Erinnerungen als »Hölle« bezeichnete. Das weitgehende Vergessen des dort erlebten Grauens sei für Simonsohn lebensnotwendig gewesen.
Salomon Korn würdigte überdies Trude Simonsohns langjähriges Engagement im Gemeindevorstand und -rat. »Die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main gedenkt einer außergewöhnlichen Zeugin des Jahrhunderts, einer politisch stets aufrechten, solidarischen Freundin Israels, der Meinungsfreiheit sowie demokratisches Denken und Handeln über alles ging.«
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