Es war eine Befreiungsaktion, wie sie abenteuerlicher nicht hätte sein können: Israelische Elitesoldaten flogen nach Entebbe, getarnt mit Uniformen der lokalen ugandischen Armee und einem schwarz lackierten Mercedes, wie ihn der brutale Diktator Idi Amin gern vorfahren ließ. Um Eigenbeschuss zu vermeiden und von den Soldaten Ugandas unterscheidbar zu bleiben, trugen viele Mitglieder der Einheit den typisch israelischen »Kova Tembel«-Hut als Erkennungszeichen.
Schon die Übungen hätten gezeigt, dass die Aktion »völlig unmöglich war und deshalb gelingen wird«, wie Avner Avraham die Eigenheiten und Hintergründe der »Operation Entebbe« vor den Zuhörern im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern erläuterte. Der ehemalige Mossad-Offizier war für das vierte Event der Reihe »JewTalks«, die vom Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde mitveranstaltet wird, nach München gekommen. Co-Organisator Guy Katz zeigte sich in seinem Grußwort stolz darauf, dass die Vortragsreihe immer wieder viele Zuhörer zusammenbringe, die für »Freiheit, Sicherheit und Menschenwürde« einstehen würden.
Warum sich jetzt die Operation aus dem Jahr 1976 in Erinnerung rufen?
Warum aber sich jetzt die Operation aus dem Jahr 1976 in Erinnerung rufen? »Es stellt sich ein Gefühl des Déjà-vu ein«, meinte Ellen Presser, Leiterin des Kulturzentrums, über die Ereignisse von damals unter Bezug auf Geiseln in der Gegenwart. Geschichte habe scheinbar wiederkehrende Momente: Seinerzeit hatten arabische und zwei linksradikale Terroristen eine Air-France-Maschine aus Tel Aviv entführt, israelische und jüdische Passagiere von den restlichen Fluggästen selektiert und sie vor den Augen der Weltöffentlichkeit als Geiseln am Flughafen Entebbe festgehalten. Die Operation, bei der fast alle Geiseln gerettet werden konnten, zeigte in Pressers Worten: »Israel lässt seine Menschen nicht im Stich.«
Das angesprochene Gefühl des Déjà-vu unterstrich auch Avrahams Vorführung des Kurzfilms Cohen on the Bridge des Regisseurs Andrew Wainrib. Der dokumentarische Animationsfilm belegte anhand von Original-Kommentaren der Überlebenden, wie sehr die Selektierung der Geiseln ihnen die Gräueltaten des Holocaust in Erinnerung rief – nicht zuletzt, weil unter ihnen auch noch Schoa-Überlebende waren.
Die Parallelen zur heutigen Situation der israelischen Geiseln in Gaza diskutierte Avraham ausführlich bei einer von JewTalks-Co-Organisatorin Jil Meiteles moderierten Runde mit dem Publikum. In der aktuellen Situation erkannte er aber andere Ausgangsbedingungen als 1976 in Uganda: Weder seien die Geiseln in Gaza an einem einzigen zugänglichen Ort noch schienen Verhandlungen wirklich realistisch zu sein. Der Nachhall der Geschichte bleibe zwar, aber die Gegenwart bringe ihre eigenen Herausforderungen mit sich.