In etwas weniger als 100 Tagen startet in Düsseldorf das größte jüdische Sportereignis des Landes in diesem Jahr. Bei den Makkabi Deutschland Games (MDG) werden vom 21. bis 24. Mai Kinder, Jugendliche und Erwachsene antreten. Nach derzeitigem Stand gehen sie in zwölf Sportarten an den Start, von Fußball, Futsal, Basket- und Beachvolleyball über Schach, Golf, Fechten und Bridge bis hin zu Segeln, Karate, Schwimmen, ParaSports und E-Sports.
Die Voraussetzungen fürs Mitmachen sind einfach: Sportlich und jüdisch sollte man sein – oder nichtjüdisches Mitglied bei einem der Makkabi-Vereine. Das ist neu. »Sie verabschieden uns immer mit einem weinenden Auge, wenn wir zur Maccabiah nach Israel fahren, weil dort nur Juden teilnehmen dürfen. Deswegen finden wir es richtig, dass sie bei den deutschen Spielen mitmachen können«, sagt Ariel Leibovici, sportlicher Leiter der Spiele. Neu ist auch, dass es keine getrennten Games mehr für Sportler unter 18 und Erwachsene geben wird. Das Programm für die Junioren beginne allerdings einen Tag früher, damit die Kinder und Jugendlichen Zeit miteinander verbringen können.
e-Sports Wie schon 2018 in München bei den Junior Games sind diesmal auch wieder E-Sports im Angebot. »Natürlich wollen die meisten Leute lieber an Sportarten teilnehmen, bei denen man sich bewegt«, sagt Leibovici, »aber wir glauben, dass dies eine Sportart mit Zukunft ist.« Ganz genau wissen die Organisatoren noch nicht, welchen E-Sport sie anbieten werden, »aber es wird wahrscheinlich ein Fußballspiel sein, das ist schließlich auch das, was die meisten am liebsten spielen. Auf jeden Fall werden wir nichts mit Mord und Totschlag anbieten, wir haben schließlich pädagogische Pflichten gegenüber den Jugendlichen.«
Ganz automatisch mit im Programm sind internationale Begegnungen mit anderen jüdischen Sportlern. »Makkabi Dänemark wird mit Golfern und Tischtennisspielern antreten, Israel mit mindestens fünf Basketballmannschaften, die Niederlande mit Fußball-Teams, dazu kommen noch Sportler aus der Schweiz, Österreich und der Ukraine«, zählt Ariel Leibovici auf.
Es werden auch Sportler aus der Schweiz, Österreich und der Ukraine erwartet.
Seit einem Jahr laufen die Planungen für das große Event, bei dem es nicht nur um Sport gehen wird. Am Freitag während der Games steht beispielsweise ein großer Kabbalat Schabbat auf dem Programm, dazu werden unter anderem Ausstellungen und Workshops, Kultur und interkulturelle Begegnungen angeboten.
Ein Drittel der Anmeldungen sei schon eingegangen, berichtet Alex Bondarenko, Organisationsleiter der Games. »Insgesamt rechnen wir mit 700 bis 800 Teilnehmern.« Das klingt nach viel Arbeit für das Team, aber Bondarenko bleibt gelassen: »Wir haben breite Schultern, auf die wir die Aufgaben verteilen können«, sagt er. Zu den zehn bis 15 Personen im Organisationsteam kommen schließlich viele Freiwillige sowie unter anderem die Verantwortlichen für die einzelnen Bereiche. Wer ehrenamtlich bei den MDG mithelfen möchte, könne sich gerne noch melden, sagt der Organisationsleiter.
Segeln Für den neu aufgenommenen Segel-Wettbewerb habe man »eine ganz tolle Anlage gefunden«, sagt Bondarenko. Nun hofft man auf gute Resonanz bei den jüdischen Seglern und Seglerinnen. Boote, so betonen die Veranstalter, müssen zu den Games nicht extra mitgebracht werden, sondern stehen vor Ort leihweise zur Verfügung.
