RIAS

Sechs Monate Antisemitismus

Foto: Getty Images / istock

Weiterhin begegnet Antisemitismus Betroffenen in allen Bereichen ihres Alltags. Das geht aus einer am Mittwoch vergangener Woche veröffentlichten Auswertung der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) mit dem Titel »Antisemitische Vorfälle in Berlin, Januar bis Juni 2020« hervor.

Bedrohungen So wurden RIAS im ersten Halbjahr insgesamt 410 antisemitische Vorfälle bekannt. Diese Zahl umfasst sechs Angriffe, 25 gezielte Sachbeschädigungen, 20 Bedrohungen, 301 Fälle verletzenden Verhaltens und 58 antisemitische Massenzuschriften.

Trotz der massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der Pandemie seit März blieb die Zahl der antisemitischen Vorfälle geringfügig unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2019. Weiterhin wurden im Durchschnitt mehr als zwei Vorfälle pro Tag gemeldet.

Pandemie Auffällig ist, dass jeder sechste dokumentierte antisemitische Vorfall in Berlin einen Bezug zur Covid-19-Pandemie hat – insgesamt 67 Vorfälle hatten diesen Bezug, darunter eine Bedrohung, 15 Massenzuschriften, 20 Versammlungen im Zuge der Proteste gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und 31 Fälle verletzenden Verhaltens. Die letztgenannte Zahl umfasst auch vier antisemitische Störungen von Veranstaltungen, die pandemiebedingt in den Online-Bereich verlagert wurden.

Bei den antisemitischen Vorfällen des ersten Halbjahrs konnten – auch und gerade in der Ausnahmesituation einer Pandemie – einige Kontinuitäten zu den Vorjahren festgestellt werden. Zwar war eine Folge der zeitweiligen Verlagerung des öffentlichen Lebens von der Straße ins Netz die deutliche Abnahme antisemitischer Angriffe.

Institution Dennoch blieb Antisemitismus im öffentlichen Raum weiterhin stark präsent und hatte fast dieselbe Anzahl an Betroffenen wie im Vorjahreszeitraum. Bekannt gewordene antisemitische Vorfälle richteten sich anteilig sogar noch etwas deutlicher gegen jüdische und als jüdisch wahrgenommene Einzelpersonen und Institutionen.

Die Pandemie wirkte sich auch thematisch aus: Während israelbezogener Antisemitismus eine geringere Rolle spielte, waren antisemitische Verschwörungsideologien und andere Stereotype des modernen Antisemitismus jetzt stärker präsent.

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024

Aus einem Dutzend Ländern kamen über 100 Teilnehmer zum Shabbaton nach Frankfurt.

Frankfurt

Ein Jahr wie kein anderes

Was beschäftigt junge Jüdinnen und Juden in Europa 13 Monate nach dem 7. Oktober? Beim internationalen Schabbaton sprachen sie darüber. Wir waren mit dabei

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Porträt

»Da gibt es kein ›Ja, aber‹«

Der Urgroßvater von Clara von Nathusius wurde hingerichtet, weil er am Attentat gegen Hitler beteiligt war. 80 Jahre später hat nun seine Urenkelin einen Preis für Zivilcourage und gegen Judenhass erhalten. Eine Begegnung

von Nina Schmedding  19.11.2024