Mit einer Kundgebung erinnerten am Dienstagabend laut Veranstalter rund 150 Menschen an Blanka Zmigrod. Die 68-jährige Frankfurter Jüdin und Schoa-Überlebende wurde am 23. Februar 1992 auf ihrem Heimweg von einem schwedischen Rechtsextremisten erschossen. Der Täter wurde 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt.
Die Gedenkkundgebung fand an der Ecke Kettenhofweg/Niedenau im Frankfurter Stadtteil Westend – dem damaligen Tatort – statt. Sie wurde von Ruben Gerczikow, Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und der European Union of Jewish Students, initiiert.
ANSPRACHEN Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen zeigt sich Gerczikow erfreut über die Resonanz: »Ich bin sehr positiv überrascht.« Er habe die Kundgebung nur für 100 Teilnehmer angemeldet.
Laura Cazés, Referentin für Verbandsentwicklung der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), moderierte die Kundgebung. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner, die den Prozess gegen den Mörder von Blanka Zmigrod beobachtete, und die Überlebende des Halle-Attentats Rebecca Blady hielten Ansprachen.
Auch Gerczikow und Marc Grünbaum, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, sprachen auf der Kundgebung.
Die Redner hätten die Kontinuität des rechten Terrors in Deutschland betont, berichtet Gerczikow. Sie stellten zudem heraus, dass Antisemitismus und Rassismus nie weg gewesen seien. Auch die Fragen, warum es so lange gedauert hat, bis der Täter in Deutschland verurteilt wurde und weshalb diese Tat nie in einen politischen Kontext gesetzt wurde, seien zur Sprache gekommen.
SCHMERZ Grünbaum erinnerte daran, dass Blanka Zmigrod als Schoa-Überlebende ein neues Leben in Deutschland aufbauen wollte. »Dass der gleiche Hass, dem sie einige Jahre zuvor entkommen ist, sie letztlich hier eingeholt hat, ist besonders tragisch und schmerzvoll«, sagte Grünbaum.
Die Frankfurter Gemeinderabbiner Avichai Apel und Julian-Chaim Soussan sprachen das »El Male Rachamim«.
»Wir dürfen nie vergessen, was auch in unserer offenen und toleranten Stadt passieren kann, wenn Antisemitismus und Rassismus keinen Einhalt geboten werden«, mahnte er.
Die Frankfurter Gemeinderabbiner Avichai Apel und Julian-Chaim Soussan sprachen das »El Male Rachamim«. Außerdem legten die Teilnehmer der Kundgebung eine Schweigeminute ein.
DENKMAL Die Petition, in der Ruben Gerczikow den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und die Stadt Frankfurt auffordert, ein Denkmal für Blanka Zmigrod zu errichten, zählt inzwischen über 30.000 Unterzeichner. Die Anzahl der Unterschriften habe sich am Tag der Kundgebung verdoppelt, so Gerczikow.
Feldmann und Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) bekundeten bereits ihre Unterstützung für Gerczikows Initiative. Auch die Jüdische Gemeinde unterstützt sie.
Die ersten politischen Schritte zur Errichtung eines Gedenkorts seien inzwischen im Gange, berichtet Gerczikow. Im zuständigen Ortsbeirat sei ein entsprechender Antrag eingereicht worden: »Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn die bürokratischen Hürden abgeschlossen sind, ein Ort des Erinnerns an Blanka Zmigrod geschaffen.«