Und weil Sport ohne Publikum nur der halbe Spaß ist, soll auch für Zuschauer gesorgt werden. »Man kann spontan kommen, die Games kosten keinen Eintritt und werden komplett für Zuschauer offen sein«, stellt Bondarenko klar. Für Publikum und Gäste werden überdies auch Aktivitäten angeboten. »Wir wollen schließlich den jüdischen Spirit zeigen und andere damit anstecken.«
Beim Kosher Run sind nicht nur Athleten, sondern auch Freizeitsportler aus jüdischen Institutionen und Gemeinden am Start.
Besonders freut sich Alex Bondarenko übrigens auf den Kosher Run, die geplante größte jüdische Laufveranstaltung, die im Rahmen der Games stattfinden wird. Angelehnt an den Fun Run der Makkabiade werden am Fünf-Kilometer-Lauf nicht nur Athleten und Athletinnen, sondern unter anderem auch Mitglieder jüdischer Organisationen und Gemeinden teilnehmen. »In Kostümen, mit Maskottchen. Fahnen oder Transparenten, das wird ein kunterbuntes Spektakel.«
Ein ganz wichtiges Thema für die MDG-Veranstalter ist Inklusion. Der Makkabi-Vizepräsident für Sport, Alfi Goldenberg, erklärt, dass damit nicht nur Turniere für Menschen mit Beeinträchtigung gemeint sind, man ist vielmehr stolz darauf, barrierefreien Zugang für alle zu bieten. In Zukunft möchte Makkabi auch eigene Gruppenleiter für Para-Sportarten ausbilden. Für Düsseldorf wird Simon Beckmann von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) die Ansprechperson für Menschen mit Beeinträchtigung sein.
website Auch die Website soll an die Bedürfnisse beeinträchtigter Sportler und Sportlerinnen angepasst werden und bald für Sehbehinderte problemlos benutzbar sein. Programminhalte im Internet, visuelle Inhalte wie Fotos und Videos werden auf der Makkabi-Internetseite nun nach und nach mit detaillierten, vorlesbaren Beschreibungen versehen. »Das ist schon ein gewisser Aufwand«, bestätigt Alfi Goldenberg, »aber es ist ein unabdingbarer Weg, wenn wir für die Vereine neue Leute ansprechen wollen.«
Natürlich gebe es in Deutschland nicht viele jüdische, sportaffine und körperlich oder geistig Beeinträchtigte, »aber selbst wenn wir nur fünf Menschen erreichen, ist das doch für uns wie für diese Leute eine große Sache, die ihnen außerdem eine ganz neue Welt eröffnen kann«.
Schnupperkurse In Schnupperkursen wie Rollstuhlbasketball oder Blindenfußball, wo alle Teilnehmer undurchsichtige Schutzbrillen tragen und mit einem Glöckchen versehenen Ball spielen, soll außerdem das Verständnis für Menschen mit Beeinträchtigung gefördert werden.
Ein wichtiges Thema ist auch die Inklusion von Sportlern mit Beeinträchtigungen.
Und egal, ob gehandicapt oder nicht, Alfi Goldenberg hat für alle den gleichen Rat: »Meldet euch an. Vielleicht passt es ja, und ihr findet Spaß am Sport bei Makkabi, und wenn nicht, habt ihr immerhin ein tolles jüdisches und sportliches Wochenende in Düsseldorf erlebt.«
Anmeldungen sind bis Ende März möglich. Das Mindestalter beträgt zwölf Jahre, ein Höchstalter gibt es nicht. Der Eigenanteil für die Teilnehmer beträgt 150 Euro. Darin sind unter anderem die Übernachtungen (bei den Jugendlichen vier, bei den Erwachsenen drei) sowie Vollverpflegung und Turnierteilnahme enthalten. Hinzu kommen für die Sportler und Sportlerinnen noch die Reisekosten. Anmelden kann man sich online.