Rebecca Siemoneit-Barum (37) ist neu in der Jury der Jewrovision. Die Schauspielerin, bekannt aus der Lindenstraße, trat schon als Kind im Zirkus Barum auf – ihr Vater ist der Zirkusdirektor Gerd Siemoneit-Barum. Zuletzt wurde Rebecca als Kandidatin des RTL-Dschungelcamps (»Ich bin ein Star – holt mich hier raus«) bekannt. Doch nach zehn Tagen war für die Mutter von zwei Kindern Schluss – Ende Januar wurde sie von den Zuschauern rausgewählt und kehrte aus dem Camp im sonnigen Australien zurück nach Einbeck in Niedersachsen, wo sie mit ihrer Familie lebt.
Frau Siemoneit-Barum, wie haben Sie die Teilnahme am Dschungelcamp verkraftet?
Es war toll, wieder nach Hause zu kommen. Dicke Schneeflocken fielen – das war so richtig deutsch. Ich reise ja viel, war aber noch nie so weit weg, denn ich habe Flugangst und vertraue nur der EL AL. Total viele verrückte Dinge habe ich während der Show getan, die ich sonst niemals tun würde, wie aus einem Helikopter zu springen. Ein großartiges Erlebnis.
Mussten Sie Kakerlaken essen – die ja bekanntermaßen auf keiner Koscher-Liste stehen?
Ich bin drum herum gekommen, das ist ja das Verrückte. Ich war zehn Tage lang in diesem Camp. Aber ich habe gemerkt, dass die Möglichkeiten, sich in dieser Show zu präsentieren, beschränkt sind, wenn man nicht auf Krawall aus ist – und das bin ich eben nicht. Ich bin ein ruhiger, zurückhaltender, diplomatischer Mensch, weshalb ich wenig Sendezeit bekam.
Sie sind das erste Mal Jurymitglied der Jewrovision. Was empfehlen Sie den Kids für ihren Auftritt?
Selbstsicher zu sein. Talent ist etwas, das aus den Menschen herausbrodelt. Das sieht man sofort. Das Wichtigste ist, das Lampenfieber zu überwinden. Ich hatte früher stark darunter gelitten. Meine ersten Töne waren deshalb immer schief.
Haben Sie einen Tipp?
Da hilft nur, gut vorbereitet zu sein, immer wieder aufzutreten und zu lernen, selbstsicher zu werden. Auch die Leidenschaft muss spürbar sein.
Wie wird man sicherer?
Die Vorbereitungen sind wichtig. Harte Arbeit steht am Anfang. Deshalb ist es entscheidend, was in den Jugendzentren vorher geleistet wurde.
Freuen Sie sich auf Ihre Arbeit als Jurymitglied?
Ich finde das klasse und bin gespannt auf die Show – und auch auf die Kolleginnen.
Stärkt der Song Contest die jüdische Identität?
Ja, auf jeden Fall. Es ist ja so, dass wir in Deutschland sozusagen gezwungen sind, solche Veranstaltungen durchzuführen, weil unsere jüdische Identität fast komplett ausgelöscht wurde. Es wäre schöner, wenn es die Normalität wäre.
Sie sind in Ulm aufgewachsen ...
Dort wurde ich nur geboren, ich bin im Zirkus groß geworden.
Wie kann man dort eine jüdische Identität entwickeln?
Gar nicht. Das habe ich erst später gemacht. In der Familie meiner Mutter wurde das Judentum nicht gelebt. Das Einzige, was immer an die jeweilige Tochter vererbt wurde, war ein Magen David. Und es wurde über Moses, nicht über Jesus gesprochen.
Haben Sie Weihnachten gefeiert?
Ja. Ich wurde als Kind evangelisch getauft, obwohl meine Eltern Atheisten sind. Ein Kind im Zirkus zu taufen, gehört dazu. Später besuchte ich ein katholisches Mädchengymnasium. Ich merkte, dass hier etwas nicht stimmt, denn ich fand keinen Zugang zum Christentum. Als Teenager erfuhr ich von meiner Mutter, dass ich jüdisch bin. Ich war unglaublich erleichtert und trat sofort aus der Kirche aus.
Gibt es denn überhaupt eine jüdische Infrastruktur bei Ihnen in Einbeck?
Nein, null. Ich bin eine sogenannte Landjüdin und habe meine Online-Gemeinde über Facebook. Wenn ich in anderen Städten bin, dann gehe ich in die Synagoge.
Mit der Schauspielerin sprach Christine Schmitt.