Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit soll die neue Potsdamer Stadtsynagoge am 4. Juli in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit einem Festakt eingeweiht werden. Das Gebäude wurde vergangene Woche in die Trägerschaft der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) übergeben. Mit der symbolischen Schlüsselübergabe erhalte die ZWST die Freigabe zur umfassenden Nutzung des Gebäudes, teilte Brandenburgs Kulturministerium mit. Der rund 16,5 Millionen Euro teure Neubau wurde vom Land Brandenburg finanziert.
In den zurückliegenden zwei Jahren sei es der ZWST gelungen, mit den sich beteiligenden vier jüdischen Gemeinden ein kooperatives Nutzungskonzept zu erarbeiten: der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam, der Synagogengemeinde Potsdam, der Gemeinde Adass Israel und der Gemeinde Kehilat. Sie werden es jetzt umsetzen. Dies teilte die ZWST am Montag in einer Presseerklärung mit.
Die ZWST ist für drei Jahre Trägerin der Synagoge.
Die ZWST ist für drei Jahre Trägerin der Synagoge. Danach soll sie den jüdischen Gemeinden übergeben werden. In Potsdam gibt es derzeit fünf Gemeinden mit rund 750 Mitgliedern sowie eine Studierendengemeinde. Das Synagogenzentrum mit religiösen, sozialen und kulturellen Angeboten der Gemeinden soll eine Anlaufstelle für alle in Potsdam und Brandenburg lebenden Jüdinnen und Juden sein. Ziel des Jüdischen Zentrums ist es, diese Angebote unter einem Dach zusammenzufassen. Durch das Bündeln der Aktivitäten innerhalb eines Zentrums werden neue Perspektiven und Möglichkeiten geschaffen und Hemmnisse abgebaut.
»Die Einweihung im Juli bedeutet einen Durchbruch für die jüdische Gemeinschaft in Potsdam und Brandenburg. Das neue Synagogenzentrum ist – gerade im Kontext krisenhafter Zeiten – ein Symbol dafür, dass jüdisches Leben sichtbar und unverrückbar in die Mitte der Gesellschaft gehört«, so ZWST-Präsident Abraham Lehrer.
Das Synagogenzentrum mit Raum für 199 Beter sei ein Gebäude mit einem besonderen Sicherheitsstandard, hieß es beim Brandenburger Kulturministerium. Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte bei der Schlüsselübergabe, es sei höchste Zeit, dass Jüdinnen und Juden »einen Ort bekommen, der Heimat und Zuflucht ist«. Die neue Synagoge sei ein »Symbol dafür, dass jüdisches Leben in Potsdam wieder dort präsent und sichtbar ist, wo es hingehört: im Herzen der Stadt, in unserer Mitte«.
Das Synagogenzentrum sei ein Ort der Religion, der Begegnung, des Gedenkens und der Verständigung. Der Direktor der ZWST, Aron Schuster, sagte, der zentrale Ort gebe der jüdischen Gemeinschaft in Zeiten großer Unsicherheit Rückhalt. Zugleich werde damit das Versprechen bekräftigt, dass die jüdische Gemeinschaft trotz aller Herausforderungen auch in Brandenburg einen festen Platz in der Gesellschaft habe.
Der Grundstein für das neue Synagogen- und Gemeindezentrum wurde im November 2021 gelegt.
Der Grundstein für das neue Synagogen- und Gemeindezentrum wurde im November 2021 gelegt. Nach Angaben des Architekten Jost Haberland ist das Gebäude mit Besucher-Café auf Wunsch der jüdischen Gemeinden als offenes Haus konzipiert worden. Der rund zehn Meter hohe Synagogenraum mit einer Frauenempore mit 50 Plätzen ist barrierefrei mit einem Schabbataufzug zu erreichen.
Bereits 2005 wurde das Bauvorhaben im Staatsvertrag des Landes mit dem damaligen jüdischen Landesverband festgehalten. Am Standort der alten Potsdamer Synagoge wurde zu DDR-Zeiten ein Wohnhaus errichtet. epd/ja