Laut geht es zu im Saal. Paarweise stehen sich Kinder gegenüber, mit Schreien und Handbewegungen versuchen sie, den jeweiligen Gegner zu beeindrucken. »Krav Maga – Israelische Selbstverteidigung« ist einer von über zehn Workshops am Samstagnachmittag im Rahmen des Mini-Machanes der Jewrovision.
Neben dem Machane »Alumni 18plus«, das sich an junge Leute zwischen 18 und 35 Jahren richtet, die mit der Jewrovision quasi aufgewachsen sind, aber noch immer gern beim Event mit dabei sein wollen, ist das Mini-Machane äußerst beliebt bei den Kindern und Jugendlichen. So hören sie dann auch gespannt zu, wenn der Krav-Maga-Trainer Linir Mizrahi erklärt, wie diese Kampfsportart funktioniert.
Man müsse den Angreifer demoralisieren – und zwar sehr schnell. Das bedeute auch, ihm Schmerz zuzufügen. Im Alltag würde man dann genau diesen Moment nutzen, um wegzulaufen. Mizrahi komme zwar aus Israel, doch Krav Maga habe er erst in Berlin kennengelernt, erzählt der 38 Jahre alte Sportler. Immer mehr junge Leute begeisterten sich für diese Art der Selbstverteidigung, die sich weder mit Karate noch mit dem brasilianischen Kampftanz Capoeira vergleichen ließe.
Simon aus Hannover hat sich für diesen Workshop entschieden, weil er Kampfsport generell mag. Nun sei er neugierig, wie das »jüdisch« funktioniere. Ben aus Chemnitz und David aus Dresden hingegen wussten nicht so richtig, was sie machen sollten. Sie interessierten sich weder für koschere Küche noch für Rap und coole Gangster oder »Jewish Superheroes«. Also meldeten sie sich für Krav Maga an. Entscheidend sei doch, miteinander Zeit zu verbringen und Spaß zu haben.
Eurovision Großen Spaß haben auch ein Dutzend Mädchen und ein paar Jungs mit der Eurovision-Sängerin Maya Saban. Sie leitet in einem kleinen Raum in der alten Börse den Workshop »Sing my Song«. Die Musikerin stimmt ihre Kursteilnehmerinnen mit einer Mini-Jewrovision auf den Abend ein. Vorbild ist der Song Satellite, mit dem Lena 2010 in Oslo den Eurovision Song Contest gewann. Den kennen alle. »Love, oh love«, singt Maya vor – die kleine Runde wiederholt.
Stars wie Maya Saban und Daniel Donskoy unterrichten die Kids.
Einige der Jugendlichen singen selbst im Chor oder spielen ein Instrument. Beim Workshop geschieht alles a cappella – am Ende sogar mehrstimmig. Elisabeth und Miriam aus Leipzig könnten sich nach anderthalb Stunden Probe vorstellen, selbst einmal bei der Jewrovison teilzunehmen. Auch sie wissen, dass es bislang kein ostdeutsches Jewrovision-Team gibt.
szenen Anders als beim Gesangscoaching geht es im Saal Petersburg sehr turbulent zu. Auch den Workshop »Ich bin ein Star« mit dem Schauspieler Daniel Donskoy besuchen vor allem Mädchen und junge Frauen. Bekannt ist der Nachwuchs-Star als Pfarrer der RTL-Serie Sankt Maik.
Möglicherweise träumen einige der Jugendlichen davon, einmal selbst am Set zu stehen oder auf einer Bühne aufzutreten. Fast tänzerisch schafft es der 28-jährige Donskoy, einzelne Teilnehmer auf das Parkett zu holen.
Abi-Ball Geprobt werden kleine Szenen aus dem Stegreif – wie beispielsweise das organisatorische Chaos eines Abi-Balls zu einem heftigen Streit führt, der dann geschlichtet werden muss.
Schnell sieht man, wer Talent zum Spielen, zum Sprechen oder zu beidem hat. David erklärt den Kursteilnehmern auch, wie ein Gespräch zwischen zwei jungen Frauen gedreht wird. Ein hartes Stück Arbeit, wenn die gleiche Szene 20- oder 30-mal wiederholt werden muss. Einen kleinen Blick hinter die Kulissen gibt es dann auch noch: Denn Daniel Donskoy erzählt, wie schwer es ist, da anzukommen, wo er heute ist.
Nach einer langen Schauspiel-Ausbildung in London und New York, nach Umwegen über Tel Aviv und Berlin, wo er mitunter als Barkeeper arbeitete und angefangen hatte, Biologie zu studieren, holte ihn die Kunst wieder ein.
Daniel freut sich, wie viele Kinder und Jugendliche nun an der Jewrovision teilnehmen. So ähnlich habe auch er einmal angefangen, sagt er. Wichtig sei es, sich interkulturell und musisch zu bilden.
Man müsse nicht mit einem Davidstern herumlaufen und laut sagen, ich bin Jude. Worte bewirkten viel mehr. Man dürfe aber auch stolz sein. Und so vermittelt der Schauspieler in diesen anderthalb Stunden auch ein großes Stück jüdisches Selbstbewusstsein.
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