Alice Kolesnichenko (14)
Mir fallen zu Purim sofort Hamantaschen ein. Meine Mutter macht die sehr, sehr gut. Die gelingen ihr einfach immer. Als Kind hat mich die Purimgeschichte richtig fasziniert. Ich sagte mir, wow, da geht es ja richtig zur Sache. Mit Gut und Böse und so. Heute denke ich: Nun gut, eine Geschichte eben. Zum Feiern komme ich aber auf jeden Fall in die Gemeinde, zumal ich die Party letztes Jahr verpasst habe – und mir hinterher alle erzählt haben, wie toll es gewesen ist. Vor zwei Jahren hieß das Motto »Asien«, und ich bin in einem langen blauen Kimono gekommen. Weshalb man sich zu Purim verkleidet, hat sicher auch etwas mit Fasching zu tun. Zum Fasching war ich übrigens auch schon eingeladen. Ich bin da dann auch hingegangen. Umgekehrt könnte ich ja mal eine nichtjüdische Freundin zum Feiern mit in die Gemeinde bringen. Die anderen sollen ja auch etwas über uns erfahren.
Bobby Epstein (18)
Im Grunde ist Purim schon eher ein Kinderfest. Im Kindergarten und in der Grundschule haben wir viel darüber gehört, geredet, gelernt, gelacht, uns gegenseitig Geschenke mitgebracht. Am liebsten bin ich als Spiderman gegangen. Den fand ich so richtig cool. Ja, Purim erinnert mich an früher. Aber natürlich kann man auch als Jugendlicher etwas daraus machen. Eine Purimparty zum Beispiel. Alkohol ist für mich überhaupt kein Thema. Ich trinke Wasser oder Apfelsaft. Die Purimgeschichte behält, glaube ich, ihre Aktualität. Wahrscheinlich wird es immer irgendwo einen »bösen König« und einen »guten Retter« geben. Damals war es eben eine gute Retterin. Esther. Wenn sie heute leben würde, stelle ich sie mir als starke, wunderhübsche Frau vor, die weiß, wo sie steht, die gute Prinzipien hat und die für etwas kämpft.
Oleg Grygorov (13)
Ich und meine Familie sind nicht so religiös, und deshalb feiern wir die jüdischen Feiertage nicht so wirklich. Aber ich werde in die Gemeinde gehen und dort Purim feiern. Letztes Jahr bin ich als bunter, schräger Vogel gegangen, mit einer verrückten Maske. Dieses Jahr werde ich wahrscheinlich kein Kostüm tragen, höchstens eine Perücke. Besonders toll fand ich mal einen, der als Astronaut verkleidet war. Der hatte alles selbst gebastelt! Dafür hat er dann auch den ersten Preis gewonnen. Purim ist Haman, und Purim sind Hamantaschen. Dann natürlich noch Esther. Die stelle ich mir so vor: hübsch, nett, freundlich und höflich. Gut, wenn man auf die höhere Schule geht, vergisst man die Purimgeschichte so ziemlich. Wenn man mir aber zwei, drei Worte gibt, bin ich wieder voll drin. Der Höhepunkt der Geschichte ist für mich, als Haman hingerichtet wird.
Olga Gerbliska (15)
An Purim mag ich die Süßigkeiten und die Geschichte. Esther als Heldin finde ich toll. Als kleines Kind wollte ich natürlich immer nur Esther sein. Das wollen ja fast alle kleinen Mädchen: Esther sein und dann aussehen wie eine Prinzessin. Heute denke ich anders über Esther. Würde sie heute leben, wäre sie eine souveräne Frau – zwar feminin, aber eben auch souverän. Eine Frau, die sich durchsetzen kann. Auch wenn man kein Kind mehr ist, sollte man ungefähr wissen, worum es in der Purimgeschichte so geht. Verkleiden kann man sich, wenn man will. Wenn es in der Gemeinde eine Party gibt und die ein Motto hat, werde ich mich verkleiden. Dann wird mir schon eine Idee kommen. Hoffentlich gibt’s Hamantaschen! Die schmecken natürlich sehr gut. Allerdings, als ich die mal selbst gebacken habe, waren sie nicht ganz so lecker.
Aufgezeichnet von Katrin Diehl. Alle Jugendlichen, die uns ihre Purim-Geschichte erzählt haben, wohnen in München.