Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg ein Gesprächsangebot von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angenommen. »Man kann nur etwas ändern, wenn man miteinander spricht«, sagte der 99-jährige Weinberg am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Als Reaktion auf den Antrag der Unionsfraktion für eine verschärfte Asylpolitik, den der Bundestag mit AfD-Stimmen angenommen hatte, hatte Weinberg am Donnerstag gemeinsam mit dem Fotografen Luigi Toscano erklärt, dass er die ihm verliehene Auszeichnung nicht mehr tragen wolle. Dass die Union ihren Antrag mit Stimmen der AfD durchgesetzt hat, sei »ein Schlag ins Kontor«. Er äußerte sich besorgt darüber, dass »die Rechtsradikalen so stark geworden sind«.
Bundespräsident Steinmeier hatte öffentlich sein Bedauern über die Entscheidung geäußert und eine Gesprächseinladung ausgesprochen. Das Büro des Bundespräsidenten habe sich bei ihm gemeldet, sagte Weinberg. Steinmeier wolle mit ihm und Luigi Toscano sprechen. Noch stehe nicht fest, wo sie sich treffen. Weinberg sagte, ihm gehe es darum, »Zufriedenheit für beide Seiten« zu erreichen.
Albrecht Weinberg ist als Zeitzeuge vielfach geehrt worden. 2017 bekam er das Bundesverdienstkreuz. Der fast 100-Jährige hält nach wie vor Vorträge, um Lehren aus der Vergangenheit anzumahnen. Der aus Italien stammende deutsche Fotograf Luigi Toscano erlangte weltweite Bekanntheit mit seiner Ausstellung »Gegen das Vergessen« mit Aufnahmen von mehr als 400 Überlebenden des Holocaust. epd