An Lag BaOmer hegen die Jüdischen Gemeinden landauf und landab dieselbe Hoffnung: dass das Wetter schön ist – oder es zumindest nicht regnet. Denn traditionell finden an dem Halbfeiertag, der im Gedenken an den Bar-Kochba-Aufstand gegen die Römer gefeiert wird, Grillfeste und Picknicks statt. Ein Tag, auf den religiöse Juden besonders warten. Denn in der siebenwöchigen Omer-Zeit – den beschwerlichen Tagen zwischen dem Auszug aus Ägypten (Pessach) und dem Empfang der Zehn Gebote am Berg Sinai (Schawuot) – feiern traditionelle Juden sonst keinerlei Feste.
Dafür lassen sie es am 33. Tag der Omer-Zählung (Lag BaOmer) krachen, an dem der Legende nach in antiker Zeit auch ein kleines Wunder geschah: Von einem auf den nächsten Moment verschwand an jenem Tag eine Seuche unter jüdischen Gläubigen, die Tausende hingerafft hatte – das Sterben der Schüler Rabbi Akiwas endete.
Wochentag So lässt sich Chabad Offenbach nicht von einer Lag-BaOmer-Feier abhalten – auch wenn das Fest auf einen normalen Arbeitstag fällt. Damit möglichst viele Berufstätige mit von der Partie sein können, beginnt die Grillparty im Garten der Jüdischen Gemeinde Offenbach erst um 18 Uhr. Für die Kinder steht eine Hüpfburg bereit, es gibt Koscheres zum Grillen.
In Göttingen wird ab 17 Uhr, ebenfalls im Garten der Gemeinde, gegrillt, in Rostock veranstaltet das Jugendzentrum eine Party. In Düsseldorf gibt’s nachmittags ein Fest im Schulzentrum. Mit Hüpfburg, Lagerfeuer und Bogenschießen. »Wir hoffen, dass etwa 200 Kinder und Erwachsene teilnehmen werden«, sagt Inessa Libskaja, Event-Managerin der Gemeinde.
Das Lag-BaOmer-Grillfest der Jüdischen Gemeinde Hamburg steht unter dem Motto »Sonne, Mitzwa und Wurst. Alles koscher!«. Die Gemeindemitglieder feiern ab 16.30 Uhr an der Synagoge Hohe Weide. Auch hier steht eine Hüpfburg bereit, es gibt Leckeres vom Grill.
Party In Köln wird gleich die ganze Stadt zum Fest eingeladen: Die Synagogen-Gemeinde feiert pünktlich an Lag BaOmer ihren Israel-Tag, der unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Jürgen Roters steht. Die Kölner werden von 16 bis 20 Uhr auf dem Rudolfplatz mit kölscher und internationaler Musik bespielt, es gibt israelische Spezialitäten und ein Bridge-Turnier von Makkabi.
In Frankfurt veranstaltet erstmalig der Kabbala-Kreis um Rabbiner Shlomo Raskin eine Lag-BaOmer-Feier. Chabad unterstützt in der Mainmetropole in diesem Jahr die I. E. Lichtigfeld-Schule bei ihrer allgemeinen schulischen Vorbereitung auf den Feiertag. Die Grundschüler werden zunächst mit einer einstündigen Power-Point-Präsentation darauf vorbereitet, was an Lag BaOmer passiert ist und warum das Fest begangen wird. Danach geht es in einen nahe gelegenen Park, wo die Schüler picknicken und an Spielen teilnehmen können, die die Organisatoren vorbereitet haben. Die Älteren machen längere Ausflüge und Fahrradtouren.
Angebote Weil auch jene, die weder Schüler noch Lehrer sind, gerne ohne Zeitdruck feiern, haben einige Gemeinden ihre Lag-BaOmer-Feiern kurzerhand aufs Wochenende verschoben. So feiert etwa die Jüdische Gemeinde Hameln am Freitag unter der Anleitung von Rabbiner-Student Adrian Schell im Garten der evangelischen reformierten Kirche ein Lag-BaOmer-Picknick mit anschließendem Kabbalat Schabbat.
Zudem veranstaltet die Gemeinde, in Zusammenarbeit mit Schell, am Sonntag von 14 bis 17 Uhr einen Jugendzentrumstag zu Lag BaOmer, zu dem besonders Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 14 Jahren eingeladen sind – zum Basteln, Malen, Singen und Grillen.
Ebenfalls am Sonntag begeht die Jüdische Gemeinde Freiburg Lag BaOmer mit einem gemeinsamen Grillen. Damit die Gemeindemitglieder das zu einem richtigen Ausflug machen können, findet die Veranstaltung auf dem Gelände der Tiengener Hütte im Südwesten Freiburgs statt. Da diese nur mit dem Auto zu erreichen ist, organisiert der Gemeindevorstand sogar einen Shuttle-Service.
Auch in Mainz handelt die Gemeinde pragmatisch und feiert am 17. Mai, dem christlichen Himmelfahrtstag, weil »da alle frei haben«. Im Garten an der Synagoge wird für Familien der Grill angeworfen, es werden Spiele organisiert und ein Theaterstück aufgeführt. Vielleicht ja eines, das an den Aufstand von Bar Kochba erinnert. Und übrigens darf auch geheiratet werden an diesem Tag. Doch dazu gab es offenbar keine Anmeldungen. Eher schon beim Friseur, denn Haareschneiden ist in der Omerzeit eben auch nur an diesem 33. Tag erlaubt.