Eine kleine Ausstellung zum jüdischen Alltagsleben und zur Glaubenswelt ist derzeit im Schulmuseum in Leipzig zu sehen. Gestaltet wurde sie von Studenten der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig im Rahmen ihres Bachelor-Studiengangs Museologie. »Was ist die Tora, wann beginnt der Schabbat, wozu dient der Schofar? Die Besucher können hier einen Einblick in die jüdische Lebenswelt erhalten.
»Die Studierenden lernen im dritten und vierten Semester, selbstständig eine Ausstellung zu planen und zu realisieren. Das Ausstellungsteam suchte sich das Thema jüdisches Alltagsleben in Leipzig selbst aus«, erklärt Gisela Weiß, Professorin für Museumspädagogik der HTWK. Die beiden Studenten Jessica Krischker (22) und Jelle Hofs (21) waren zuvor noch nicht mit dem Thema in Berührung gekommen, andererseits aber aufgeschlossen für Neues.
So suchten sie den Kontakt zur jüdischen Gemeinde in Leipzig, besuchten das Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus und fanden in Rabbiner Zsolt Balla einen Gesprächspartner, der sie mit Leihgaben, wie einem Sederteller aus seinem Besitz, für die Ausstellung unterstützte, aber auch auskunftsbereit war. Nicht zuletzt besuchten die Studenten Veranstaltungen im Ariowitsch-Haus, um einen Einblick in jüdisches Leben zu erhalten.
FRAGEN »Ich unterstütze alle seriösen Initiativen, die anderen das Judentum näherbringen, also auch diese«, sagt Rabbiner Balla. Er hat die Zusammenarbeit mit Jessica und Jelle in guter Erinnerung und beantwortete ihnen Fragen wie: »Wann beginnt das jüdische Jahr? Warum ist die Tora wichtig? Was ist ein Tallit?« Ausgestellt sind das Buch Esther, ein Torazeiger oder ein aufwendig gestalteter Ehevertrag.
In einem zweiten Raum geht es um den Kreislauf des Lebens von der Wiege bis zur Bahre und welche Bräuche es begleiten. Wie werden die Neugeborenen in die jüdische Gemeinde aufgenommen? Welche Hochzeitsrituale gibt es? Auch das Sterben wird nicht ausgeklammert. Gisela Weiß erklärt, es gehe darum, »Menschen einen Einblick zu geben, die nichts oder nicht viel über jüdisches Leben und den jüdischen Glauben wissen«. Vor allem an sie richtet sich die kleine Ausstellung in den zwei Räumen des Schulmuseums.
Schwierig war es, den
Facettenreichtum des Judentums
knapp und verständlich
darzustellen.
Schwierig war, jüdische Geschichte und jüdisches Leben mit seinen vielen Facetten in aller Knappheit darzustellen, sodass es für Nichtkundige verständlich bleibt. Dazu führten die Ausstellungsmacher ein Interview mit dem Leipziger Rabbiner, das in der Ausstellung über Kopfhörer zu hören ist, und fragten ihn, was ein Rabbiner tut, oder welche Bedeutung der Talmud hat.
FOTOGRAFIEN In Vitrinen sind Judaica ausgestellt, Schautafeln mit Erläuterungen und großformatige Bilder, die die Leipziger Fotografin Silvia Hauptmann – eine langjährige Wegbegleiterin der Leipziger Gemeinde – zur Verfügung gestellt hat. Wichtig sei Jessica Krischker und Jelle Hofs eine schlichte, sachliche Gestaltung gewesen.
Die Studenten mussten von der Idee über die Objektrecherche bis zur Eröffnung im September alle Schritte der Ausstellungplanung entwickeln und dabei Menschen überzeugen, ihnen Exponate zu überlassen. Die jüdische Gemeinde lieh einen Auszug aus der Tora aus. »Diese Ausstellung war für uns eine besondere Herausforderung, da sie über lange Zeit öffentlich zu sehen ist und viele Besucher hat, da muss alles stimmen«, sagt Weiß.
Es ist nicht die erste Ausstellung im Schulmuseum, die in Zusammenarbeit mit der HTWK entstanden ist. Für Museumsleiter Thomas Töpfer birgt die jetzt gezeigte Ausstellung einen gewissen Überraschungseffekt, denn »mit einer Exposition zum jüdischen Glauben rechnen unsere Besucherinnen und Besucher nicht unbedingt«, so Töpfer. Bislang beschäftigte sich das Ende der 90er-Jahre entstandene Museum mit dem Schulwesen der Stadt Leipzig.
Die Ausstellung im Schulmuseum Leipzig, Goerdelerring 20, ist bis zum 11. Januar 2019 montags 9–18 Uhr, dienstags bis freitags 9–16 Uhr zu sehen.